Entwicklungsmotor für die Alpenregionen

 

erstellt am
23. 10. 14
10.00 MEZ

Internationale Konferenz zum Alpenraum-Programm in Salzburg mit knapp 500 Teilnehmern aus sieben Alpenstaaten
Salzburg (lk) - Der Alpenraum muss sich auch in nächster Zukunft einer Reihe von globalen Herausforderungen stellen. Viele davon treffen den Alpenraum in besonderer Weise wie Klimawandel, soziodemografischer Wandel oder die zunehmende Mobilität von Gütern und Personen. Andere, wie die zunehmenden Spannungen auf dem Energiemarkt, wirken sich indirekt auf den Alpenraum aus.

"Diese Herausforderungen können kaum durch eine Region allein, sondern am besten durch gemeinsam getragene, grenzübergreifende Entwicklungsmaßnahmen bewältigt werden. Das Alpenraum-Programm konnte mit seinen Projekten auch in Salzburg Akzente setzen und neue Erkenntnisse einbringen. Die Alpen sind mehr als nur ein Raum mit Tradition, schöner Natur, hohem touristischen und großem Freizeitwert. Der Alpenraum ist breiter als nur das Berggebiet in seinem Kernbereich – er reicht weit in das Umland der Alpen als Region hinein. Der Fokus Salzburgs ist einerseits auf den inneralpinen Kernraum gerichtet – der durch eigenständige Regionalentwicklungen gestärkt werden muss – als auch auf den Ausbau der Vernetzung und des Austausches des Kerngebietes mit den Räumen im Vorfeld der Alpen", erklärte Dr. Christian Salletmaier, Fachreferent für Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik, am 22.10. bei einem Informationsgespräch zur zweitägigen Konferenz des Alpenraum-Programms in Salzburg, an der knapp 500 Fachleute aus allen sieben Alpenstaaten teilnahmen. "Der 'Lebensraum Alpen' und die 'Alpen als Lebensraum' stehen im Mittelpunkt der Bemühungen Salzburgs, sowohl im Alpenraumprogramm der Periode 2014 bis 2020 als auch bei der Entwicklung der makroregionalen Strategie Alpenraum EUSALP, bei der dieselben sieben Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien Österreich, Slowenien und Schweiz und Liechtenstein) eng abgestimmt agieren müssen, um den gewünschten Erfolg, nämlich die Stärkung des Alpenraumes, zu erreichen", so Salletmaier weiter.

Scharf: Alpenraum auf EU-Ebene weiter stärken
Die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf betonte: "Der Alpenraum steht vor großen Herausforderungen. Beispielsweise gefährdet der weltweite Klimawandel das in Europa einzigartige Ökosystem der Alpen mit seinen 43.000 Tier- und Pflanzenarten. Nur mit einer länderübergreifenden Kraftanstrengung können wir die anstehenden Aufgaben lösen. Die Erhöhung der Förderungen gibt den richtigen Weg vor." Auf Initiative Bayerns wird derzeit zusammen mit den sieben Alpenstaaten und den 48 Alpenregionen zusätzlich eine Alpenstrategie erarbeitet. Ziel ist eine enge Zusammenarbeit bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen sowie die bessere Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Die Alpenstrategie soll bis Herbst 2015 vorliegen. Scharf: "Der Schutz der Umwelt ist ein wichtiger Bestandteil der Alpenstrategie. Die Alpen sind ein Juwel der Artenvielfalt im Freistaat: 80 Prozent aller bayerischen Arten leben in diesem einzigartigen Lebensraum. Gefährdete Tiere und Pflanzen wie Steinadler, Enzian und Edelweiß sind dort zuhause. Tiere und Pflanzen kennen keine nationalen Grenzen. Gemeinsam mit den anderen Alpenstaaten wollen wir eine grenzüberschreitende Biotopvernetzung aufbauen und dadurch Korridore für die Wanderung von Tieren und Pflanzen sichern. Das neue EU-Förderprogramm ist ein wichtiger Grundstein für die Alpenstrategie. Die Entwicklung des Alpenraums kann nur mit einer soliden finanziellen Basis vorangebracht werden", so Scharf.

Bouchet: Mehr Abstimmung, um Wirkung zu verstärken
Für eine bessere Abstimmung der Förderprogramme auf nationaler, regionaler, europäischer und grenzüberschreitender Ebene, um die Hebelwirkung zu verstärken, sprach sich Claire Bouchet, Landesrätin für regionale Entwicklung der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur (Frankreich) aus. Im Sinn einer "Alpenagora" sollen der Austausch und die Zusammenarbeit der Alpenakteure gefördert und Projekte durch partizipative Plattformen generiert werden. "Wichtig ist dabei, dass soziale Innovationen unter Einbeziehung der Bedürfnisse der Bevölkerung entwickelt werden", so Bouchet und nannte die Bereiche Berufsbildung und Gesundheit an erster Stelle.

Luminati: Ausgleich und Austausch statt Klein gegen Groß
"Auch in den Berggebieten wünschen sich die Menschen einen mit den Städten vergleichbaren Lebensstandard, gleichzeitig bringen sie eine hohe Affinität zur Erhaltung des kulturellen Erbes mit. Durch das Alpenraum-Programm kommt es zu einem Austausch zwischen Zentrum und Peripherie, der durchaus fruchtbar ist", betonte Cassiano Luminati, Präsident der Region Valposchiavo im Schweizer Kanton Graubünden. Seine Heimatregion ist ein Berggebiet, das sich als Gegengewicht zu den zentralen Ballungsgebieten sieht. "Valposciavo ist im Vergleich zu den übrigen Regionen im Alpenraum-Programm zwar sehr klein, wir können aber sehr von der Kooperation profitieren. Immer wieder habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kollegen anderer Regionen an den genau gleichen Fragestellungen arbeiten. Und: letztes Ziel unseres Strebens muss nicht ein ewiges Mehr an Wachstum sein, sondern liegt vielmehr in der Pflege der Qualität und der Absicherung langfristiger und nachhaltiger Errungenschaften", so Luminati.

Salzburg ist seit 2000 Verwaltungsbehörde
Das Alpenraum-Programm (www.alpine-space.eu) wurde erstmals in der Periode 2000 bis 2006 aufgesetzt, derzeit läuft der Genehmigungsprozess für das Programm 2014 bis 2020 bei der Europäischen Kommission. Der Kooperationsraum umfasst Regionen in Österreich, Slowenien, Liechtenstein, Schweiz (jeweils gesamtes Staatsgebiet), Frankreich, Deutschland und Italien. Die Partnerstaaten haben das Land Salzburg 2000 mit der Funktion der Verwaltungsbehörde des Programms betraut. Damit trägt das Land, vertreten durch den Fachbereich Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik in der Wirtschaftsabteilung, die Gesamtverantwortung für ordnungs- und plangemäße Umsetzung des Programms und der geförderten Projekte.

Das Programm hat sich in den vergangenen 14 Jahren enorm entwickelt: Zunächst galt es, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit sieben Staaten mit unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen zu finden und stabile Strukturen und Prozesse zur Abwicklung eines komplexen EU-Programms aufzubauen. In jüngsten Jahren hat sich der Schwerpunkt hin zur besseren Steuerung der Projektentwicklung, zur Sicherung und Weiterentwicklung der Projektergebnisse und zu Impulsen zu alpenweiten Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel und Diskussionsprozessen wie jenem zur Entwicklung einer makroregionalen Strategie für den Alpenraum verlagert.

Seit 2000 mehr als 1.000 Partner und 100 Projekte
Die Bilanz des Alpenraum-Programms kann sich sehen lassen: Seit dem Jahr 2000 haben in zwei Programmgenerationen mehr als 1.000 Institutionen und Verwaltungseinrichtungen in mehr als 100 Projekten fach- und ebenenübergreifend mit Partnern aus anderen Ländern zusammengearbeitet und vieles erreicht: Raumplanungsmodelle, alpenweite Zusammenarbeit beim Risikomanagement, integrative Konzepte zur besseren Anpassung an den Klimawandel, Lösungen zum Innovations- und Technologietransfer oder Vernetzung von Nationalparks.

In der neuen Periode 2014 bis 2020 wird das Programm Kooperationsprojekte fördern, die dazu beitragen, regionale Innovationen anzustoßen, den CO2-Ausstoß zu verringern, die Umwelt zu schonen bzw. die natürlichen und kulturellen Ressourcen behutsam zu nutzen sowie die über Fach- und Verwaltungsebenen übergreifende Kooperation im Alpenraum zu stärken. Das gesamte Programmbudget beläuft sich auf rund 140 Millionen Euro. Davon stammen rund 117 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Projekte können aus dem Programm mit bis zu 85 Prozent der Kosten kofinanziert werden. Verschiedene Gruppen von Akteuren sind angesprochen, Projekte umzusetzen, wie lokale, regionale oder nationale Verwaltungen, Agenturen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Interessenvertretungen oder Nichtregierungsorganisationen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.alpine-space.eu/

 

 

 

 

 

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