Industriekonjunktur trübt sich in Österreich weiter ein

 

erstellt am
31. 10. 14
10.00 MEZ

Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt auf 46,9 Punkte und erreicht tiefsten Wert seit zwei Jahren – Tempo beim Jobabbau nimmt zu
Wien (bank austria) - Die Abkühlung der Industriekonjunktur in Österreich beschleunigte sich im Herbst spürbar. „Die Konjunkturlage in der Industrie war seit zwei Jahren nicht mehr so schwierig wie diesen Herbst: Im Oktober ist der Bank Austria EinkaufsManagerIndex gegenüber dem Vormonat um einen weiteren Punkt auf 46,9 gesunken und zeigt ein stärkeres Schrumpfen der Industrie als im Vormonat an. Damit unterschreitet der Indikator den zweiten Monat in Folge die 50er-Grenze“, fasst Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer zusammen. In der monatlichen Umfrage unter den österreichischen Einkaufsmanagern im Oktober weisen fast alle Komponenten auf eine Talfahrt hin. „Aufgrund fehlender Aufträge, haben die österreichischen Betriebe im Oktober die Produktionsleistung deutlich reduziert. Sinkende Preise, ein sehr bedachtsames Lagermanagement und der Abbau von Beschäftigten sind weitere Folgen der derzeitigen Nachfrageschwäche“, ergänzt Bruckbauer.

Die schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen für die heimische Industrie zeigen sich in der spürbaren Verschlechterung der Auftragslage. „Die österreichischen Betriebe verzeichneten im Oktober die stärksten Auftragseinbußen seit zwei Jahren. Die Nachfrage aus dem Ausland ging bereits den zweiten Monat in Folge zurück, dazu kommt, dass insbesondere Bestellungen aus dem Inland stark nachließen. Daher haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktionsleistung deutlich verringert“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der Produktionsindex ist auf 47,5 Punkte gesunken und erreicht damit den tiefsten Wert seit eineinhalb Jahren. Darüber hinaus weisen die weiter sehr stark verringerten Auftragspolster auf die anhaltenden Überkapazitäten in der österreichischen Industrie hin.

Die österreichischen Industriebetriebe haben begonnen, die Personalkapazitäten an die schwache Auftragslage anzupassen. „Die Zurücknahme der Produktion in der Industrie im Oktober führte auch zu einem verringerten Beschäftigtenstand, wobei sich der Jobabbau gegenüber dem Vormonat spürbar verstärkt hat“, so Pudschedl. Insgesamt meldeten 15 Prozent der befragten Betriebe, dass sie im Oktober Entlassungen vorgenommen haben.

Die Abkühlung der Industriekonjunktur im Oktober schlägt sich auch deutlich in den Preistrends nieder. „Zwar gingen erstmals seit einem halben Jahr die durchschnittlichen Einkaufspreise in der österreichischen Industrie aufgrund der Verbilligung von Rohöl und anderen Rohstoffen, wie vielen Metallen und Kunststoffen, zurück, jedoch mussten diese Kostenvorteile im schwachen Nachfrageumfeld weitgehend an die Kunden weitergereicht werden – auch um aktiv Neugeschäft zu generieren“, ergänzt Pudschedl. Sinkende Einkaufspreise bei gleichzeitig rückläufigen Verkaufspreisen im Oktober führten dazu, dass sich keine spürbare Veränderung der Ertragssituation der österreichischen Industriebetriebe ergab.

„Die österreichischen Industriebetriebe haben im Oktober auf ein besonders vorsichtiges Lagermanagement eingeschwenkt, das auf eine sehr zurückhaltende Einschätzung der zukünftigen Geschäftsaussichten schließen lässt“, meint Bruckbauer. Die niedrigeren Produktionsanforderungen im Oktober führten zu einer Anpassung der Einkaufsmenge, die drastisch verringert wurde. Dies führte zu einem weiteren Abbau der Bestände an Vormaterialien. Seit mittlerweile fast einem Jahr werden die Lagerbestände nun reduziert. Der Abbau im Oktober war der stärkste des laufenden Jahres. Erstmals seit sechs Monaten wurden auch Fertigwarenlager verkleinert. Zwar verlängerten sich im Oktober die durchschnittlichen Lieferzeiten weiter, jedoch stieg der Index auf den höchsten Wert seit einem Jahr und zeigt damit an, dass kaum noch Lieferengpässe bestehen.

Der Bank Austria EinkaufsmanagerIndex zeigt im Oktober in allen Teilbereichen eine Verschlechterung, jedoch hat sich das Tempo des Rückgangs gegenüber September meist etwas verlangsamt. Nachdem sich bereits für das dritte Quartal nur ein Durchschnittswert des Indikators nahe der 50er-Grenze ergab – gleichbedeutend mit einer Stagnation in der Industrie – hat sich zu Beginn des letzten Quartals 2014 die Konjunkturlage noch weiter eingetrübt. Allerdings hat sich ein bisher sehr verlässlicher Vorausindikator, nämlich das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen, vom Jahrestiefststand im September etwas nach oben bewegt. Dies deutet auf eine Stabilisierung der Industriekonjunktur hin. Darüber hinaus verspricht das europäische Umfeld für die kommenden Monaten etwas Unterstützung. Anders als in Österreich ist der vorläufige EinkaufsmanagerIndex für die Eurozone im Oktober geringfügig auf 50,7 Punkte gestiegen und weist damit auf ein leichtes Industriewachstum hin. Der deutsche EinkaufsmanagerIndex ist im Oktober klar nach oben geklettert und erreicht mittlerweile 51,8 Punkte. Für die österreichischen Industriebetriebe ist es von Vorteil, dass das Industriewachstum vor allem von unserem Nachbarn Deutschland ausgeht. „Einerseits belasten die geopolitischen Probleme in Europa und im Nahen Osten die österreichische Wirtschaft, andererseits sollte die Abschwächung des Euros in den kommenden Monaten die exportorientierte Industrie unterstützen. Vor dem Jahreswechsel lassen jedoch weder die aktuell vorliegenden Umfrageergebnisse noch die bestehenden externen Rahmenbedingungen eine wesentliche Verbesserung der Industriekonjunktur in Österreich erwarten“, so Bruckbauer abschließend.

 

 

 

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