Energieeffizienz-Gesetz: Chancen und
 Herausforderungen für die Wirtschaft

 

erstellt am
13. 11. 14
10.00 MEZ

Rund 800 Unternehmer informieren sich bei Symposium der WKÖ
Wien (pwk) - Auf sehr großes Interesse stieß das „Energie.Effizienz.Symposium 2.0“, das die Wirtschaftskammer Österreich am 12.11. veranstaltete. Rund 800 Unternehmensvertreter, Interessierte und Experten sind ins Haus der Wirtschaft gekommen oder haben sich via Live Stream dazu geschaltet, um sich über den Status Quo der Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes zu informieren, das der Nationalrat im Juli 2014 verabschiedet hat.

Das Gesetz regelt die von der EU-Kommission vorgeschriebenen Effizienzverbesserungen beim Energieverbrauch bis 2020. Um dies zu erreichen, setzt das Gesetz auf eine Mischung aus strategischen Maßnahmen und einem Verpflichtungssystem. Wie diese konkret aussehen und was das für die einzelnen Betriebe als Energiekonsumenten beziehungsweise für Energielieferanten bedeutet, wird derzeit konkretisiert.

„Der bewusstere Einsatz von Energie ist ein entscheidender Faktor, um eine sichere, nachhaltige und leistbare Versorgung zu erreichen. Umso wichtiger ist das Energieeffizienzgesetz, gerade weil es im Sinne der Energiewende nicht das kurzfristig angenehm erscheinende, sondern das mittelfristig Nützliche ermöglicht", sagte Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner in seiner Rede. „Es geht dabei nicht um stupides Sparen, sondern darum, das Verhältnis von Input zu Output zu verbessern und neue Wachstumschancen zu ermöglichen.“

Bis 2020 muss Österreich die Energieeffizienz um 20 Prozent steigern, damit die Vorgaben der EU-Kommission erreicht werden. "Um Energieeffizienz in der Praxis zu leben, brauchen wir ein System und nicht nur punktuelle Maßnahmen. Daher glaube ich, dass unser Weg, sowohl die Lieferanten mit ins Boot zu holen, als auch strategische Maßnahmen wie die thermische Sanierung und die Wohnbauförderung zu berücksichtigen, richtig ist", so Mitterlehner. Österreich zählt damit im EU-Vergleich zu den Vorreitern, wobei derzeit über die Hälfte der EU-Mitglieder ebenfalls ein Verpflichtungssystem, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten, plant. "Unser Ziel ist eine möglichst unbürokratische und praxistaugliche Umsetzung", bekräftigte Mitterlehner. In diesem Sinne habe man auch Klein- und Mittelbetriebe von Verpflichtungen ausgenommen.

Hochhauser: Konkrete Anleitungen für anrechenbare Einsparungsmaßnahmen geben
WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser dankte den zahlreich erschienenen Unternehmern und Interessierten für ihr reges Interesse und Vizekanzler Mitterlehner für seine bisherige Unterstützung bei den Anliegen der Wirtschaft. Jetzt gelte es, praktikable Lösungen zu finden. „Ich bin überzeugt, dass das heutige Symposium dazu beitragen wird, einen konstruktiven Weg für die Umsetzung des Gesetzes zu finden“.
In dem rund zweieinhalb Jahre andauernden Weg von der Gesetzesidee zu Realisierung sei es der Wirtschaftskammer gelungen, zahlreiche Nachbesserungen im Sinne der Betriebe zu erreichen, betonte Hochhauser. Wichtige Punkte dabei sind die Vermeidung von Golden Plating, die Eingrenzung jener Bereiche, die nun tatsächlich von Einsparungsverpflichtungen betroffen sind oder administrative Erleichterungen. „Ein ganz wichtiger Erfolg ist für Lieferanten aber auch, dass die Möglichkeit der schuldenbefreienden Ausgleichszahlung im Gesetz verankert wurde“, so die WKÖ-Generalsekretärin.

Handlungsbedarf sieht sie bei den Energieaudits, die große Unternehmen (ab 250 Beschäftigten) alle vier Jahre absolvieren müssen, falls sie als mögliche Alternative kein Energiemanagement umsetzen: Hier seien die Zeitfenster für die Betriebe adäquat zu gestalten. In Bezug auf die Einsparverpflichtungen der Energielieferanten sprach sich die WKÖ-Generalsekretärin für eine praxistaugliche Umsetzung aus: „Jetzt benötigen die Akteure Anleitungen, sozusagen ‚Kochrezepte‘, für das Generieren von anrechenbaren Einspareinheiten. Diese sind Dreh- und Angelpunkt des Gesetzes, das ja auf Einsparungen abzielt, nicht auf Preiserhöhungen“.

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern beleuchtete in seiner Keynote Speech, welche Chancen sich aus dem Gesetz für sein Unternehmen ergeben. Die ÖBB sind größter Stromverbrauches des Landes und in mehrfacher Hinsicht von den neuen Regelungen betroffen. Vor dem Hintergrund des schwachen Wirtschaftswachstums, aber auch gesellschaftlichen Wandels sieht er das Energieeffizienzgesetz als „Weichenstellung, die wir nur konsequent annehmen“.

Am Nachmittag stand das Symposium ganz im Zeichen von maßgeschneiderte Information für die betroffenen Unternehmen: In drei getrennten Sessions wurden jeweils die wichtigsten Neuerungen durch das Energieeffizienzgesetz für große Unternehmen, für Energielieferanten und für Energiedienstleister diskutiert.
Stephan Schwarzer, Leiter der umwelt- und energiepolitischen Abteilung der WKÖ: „Diese Veranstaltung hat klar aufgezeigt: Wir müssen daran arbeiten, dass aus dem Energieeffizienzgesetz faire, machbare Spielregeln und transparente Regelungen für die gesamte heimische Wirtschaft erwachsen. Nur so kann das Gesetz den Wirtschaftsstandort Österreich befördern, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken und Kostenschübe verhindern“.

 

 

 

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