Hilfe für hunderttausende Frauen in Wien

 

erstellt am
13. 11. 14
10.00 MEZ

Wiener Programm für Frauengesundheit & FEM Süd feiern 15 Jahre
Wien (rk) - "Gesundheit hat ein Geschlecht": 1999 beschloss der Wiener Gemeinderat einstimmig, der damals relativ jungen wissenschaftlichen Erkenntnis erstmalig Rechnung zu tragen. Mit der Schaffung zweier Einrichtungen, dem Wiener Programm für Frauengesundheit und dem FEM Süd, fiel der Startschuss für eine Reihe von Maßnahmen, die bis heute vorbildhaft sind. Die Stadt Wien wurde ihrem Leitspruch "Wien ist anders" einmal mehr gerecht und nimmt damit innerhalb Österreich aber auch international eine Vorreiterrolle ein.

Das Jubiläum wird zum Anlass genommen Bilanz zu ziehen: Damals gab es österreichweit keine strukturierte Hilfe und Prävention bei Essstörungen, kein Brustkrebs- Früherkennungsprogamm, kein mehrsprachiges Frauengesundheitszentrum, keine Schulungen zur Prävention postgeburtlicher Depressionen oder über gewaltbetroffene Patientinnen. "Die Stadt Wien hat sich mit dem Programm und dem frühzeitigen Aufbau frauenfreundlicher Strukturen im Gesundheitssystem ein Profil verliehen, um das sie von anderen Städten europaweit beneidet wird", sagt die Wiener Frauengesundheits- beauftragte und Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger anlässlich der 15-Jahr-Feier.

Info, Beratung und Gesundheitsangebote an den Bedürfnissen von Frauen und Mädchen orientiert
Eine der ersten vom Wiener Programm für Frauengesundheit gestarteten Initiativen war die Essstörungs-Hotline, die bisher über 25.000 Mädchen und Frauen dabei unterstützte, ihre Essstörungen in den Griff zu bekommen. Rund 220.000 Wienerinnen erhielten bereits im Jahr 2001 Informationen und eine persönliche Einladung in mehreren Sprachen zum Mammographie-Screening. Tausende Frauen nützten außerdem die türkischsprachige Assistenz bei der Gesundenuntersuchung oder ließen sich in der FEM-Elternambulanz beraten. Ein Auftrag lautet zudem, den Wienerinnen Gesundheitsinformationen verständlich zu vermitteln: Das Programm produzierte rund eine Million Infobroschüren zu 45 frauenspezifischen Themen - von Herzgesundheit über falsche Schlankheitsideale bis Wechseljahre, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Bis heute fanden im Frauengesundheitszentrum FEM Süd 35.000 persönliche Beratungen statt, vor allem mit psychologisch/psychotherapeutischem Focus, 50.000 Mädchen und Frauen nützten das breit aufgestellte Kursangebot und 70.000 Mädchen und Frauen besuchten diverse Gesundheitsvorträge.

"Am Anfang war eine Idee, heute ist die Frauengesundheit ein fester Bestandteil des Wiener Gesundheitssystem", gratuliert Gesundheits-und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely: "Manchmal ist eben das Ei auch vor der Henne da." Dank des unermüdlichen Engagements und Einsatzes der Mitarbeiterinnen des Wiener Programms für Frauengesundheit und des FEM Süd konnte über 100.000 Frauen das Leben erleichtert und verbessert werden, das seien Zahlen, auf die alle Beteiligten sehr stolz sein könnten, so Wehsely. Auch Wiens Frauenstadträtin Sandra Frauenberger gesellt sich zu den Gratulantinnen: "Mein Ziel als Frauenstadträtin ist es, dass jede Wienerin ihr Leben sicher, selbstbestimmt und unabhängig gestalten kann. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist der Zugang zur Gesundheit und die Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Das Wiener Programm für Frauengesundheit ist seit 15 Jahren die Stelle der Stadt, die sich um frauenspezifische Gesundheitsaspekte kümmert. Danke an alle engagierten Mitarbeiterinnen!"

Das Wiener Programm für Frauengesundheit als Impulsgeberin
Das Wiener Programm für Frauengesundheit verfolgt seit 15 Jahren das Ziel, die Gesundheitsversorgung an die Bedürfnisse von Frauen anzupassen und für Chancengleichheit zu sorgen. Als Schnittstelle für ExpertInnen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheits- und Sozialbereichs entwickelte das Programm Handlungsanleitungen - u.a. Leitlinen, die das geburtshilfliche Personal bei der Bewältigung psychosozialer Schwangerenbetreuung unterstützen, Guidelines zur interdisziplinären Betreuung von Brustkrebspatientinnen, ein Konsensuspapier zur intim-plastischen Chirurgie, das an die SchönheitschirurgInnen adressiert ist oder ein Handbuch über den Umgang mit gewaltbetroffenen Patientinnen im Spital. Parallel zu zahlreichen Infomaterialien, vielen themenspezifischen Veranstaltungen, vielfältigen Schulungsmaßnahmen fürs Gesundheitspersonal, dem Aufbau neuer Strukturen und der Modellentwicklung für gezielte Maßnahmen im Public Health-Bereich baute das Wiener Programm für Frauengesundheit wienweite Vernetzungsforen auf, wie die Plattform gegen Essstörungen, das Netzwerk Perinatale Krisen, den Runden Tisch Seniorinnen, den FMG-Beirat (Female Genital Mutilation/weibliche Genitalverstümmelung), das Gesundheitsforum "Frauen mit Behinderungen", den Adipositas-Beirat und die Vernetzung der Wiener Opferschutzgruppen. "Das konsequente Lobbying des Wiener Programms für Frauengesundheit hat wesentlich dazu beigetragen, dass Entscheidungsträgerinnen und -träger im Gesundheitsbereich sich nun viel mehr die Genderbrille aufsetzen", sagt Frauengesundheitsbeauftragte Univ.Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.

Das FEM Süd auf der Seite von Frauen in schwierigen Lebenslagen
Im Fokus von FEM Süd stehen Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Die Besonderheit dieser Einrichtung liegt auch darin, dass dieses Frauengesundheitszentrum in einem Krankenhaus angesiedelt ist. Das heißt, Mädchen und Frauen sind nach dem Prinzip der integrierten Versorgung in den allerbesten Händen. Das innovative mehrsprachige, kostenlose Kurs- und Beratungsangebot ist auf die verschiedensten Zielgruppen, vor allem sozial benachteiligte Frauen, abgestimmt. Das ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für die sehr hohe Akzeptanz seitens der Frauen. "Allein 102.000 Kontakte im Jahr 2013, d.h. 8.500 Kontakte pro Monat, sind ein Beweis für den Erfolg von FEM Süd und für die Nachfrage nach diesen Angeboten", sagt Mag.a Hilde Wolf, die das FEM Süd seit seiner Gründung leitet. Österreichweit einzigartig ist auch eine spezielle Beratungsstelle für Frauen mit Behinderungen, die "FEM-Frauenassistenz". Dieses erfolgreiche Programm wird vom Sozialministeriumservice gefördert und unterstützt Frauen nicht nur gesundheitlich sondern bereitet sie auf bessere Chancen am Arbeitsmarkt vor.

Fachkonferenz zieht Bilanz und diskutiert künftige Herausforderungen der Frauengesundheit
Im Rahmen der Fachkonferenz "Zurück in die Zukunft. Frauengesundheit gestern - heute - morgen", die am 12.11. im Wiener Rathaus mit mehr als 500 TeilnehmerInnen tagt, wird eine Bestandsaufnahme über den Aufbau und die Entwicklung frauen- und gendergerechter Strukturen im Wiener Gesundheitssystem geboten sowie im Beisein internationaler und Wiener Expertinnen über zukünftige Herausforderungen für die Frauengesundheit diskutiert. Präsentiert werden auch die 15-Jahres-Broschüren des Wiener Programms für Frauengesundheit und des FEM Süd, die einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten enthalten. Beide Broschüren sind kostenlos erhältlich.

Die Zukunft beginnt jetzt
Trotz vieler Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen gibt es auch in Zukunft wichtige Herausforderungen. Ein dringendes Ziel ist die Steigerung der psychischen Gesundheit und die damit verbundene Selbstbestimmung von Frauen aller Altersgruppen. Die Erhöhung der Gesundheitskompetenz, insbesondere von benachteiligten Frauen und Familien, ist ein weiteres wichtiges Zukunftsziel. Das medial omnipräsente Bild der ewigen Jugend und Schönheit stellt immer noch und immer wieder eine Herausforderung dar. Immer noch ahmen viel zu viele junge Frauen einem Idealbild nach, was gesundheitsschädlich werden kann. Thema bleibt auch die Gewaltprävention und die richtige Unterstützung der Betroffenen. Zu verbessern ist, in unser erfreulicher Weise älter werdenden Gesellschaft, das noch immer vorherrschende abwertende Image der Frau ab 60. Falten dürfen nicht als ästhetischer Mangel kommuniziert werden. Alter bzw. Altern muss positiv besetzt werden.

 

 

 

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