UV-Licht statt Blaulicht

 

erstellt am
12. 11. 14
10.00 MEZ

Dokumentenberater des Innenministeriums prüfen an internationalen Flughäfen im Ausland die Reisedokumente von Menschen, die nach Österreich einreisen wollen. Sie tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, illegale Einreisen nach Österreich zu verhindern.
Abu Dhabi/Wien (bmi) - Mario Wimmer steht an einem Check-In-Schalter des Flughafens in Abu Dhabi. Er nimmt einen Reisepass, den ihm der Angestellte einer Fluglinie gibt. Er tastet den Reisepass ab, setzt seine Lupe an, prüft Wasserzeichen, Sicherheitsfäden, Hologramme, maschinenlesbare Zeilen und versteckte Prüfziffern. Schließlich lässt er eine UV-Lampe über das Dokument strahlen. Reisepass und dazugehörendes Visum sind in Ordnung, und der Passagier kann seine Reise fortsetzen.

Was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist: Bezirksinspektor Mario Wimmer ist österreichischer Polizist. Seine Stammdienststelle ist die Autobahn-Polizeiinspektion in Spittal an der Drau in Kärnten. Am 6. November 2014 ist Mario Wimmer nach Abu Dhabi geflogen. Er wird dort für mehrere Monate als Dokumentenberater arbeiten. Es ist nicht der erste Auslandseinsatz für Wimmer. Der Kärntner Polizist war als Dokumentenberater schon in Bangkok, Neu Delhi und Amman tätig.

2003 hat das Bundesministerium für Inneres erstmals österreichische Polizisten als Dokumentenberater an internationalen Flughäfen in Drittstaaten eingesetzt. Die Spezialistinnen und Spezialisten unterstützen Angestellte von Luftfahrtunternehmen, Bedienstete der VISA-Abteilungen der österreichischen Botschaften und Konsulate aber auch der Schengen-Auslandsvertretungen. Sie prüfen Reisedokumente auf Echtheit und Gültigkeit und geben ihr Wissen weiter. In Schulungen zeigen sie Mitarbeitern von Fluglinien und Botschaften, wie man gefälschte oder verfälschte Dokumente identifiziert und woran man irregulär Reisende erkennt. "Um unrechtmäßig nach Österreich zu reisen, werden oft Reiseumstände vorgetäuscht. Um diese zu durchschauen, ist es wichtig, Passagiere beim Anstellen am Schalter zu beobachten oder darauf zu achten, ob Kleidung und Gepäck der Reisenden zur Destination passen", erklärt Wimmer. "Wir Dokumentenberater verfügen im Ausland über keine Hoheitsgewalt, aber die Fluglinien halten sich an unsere Empfehlungen, weil sie Verwaltungsstrafen riskieren, wenn sie illegale Einwanderung nicht verhindern. Unsere Arbeit am Flughafen beschränkt sich aber nicht nur auf die Beratung des Fluglinienpersonals. Wenn Touristen am Flughafen in Schwierigkeiten sind, weil sie beispielsweise ihre Reisedokumente verloren haben, dann helfen wir weiter. Wir verständigen die zuständige Botschaft und versuchen, auf unbürokratischem Weg die Weiterreise der Betroffenen zu ermöglichen."

Das Wissen über Dokumente und ihre Fälschungen hat sich Wimmer angeeignet, als er noch bei der Grenzpolizei in Kärnten eingesetzt war. Aber auch nach dem Wegfall der Grenzkontrollen waren ihm diese Kenntnisse weiterhin nützlich. "Als ich 2003 auf UNO-Auslandseinsatz im Kosovo gewesen bin, hat man mich mit der Kontrolle von Dokumenten beauftragt. Der Aufenthalt im Kosovo hat mich auf meine späteren Einsätze als Dokumentenberater vorbereitet, obwohl die Aufgaben und der Arbeitsalltag eines Dokumentenberaters gänzlich anders sind", berichtet Wimmer.
Mario Wimmer absolvierte die dreimonatige Ausbildung des Innenministeriums für Dokumentenberater und erweiterte sein Wissen über Dokumentensicherheit und nationale sowie internationale Rechtsvorschriften. Während der Ausbildung werden neben theoretischem Wissen auch Spezialkompetenzen und Grundlagen für den praktischen Einsatz vermittelt und eine Praxisphase am Flughafen Wien Schwechat absolviert.

Dokumentenberater sind als Spezial-Attachés bei den jeweiligen österreichischen Botschaften akkreditiert. Sie sind Teil eines internationalen Netzwerks und stehen im engen Kontakt mit Dokumentenberatern und Botschaftsangehörigen anderer Staaten. Neben der Beratertätigkeit am Flughafen und in den Vertretungsbehörden beteiligen sich die österreichischen Dokumentenberater auch an internationalen Projekten und unterstützen internationale Organisationen wie die "International Organisation für Migration" (IOM), die "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (OSZE), die europäische Grenzschutzagentur "Frontex" oder die UNO.
Der Pool von Dokumentenberatern besteht aus derzeit 36 Polizistinnen und Polizisten. In Amman (Jordanien), Athen (Griechenland), Bangkok (Thailand), Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate), Moskau (Russland) und Neu Delhi (Indien) sind momentan insgesamt acht österreichische Polizisten und eine Polizistin als Dokumentenberater eingesetzt. In Kairo (Ägypten) und Damaskus (Syrien) mussten die Einsätze wegen der sicherheitspolitischen Entwicklungen in diesen Ländern eingestellt werden. 2013 wurden mehr als 2.500 Passagiere auf Empfehlung der Dokumentenberater von Flügen ausgeschlossen.

"Es braucht viel Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis, um als Dokumentenberater im Ausland gute Arbeit leisten zu können. Die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen in Ländern wie Thailand, Jordanien oder Indien sind mit denen in Österreich nicht vergleichbar. Das beginnt schon mit unterschiedlichen Umgangsformen. Wenn jemand in Amman zwei Stunden nach dem vereinbarten Zeitpunkt zu einem Termin erscheint, ist das noch kein Zeichen für Unhöflichkeit. Damit umzugehen, muss man lernen. Es braucht Zeit und Erfahrung, bis man weiß, wem man vertrauen kann", berichtet Wimmer.

 

 

 

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