Heinz Fischer bei Italiens Regierungschef Matteo Renzi

 

erstellt am
12. 11. 14
10.00 MEZ

Die Themen u. a. beim Rom-Besuch des Bundespräsidenten: die Flüchtlingsströme in Richtung Europa und das neue Südtiroler Finanzabkommen
Rom/Wien (APA/PrK) - Bundespräsident Heinz Fischer hat am 11.11. bei seinem Besuch bei Italiens Regierungschef Matteo Renzi in Rom außenpolitische Fragen angesprochen und die innenpolitische Situation in Italien erörtert. Dabei wurde auch die Südtiroler Frage angeschnitten, berichtete Heinz Fischer bei einer Pressekonferenz mit österreichischen Journalisten.

Renzi schilderte im Gespräch mit dem Bundespräsidenten einige Schwerpunkte des neuen Südtiroler Finanzabkommens über die in Rom zurzeit verhandelt wird. "Die Vereinbarungen müssen noch in die Budgetgesetze eingebaut werden. Wenn das Ergebnis unterschriftsreif ist, soll es dann durch einen Briefwechsel zwischen Premier Renzi und Bundeskanzler Werner Faymann als Unterpfand für die Akzeptanz auf beiden Seiten besiegelt werden", berichtete Heinz Fischer.

"Ich glaube, dass die Vereinbarungen für Südtirol vernünftig und fair sind. Wenn alles unter Dach und Fach ist, wird man in Südtirol froh sein, dass man Pflöcke einschlagen hat, an denen man sich halten kann", kommentierte der Bundespräsident. "Die Südtiroler sind gute Verhandler, das haben sie in den letzten 60 Jahren bewiesen. Ich glaube die Südtiroler haben gut verhandelt und das herausgeholt, was herauszuholen war. Italien befindet sich außerdem nicht in der einfachsten Situation. Das Land muss den Staatshaushalt sanieren und stabilisieren", betonte Heinz Fischer.

Auch Präsident Giorgio Napolitano, den er am Dienstagvormittag bei einem Besuch im Quirinal getroffen hatte, zeige ein "sehr tiefes und positives Verständnis für Südtirol". Präsident Napolitano verfolge mit großem Interesse die Aktivität von Landeshauptmann Arno Kompatscher. Heinz Fischer sprach in Rom auch die Frage einer Begnadigung der Südtiroler Terroristen an. " In den nächsten Monaten ist in dieser Sache keine Bewegung zu erwarten", meinte der Präsident

Mit Matteo Renzi thematisierte Heinz Fischer unter anderem die Flüchtlingsproblematik. "Italien und Österreich wünschen sich europaweite Lösungen. In punkto Asylrecht muss es aufgrund unleugbarer Gegebenheiten zu einer neuen Zusammenarbeit kommen", erklärte Heinz Fischer. Bis Jahresende könnte die Zahl der in Österreich eingereichten Asylantrage um 70 bzw. 80 Prozent gegenüber 2013 wachsen. In Italien dürfte die Zuwachsrate ähnlich aussehen. Handlungen seien daher dringend notwendig.

Bundespräsident Heinz Fischer berichtete den Journalisten ebenso, dass sich Österreich mit einigen Experten an der EU-Mission Triton zur Rettung von Flüchtlingen beteiligen wird, die Anfang November unter Aufsicht der EU-Grenzschutzagentur Frontex begonnen hat. Regierungschef Renzi macht sich laut Heinz Fischer Sorgen um die schwierigen und chaotischen Verhältnissen in Libyen, die sich noch weiter verschlechtern könnten. "Dies könnte weitere Flüchtlingsströme auslösen", kommentierte der Bundespräsident.

Regierungschef Renzi berichtete im Gespräch mit Heinz Fischer auch über seine Reformpläne. In Europa suche der italienische Premier nach Bündnispartnern, damit Themen wie der Kampf gegen Arbeitslosigkeit und mehr Investitionen für Wachstum und Beschäftigung in Brüssel stärker in den Vordergrund rücken können. Matteo Renzi werde Ende November Bundeskanzler Werner Faymann in Wien besuchen, berichtete der Bundespräsident.

Über Italiens Präsident Napolitanos angebliche Rücktrittsplänen wollte sich Heinz Fischer nicht äußern. "Es steht außer Zweifel, dass es seine Kompetenz ist, zu entscheiden, welche Schritte er setzen will und wann", betonte der Bundespräsident.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at