Festschrift für Herlinde Menardi

 

erstellt am
11. 11. 14
10.00 MEZ

Profunde Volkskundlerin wirkte 35 Jahre im Tiroler Volkskunstmuseum. Mit Ende des Jahres geht Menardi in den wohlverdienten Ruhestand
Innsbruck (tlm) - Keine bzw. keiner vor ihr war bislang länger am Tiroler Volkskunstmuseum beschäftigt als sie: Dr. Herlinde Menardi geht nach 35-jähriger Tätigkeit am Museum mit Ende des Jahres in Pension. Am 10.11. wurde sie im Großen Saal des Landhauses mit einer Festschrift geehrt. „Herlinde Menardis enge Verbundenheit mit Tirol spiegelt sich in ihren exzellenten wissenschaftlichen Arbeiten wider. Über die staatlichen Grenzen und sprachlichen Unterschiede hinweg hat sie den Kulturraum Tirol bis in die letzten Winkel erforscht und so die Idee der Europaregion Tirol gestärkt“, würdigt Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa die Verdienste Menardis.

„Herlinde Menardi versteht es, gekonnt Brücken zu schlagen zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, Menschen und Regionen. Sie ist eine hervorragende Netzwerkerin und stellt das Gemeinsame vor das Trennende. Mit ihrer profunden Kenntnis unseres Landes hat sie den Sammlungsbestand des Tiroler Volkskunstmuseums strategisch weiterentwickelt“, betont Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader, die neben dem Südtiroler Landesrat Philipp Achammer ein Vorwort zur Festschrift beigesteuert hat.

„Ich habe Herlinde Menardi als wertvolle Gesprächspartnerin, erfahrene Volkskundlerin und offenherzigen Menschen kennen gelernt. Sie hat maßgeblich zur Entwicklung des Tiroler Volkskunstmuseums beigetragen. Höhepunkt in ihrer beruflichen Laufbahn war die von Fachleuten und von den Besucherinnen und Besuchern überaus gelobte Neuaufstellung des Hauses 2009. Ohne ihr fundiertes Wissen und ihren unermüdlichen Kampfgeist wäre diese Umgestaltung kaum zu verwirklichen gewesen“, hält PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, fest.

Herlinde Menardi wurde 1949 in Innsbruck geboren. Nach der Matura arbeitete sie zunächst in einem Reisebüro in Wien sowie im väterlichen Fuhrunternehmen in Tirol. 1973 nahm sie berufsbegleitend das Studium der Volkskunde und der Geschichte auf. Bereits fünf Jahre später promovierte sie. 1980 trat sie den Dienst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Tiroler Volkskunstmuseum an. Seit 2004 ist Menardi Leiterin des Museums. Die von ihr verantworteten Sonderausstellungen zeichnen sich durch eine Öffnung der Themen über die klassische Volkskunde hinaus aus bzw. sind Resultat von Kooperationen mit wissenschaftlichen Institutionen oder KünstlerInnen. Mit der Schau „Schlitten und Rodel“ (1996/97) anlässlich der Rodel Weltmeisterschaft in Igls spannte Menardi beispielsweise einen Bogen vom Transportgerät zum Spitzensport, von der Geschichte zur Gegenwart. Ein Höhepunkt in ihrer umfangreichen Ausstellungsarbeit war die Schau „Ladinia“ (2011), zu der Menardi einen dreisprachigen Begleitband vorlegte.

Die mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol und dem Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck ausgezeichnete Volkskundlerin kann eine rege Publikationstätigkeit zu Sammlungsbereichen und Ausstellungen des Volkskunstmuseums vorweisen. Hervorzuheben sind Menardis kritische Veröffentlichungen zur Trachtengeschichte, über religiöse Volkskunde und Volkskunst, historische Wohnkultur, zu (Kunst-)Handwerk und über die Krippentradition in Tirol.

Ihre ausgezeichneten Landeskenntnisse und ihr Wissen um die Kulturlandschaft Alt-Tirols machen Menardi zu einer vielgesuchten Expertin. Sie unterstützte diverse Publikationen und wirkte bei mehreren Landesausstellungen mit. Menardi ist Obmann-Stellvertreterin des Museums Tiroler Bauernhöfe in Kramsach, sie ist Beirätin des Volkskundemuseums in Dietenheim, des Stadtmuseums Bozen sowie des Museo degli Use e Costumi della Gente Trentina in San Michele. Ihre Erfahrung bereichert außerdem das Turmmuseum in Oetz.

Die 256 Seiten umfassende Festschrift „Gegengabe. Festschrift für Herlinde Menardi“ beinhaltet über 20 Beiträge von 23 AutorInnen, die mit Menardi freundschaftlich verbunden sind oder immer wieder mit ihr zusammen gearbeitet haben. Dazu zählen u. a. Herta Arnold, Karl C. Berger, Thomas Bertagnolli, Franz Fischler, Nina Gockerell, Magdalena Hörmann-Weingartner, Wolfgang Meighörner, Paul Rösch, Martin Scharfe und Wendelin Weingartner. Ermöglicht wurde das Buch durch die Unterstützung der Kulturabteilungen in Tirol und Südtirol, der Landeshauptstadt Innsbruck, des Freundeskreises Tiroler Volkskunstmuseum, der Stiftung der Südtiroler Sparkasse und der Tiroler Landesmuseen.

Nachfolger von Herlinde Menardi wird Mag. Karl C. Berger, der seit 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Tiroler Volkskunstmuseum tätig ist.

 

 

 

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