Migrantinnen eine neue Heimat geben

 

erstellt am
24. 11. 14
10.00 MEZ

Landesrätin Mag. Martina Berthold bei 25 Jahre Verein VIELE
Salzburg (lk) - Der Verein VIELE bietet seit 25 Jahren ein vielfältiges Angebot in der Beratung und Begleitung von Migrantinnen. Allein im vergangenen Jahr suchten Frauen aus 112 Nationalitäten Rat und Hilfe. "Migrantinnen und Migranten sollen sich in Österreich willkommen fühlen. Viele dieser Menschen verlassen ihre Heimat nicht freiwillig. Krieg, Menschenrechtsverstöße und Armut zwingen sie zur Flucht in eine völlig fremde Umgebung. Österreich ist ein offenes, liberales und wohlhabendes Land. Es ist unsere Pflicht, diesen Menschen in der Not beizustehen. Der Verein VIELE unterstützt Migrantinnen in Österreich, eine zweite Heimat zu finden, in der sie sich sicher fühlen und in der sie ihre Talente zum Wohl der Gemeinschaft entfalten können. Diesen Auftrag erfüllen wir seit mittlerweile 25 Jahren mit Bravour", so Landesrätin Mag. Martina Berthold am 21.11. anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Vereins. VIELE trage zum positiven Bild der Migrantinnen von Salzburg bei. "Langjährige Erfahrung schafft für die Fördergeber Sicherheit, dass das Geld zielgenau eingesetzt wird", betonte Berthold.

Lernhilfe als erstes großes Projekt
Gegründet wurde der Verein 1988 als ARGE Ausländerinnen. Ziel war die Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituation von Ausländerinnen in Salzburg. Hintergrund war der damals beginnende Familiennachzug. Viele ausländische Frauen waren von ihrer Kultur entwurzelt und in der neuen Heimat isoliert. Sichtbar wurde dieses Problem in den Schulen. "Es ist uns damals aufgefallen, dass viele Kinder von Ausländerinnen und Ausländern Sprach- und Wissensdefizite hatten", erinnert sich die ehemalige Volksschuldirektorin und VIELE-Mitbegründerin Gertrude Fabris. "Wir wollten das nicht einfach akzeptieren und starteten mit dem ersten großen Projekt – der Lernhilfe an Salzburger Schulen."

"Lehrerinnen gingen dabei am Nachmittag den erlernten Stoff erneut mit den Kindern gründlich durch und halfen bei den Hausaufgaben", so Fabris. Die Lernhilfe ist bis heute ein zentrales Angebot mit mehr als 8.000 Einheiten im Jahr an 25 Schulen in Stadt und Land Salzburg.

Troll-Borostyáni-Preis für Verdienste um die Integration
Als zweites Standbein wurde in der Gründungszeit die Frauenberatung etabliert. Dabei erhalten Ausländerinnen frühzeitig psychologische und ärztliche Unterstützung, um der Einsamkeit, Sprachlosigkeit und Überforderung in der neuen Heimat zu begegnen. Die VIELE-Frauenberatung erfreut sich heute noch großer Beliebtheit, im Schnitt betreuen die fünf Beraterinnen mehr als 1.600 Frauen mit Migrationshintergrund pro Jahr. 1992 folgte der nächste Meilenstein in der Geschichte von VIELE: Seit damals ist der Verein als Familienberatungseinrichtung zertifiziert.

Ab 1999 stieg der Bedarf an Deutschkursen aller Art deutlich an. Die Frauen konnten entsprechend ihrer Vorkenntnisse und Zeitressourcen von der Alphabetisierung bis zur fortgeschrittenen Konversation ihre Deutschkenntnisse erweitern.

2002 wurde dieses Engagement von der Stadt belohnt, und VIELE bekam den Troll-Borostyáni-Preis "für die Verdienste und die Integration ausländischer Frauen" verliehen.

VIELE beteiligt sich darüber hinaus aktiv am gesellschaftlichen Leben der Migrantinnen und organisiert interkulturelle Feste wie das islamische Fastenbrechen Iftar oder Gün, einen Besuchstag. Gün ist ein wichtiger Bestandteil der türkisch-orientalischen Gastfreundschaft. "Diese Feste machen den Frauen und Kindern nicht nur große Freude, sie dienen der Integration und des Austausches untereinander", betonte VIELE-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger.

Große Herausforderungen: Nationalitäten-Konflikte und Asylwerbende
Nach 25 Jahren gibt es für VIELE noch genug zu tun, und es warten große Herausforderungen. "Die Migrantinnen-Thematik ist heute deutlich vielschichtiger als in den 1990iger-Jahren. Allein im abgelaufenen Jahr suchten Menschen aus 112 Nationalitäten Rat und Unterstützung bei uns", ergänzte Rechberger.

Damit steigt auch die Konflikthäufigkeit, und so machen dem Verein auch die aktuellen Erschütterungen im Weltgefüge zu schaffen. "In unserem Mikrokosmos spiegeln sich die großen Konflikte unserer Welt", so Rechberger. "Unsere Beraterinnen finden sich im Spannungsfeld der großen Auseinandersetzungen zwischen den Nationen, seien es Russland und Tschetschenien, Türkei und Kurdinnen oder Serbien, Kosovo und Albanien – all das findet sich in unserem Verein wieder, und das bedeutet eine große Herausforderungen für unsere Mitarbeiterinnen."

Last but not least stellt die dramatische Zunahme von Asylwerbenden und Asylberechtigten den Verein vor neue und weitere Aufgaben in der Integration. Vorstandsvorsitzende Bundesrats-Vizepräsidentin Susanne Kurz hofft daher auch, dass – wie unlängst von der Landeshauptleutekonferenz gefordert – die Investitionen für Integration erhöht werden.

VIELE Daten und Fakten
Der Verein wurde 1988 als ARGE Ausländerinnen gegründet und 1990 in VIELE – Verein für interkulturellen Ansatz in Erziehung, Lernen und Entwicklung umbenannt. Seit 1992 ist VIELE eine zertifizierte Familienberatungseinrichtung. 25 hauptamtliche Mitarbeiterinnen sowie 60 Lernhilfe-Lehrerinnen betreuten 1.800 Klientinnen im Jahr 2013. Auch wurde bisher muttersprachliche Beratung in elf Sprachen wie Türkisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Albanisch, Rumänisch, Farsi, Dari, Urdu, Paschtu, Polnisch, Russisch, Hindu, Ungarisch und Englisch angeboten.

Die älteste VIELE-Kundin ist die 85-jährige Maria Schwarz. Die geborene Ungarin ist 1969 als Arbeitsmigrantin nach Österreich gekommen und seit der Gründung VIELE-Kundin. Die jüngste Kundin wiederum ist die neunjährige Leja aus Afghanistan, die bei VIELE eine Alphabetisierungs-Maßnahme absolviert.

Bundesrats-Vizepräsidentin Susanne Kurz ist seit 21. April 1993 im Vorstand des Vereins und seit vielen Jahren auch Vorsitzende. VIELE arbeitet nicht nur für Migrantinnen, sondern ist auch ein geschätzter Arbeitgeber für Migrantinnen und ein Praxisbetrieb für Menschen mit Beeinträchtigung.

 

 

 

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