Heinisch-Hosek: Effektiver Gewaltschutz nur
 durch gesellschaftliche Gleichstellung möglich

 

erstellt am
18. 11. 14
10.00 MEZ

Frauenministerin bei Eröffnung der 16. WAVE Konferenz - "Viele Maßnahmen zur Prävention von Gewalt an Frauen und Kindern auf den Weg gebracht"
Wien (sk) - Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat am 17.11. bei der Eröffnung der 16. Konferenz der "Women Against Violence Europe" (WAVE) über "Zukunftsperspektiven zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und ihren Kindern" gesprochen und dabei betont: "Rechtlich ist mit Einführung des Gewaltschutzgesetzes viel passiert in Österreich. Gewalt gegen Frauen, auch in der Familie, ist keine Privatangelegenheit mehr." Doch das Problem liege tiefer, genderbasierte Gewalt habe ihre Ursache in gesellschaftlichen Vorstellungen, die Männern und Frauen verschiedene Rollen zuordnen. "Gewaltprävention muss also in eine umfassende Gleichstellungspolitik eingebettet sein", stellte Heinisch-Hosek klar.

Das Ausmaß an Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist trotz breiter Gleichstellungsmaßnahmen auch in Europa nach wie vor groß. Die jüngste Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zeigt: Jede 3. Frau in der EU hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. In Österreich ist es jede 5. Frau. "Effektive Präventionsarbeit muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen", betonte Heinisch-Hosek. Dabei spiele die Enttabuisierung des Themas eine zentrale Rolle. Das Ausmaß der genderbasierten Gewalt müsse öffentlich gemacht und Vorurteile ausgeräumt werden. "Gleichzeitig muss die gesamte Gesellschaft das Signal geben, dass Gewalt durch nichts zu rechtfertigen ist", stellte die Ministerin klar. "Bis heute wirken zudem viele Rollenklischees, die eine tatsächliche Gleichstellung erschweren", hier müsse bereits in der Kindheit angesetzt werden: "Kindergärten und Schulen müssen danach trachten, die Persönlichkeit jedes Kindes - unabhängig vom Geschlecht - zu entfalten und jegliche Rollenzuweisungen zu vermeiden", forderte die Frauenministerin.

Im Nationalen Aktionsplan zum Schutz von Frauen vor Gewalt gibt es daher nicht nur einen Schwerpunkt zu Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch zu Maßnahmen zur Bekämpfung von Rollenstereotypen und Sensibilisierungsprojekte an Schulen. Die Ministerin verwies auch auf die laufende Kampagne "GewaltFREI leben", die u.a. österreichweit zahlreiche Workshops mit Jugendlichen durchführt und auf Beratungsangebote und Hilfseinrichtungen aufmerksam macht.

Um genderbasierter Gewalt an Frauen und Mädchen wirksam entgegenzuwirken, sei zudem ein koordiniertes Vorgehen notwendig. "Die Europaratskonvention gegen Gewalt an Frauen verlangt die Einrichtung einer Koordinationsstelle gegen Gewalt, diese wird in meinem Ressort aufgebaut", berichtete Heinisch-Hosek. Ein funktionierender Opferschutz brauche Unterstützungseinrichtungen, auch das Angebot einer Prozessbegleitung muss sichergestellt sein. "Ein entscheidender Schritt war auch die Einrichtung der Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie", den heutigen Gewaltschutzzentren, so Heinisch-Hosek. Auch die rund um die Uhr erreichbare Helpline, regionale Anlaufstellen oder Frauenhäuser geben wichtige Hilfestellungen.

"Ein nachhaltiger Opferschutz muss aber auch am Täter ansetzen", machte Heinisch-Hosek deutlich. In Zukunft müsse größeres Gewicht auf die "opferschutzorientierte Täterarbeit" gelegt werden. Auch hier seien im Nationalen Aktionsplan konkrete Schritte vorgesehen, um Maßnahmen in diese Richtung voranzutreiben. Die Ministerin gratulierte WAVE abschließend herzlich zum 20-jährigen Bestehen und wünschte dem Netzwerk "noch mindestens weitere 20 erfolgreiche Jahre".

 

 

 

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