Mediengipfel 2014: Digital kills Print?

 

erstellt am
09. 12. 14
10.00 MEZ

Diskussionen auch im Zeichen der europäisch-russischen Beziehungen
Lech am Arlberg/Innsbruck (promedia) - Die traditionelle Mediendiskussion beim Treffen der Auslandskorrespondenten in Lech war geprägt vom Kampf der Medienkulturen. Die jungen Digitalen von Krautreporter und Dossier standen dabei den etablierten aus dem Printbereich gegenüber. Am Podium wurden unterschiedliche Bezahlmodelle diskutiert, mittels derer Journalismus im 21. Jahrhundert überleben kann.

Am Vormittag des 05.12. stand beim 8. Europäischen Mediengipfel in Lech die traditionelle Mediendiskussion am Programm. Unter der Leitung von Astrid Zimmermann, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, wurde zum Thema "Neue Businessmodelle für alte journalistische Tugenden" diskutiert. Einleitende Worte steuerte der Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft und Professor für Medienpolitik und Medienökonomie an der Universität Salzburg, Josef Trappel, bei. Er sieht die etablierten Medienhäuser vor allem deshalb in der Krise, weil sie nicht - wie andere Unternehmen - in Forschung und Innovation investieren.

Medien und Wirtschaftlichkeit
Am Podium entwickelte sich im Anschluss daran eine lebhafte Diskussion zwischen den Vertretern der jungen, selbstorganisierten Medienprojekte und den Vertretern des etablierten Printsystems. Florian Skrabal, Chefredakteur von Dossier, und Theresia Enzensberger vom Projekt Krautreporter fungierten dabei als Repräsentanten der medialen Zukunft. Ihre Projekte stünden noch am Anfang und man müsse beobachten, wie sie sich entwickeln. Erfahrungswerte fehlen bislang. Dass die Unabhängigkeit dieser Medienprojekte auch zu Lasten der Wirtschaftlichkeit geht, war einer der großen Kritikpunkte. Denn auf der anderen Seite, in der ungewohnten Rolle des etablierten Mediensystems, stand etwa Falter Medienressortleiterin Ingrid Brodnig. Sie brach eine Lanze für den schon so oft totgesagten Printjournalismus und auch die dort gebotenen fixen Anstellungsverhältnisse für Journalisten: Noch sind die großen Medien die, die Themen setzen und den Diskurs bestimmen." Autor und Ex-Profil-Chefredakteur Christian Seiler pflichtete dem zwar bei, merkte aber an, dass sich die Arbeitsbedingungen im klassischen Journalismus rapide verschlechtert hätten: "Eine Seite im Profil ist heute an Honorar nur mehr 10 bis 15 Prozent dessen wert, was es vor 30 Jahren war." Im Laufe der Diskussion schalteten sich Markus Spillmann, Chefredaktor NZZ, und Michael Fleischhacker, Chefredakteur des brandneuen Projekts NZZ.at, ein. Sie stellten einerseits ihren Versuch, in Österreichs Medienlandschaft online Fuß zu fassen, vor. Dieser widerlege zugleich Trappels These, die etablierten Medien würden nicht in Innovation investieren. Ob die Zukunft nun digital ist oder doch im Print liegt, blieb unbeantwortet. Das werde sich zeigen.

8. Europäischer Mediengipfel rückt Lech in den Blickpunkt Noch bis Samstag werden in Lech am Arlberg führende Medienvertreter, Politiker und Wirtschaftsexperten zum Thema "Wer regiert Europa?" diskutieren. Alle Hintergründe, die vollständigen Podiumsdiskussionen und Interviews mit den Teilnehmern werden auf der Event-Homepage www.mediengipfel.at bereitgestellt. Dort berichten angehende Journalisten aus Österreich und der Schweiz im Rahmen der Medienakademie Lech unter der Leitung von NZZ.at-Chefredakteur Michael Fleischhacker von der Veranstaltung.

Der Europäische Mediengipfel am Arlberg, der von der Kommunikationsagentur pro.media kommunikation 2007 initiiert wurde, wird neben der Lech Zürs Tourismus GmbH vor allem von der Telekom Austria Group, d. swarovski tourism services gmbh sowie von Medienpartnern, wie dem Verband der Auslandspresse in Österreich und Deutschland, ORF, APA - Austria Presse Agentur, news-aktuell, Der Standard, NZZ-Neue Zürcher Zeitung, Presseclub Concordia und Vorarlberger Medienhaus, getragen.

   

Am Abend des 05.12. am Vormittag des 06.12. standen die Beziehungen zwischen Russland und der EU im Mittelpunkt spannender Diskussionen. Auf politischer Ebene debattierten unter anderem der russische Botschafter in Wien und EU-Parlamentarier. Von Seiten der Wirtschaft sprachen Telekom CEO Hannes Ametsreiter und der IV-Generalsekretär Christoph Neumayer über die Auswirkungen der aktuellen Sanktionen auf die österreichische Wirtschaft. Zum Abschluss bat Die Presse-Chefredakteur Rainer Nowak noch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter zur Pressestunde.

Russischer Botschafter: "Innenpolitische Krise in der Ukraine"
Hochkarätige und spannende Diskussionen beim Finale des 8. Europäischen Mediengipfels am Arlberg. Am Freitagabend kam es am Rüfikopf zum - im wahrsten Sinn des Wortes - Gipfeltreffen unter der Leitung von ARD Studioleiterin Wien Susanne Glass. Unter dem Titel "Wie reagiert Europa? Der alte Kontinent im Spannungsfeld neuer internationaler Konflikte" diskutierten der russischen Botschafter in Wien, Sergej Netschajew, und EU-Parlamentarier Eugen Freund. Daneben waren Russlandexperte Gerhard Mangott und der russische Auslandskorrespondent Igor Belov am Podium sowie die Journalisten und Osteuropaexperten Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung) und Herwig Höller (Die Zeit, Die Presse, APA). Es kam zum erwartet hitzigen Schlagabtausch zwischen der russischen und europäischen Fraktion. Netschajew hielt gleich zu Beginn fest, Russland in keinem Konflikt mit der Ukraine stehe: "Es geht um eine innenpolitische Krise." Dem wiedersprach Freund: "Allein, dass der russische Botschafter hier ist zeigt, dass der Konflikt etwas mit Russland zu tun hat." Auch Höller fand klare Worte: "Es gibt eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine." Politikwissenschaftler Mangott kritisierte wiederum die Reaktion der EU auf die gegenwärtige Krise:
"Das erklärte Ziel der Sanktionen ist es, die russische Regierung dazu zu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Wir haben aber keine Änderungen bemerkt - und das hätten viele Experten voraussagen können." Das Gegenteil sei der Fall: "Nach dem ersten Sanktionsbeschluss gab es eine deutliche Verstärkung der Einwirkung Russlands auf die Kämpfe zwischen ukrainischer Regierung und Separatisten." Der russische Europa-Korrespondent Belov fordert von der EU mehr Entgegenkommen: "Russland hat zähneknirschend die rote Linie am Baltikum akzeptiert. Jetzt muss die EU akzeptieren, dass die Ukraine nicht zur NATO gehört." Für die Mittelosteuropa-Expertin Kahlweit sind das ohnehin Hirngespinste: "Ich denke, dass die Mehrheit der europäischen Staatsführer einen Beitritt der Ukraine in die NATO für absurd und indiskutabel hält."

Wirtschaftliche Folgen der Krise
Tags darauf setzte NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann den Themenschwerpunkt Russland-EU fort. Unter seiner Leitung diskutierten Experten und Politiker die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Sanktionen gegen Russland für Österreich. Am Podium waren der Leiter der Russland Delegation der EU, EVP-Parlamentarier Othmar Karas, sowie der scheidende IHS-Direktor Christian Keuschnigg. Zudem diskutierten der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer und Telekom Austria CEO Hannes Ametsreiter. Tenor der hochkarätigen Runde: Die Krise belastet die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Österreich sowie der EU. Und ein Ende sei leider nicht in Sicht.

Pressestunde: Nowak und Rupprechter
Zum Abschluss des Mediengipfels lud Die Presse-Chefredakteur Rainer Nowak Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter zur launigen Pressestunde. Rupprechter war unter anderem deshalb zum Mediengipfel gereist, um der Veranstaltung das Zertifikat "Green Meeting" zu verleihen. Damit ist der Europäische Mediengipfel am Arlberg das erste Green Event Vorarlbergs. Für Gastgeber Hermann Fercher, Geschäftsführer von Lech Zürs Tourismus, eine erfreuliche Entwicklung: "Wir verstehen uns in Lech als Europäer. Der Mediengipfel als europäische Plattform zeugt von diesem Selbstverständnis. Dass er nun auch Green Event ist passt zudem perfekt zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die wir sehr konsequent verfolgen."

 

 

 

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