Weiterhin verhaltene Kreditdynamik in Österreich

 

erstellt am
22. 12. 14
10.00 MEZ

13. Kreditbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Wien (oenb) - Das Wachstum des von österreichischen Banken an heimische nicht-finanzielle Unternehmen vergebenen Kreditvolumens hat sich – nach einem Rückgang in der Zeit von 2012 bis Mitte 2014 – seit Juni dieses Jahres wieder kontinuierlich erholt. Im Oktober 2014 kam die Jahreswachstumsrate der Unternehmenskredite schließlich bei 1,1 % zu liegen. Damit befindet sich das Wachstum der Unternehmenskredite derzeit in etwa auf demselben Niveau wie vor einem Jahr. Weit schlechter stellt sich hingegen die Lage im Euroraum-Durchschnitt dar, für den die Veränderungsrate der Unternehmenskredite bereits seit mehr als 2 Jahren negativ ist und im Oktober 2014 bei -1,8 % lag.

Nach Wirtschaftssektoren betrachtet zeigt sich in Österreich in der Warenerzeugung sowie im Groß- und Einzelhandel ein bereits länger anhaltender Rückgang der Kreditvergabe. In den Sektoren Beherbergung und Gastronomie sowie Verkehr und Lagerei ist die Kreditdynamik erst in den letzten beiden Monaten negativ, während die anderen volkswirtschaftlich bedeutenden Sektoren durchwegs Zuwächse bei der Kreditvergabe aufweisen.

Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an private Haushalte ist bereits seit Mai des Vorjahres tendenziell angestiegen. Der höchste Wert der Wachstumsrate im laufenden Jahr wurde im August mit 1,6 % registriert, danach ging sie bis Oktober leicht auf 1,3 % zurück. Ebenso wie bei den Unternehmenskrediten liegt Österreich damit deutlich über dem Euroraum, wo im Oktober die Haushaltskredite um –0,4 % im Jahresabstand rückläufig waren.

Anleihenfinanzierung österreichsicher Unternehmen rückläufig
Die Finanzierung österreichischer Unternehmen über Anleihen hat sich seit dem ersten Quartal des Vorjahres deutlich reduziert. In dieser Zeit ging die Jahreswachstumsrate der Netto-Anleiheemissionen von 11 % im März 2013 auf nunmehr –0,6 % im Oktober 2014 zurück. Im Gegensatz dazu hat die Finanzierung der österreichischen Unternehmen über Aktienemissionen seit März dieses Jahres wieder zugenommen. So kletterte die Jahreswachstumsrate der Netto-Aktienemissionen ausgehend von leicht negativen Werten zu Jahresbeginn auf nunmehr 3,0 % im Oktober 2014. Zusätzlich finanzieren sich österreichische Unternehmen auch über Kredite aus dem Ausland und über konzerninterne Finanzierungsströme. In der ersten Jahreshälfte 2014 trugen die Netto-Kreditaufnahmen bei ausländischen Banken insgesamt rund 800 Mio. EUR zur Finanzierung der österreichischen Unternehmen bei (im ersten Halbjahr 2013 waren es rund 100 Mio. EUR), die konzerninternen Finanzierungen (aus dem In- und Ausland) hingegen nur rund 340 Mio. EUR.

Zinssätze im Kundengeschäft historisch niedrig
Die durchschnittlichen Zinssätze im Kundengeschäft sind sowohl bei Unternehmenskrediten als auch bei Haushaltskrediten im Lauf des Jahres 2012 parallel zu den Leitzinsen gesunken und haben sich in der Folge auf historisch niedrigem Niveau stabilisiert. Bei den Unternehmenskrediten zeigt sich erst in den letzten Monaten ein weiterer leichter Rückgang der Kundenzinsen, der im Zusammenhang mit weiteren Leitzinssenkungen im heurigen Jahr stehen dürfte. So ging das Zinsniveau bei den neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr und einer Höhe über 1 Mio. EUR von 1,8 % im Juli auf nunmehr 1,5 % im Oktober zurück, bei jenen mit einem Volumen von unter 1 Mio. EUR von 2,3 % auf 2,1 %. Bei den Kundenzinsen für Haushaltskredite ist ein unterschiedlicher Verlauf je Verwendungszweck zu beobachten. Während die Zinsen von neuen Konsumkrediten seit Jahresbeginn 2013 tendenziell angestiegen sind, stagnierten sie bei neuen Wohnbaukrediten auf einem Niveau von etwas über 2 %.

Vergaberichtlinien der Banken erstmals nach der Krise gelockert
Aktuelle Umfragen bei Unternehmen und Banken legen nahe, dass die schwache Kreditdynamik im bisherigen Verlauf des Jahres 2014 sowohl angebots- als auch nachfrageseitige Gründe hatte. Die befragten KMU berichteten von einer anhaltenden Verschlechterung der Verfügbarkeit von Bankkrediten, wofür sie als Hauptursache die allgemeine Wirtschaftslage nannten. Zudem sollen sich die Banken laut den befragten Unternehmen bei der Gestaltung der Sicherheitenerfordernisse und bei Zusatz- und Nebenvereinbarungen weiterhin restriktiv verhalten haben. Die in der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) befragten Banken hingegen gaben an, die Richtlinien für die Kreditvergabe an KMU im dritten Quartal 2014 erstmals seit über vier Jahren wieder leicht gelockert zu haben. Die in der Vergangenheit erfolgte sukzessive Anhebung der Kreditstandards dürfte jedoch für die Unternehmen nach wie vor restriktiv wirken.

 

 

 

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