Wie die Jungen Europa sehen

 

erstellt am
23. 01. 15
11.00 MEZ

Salzburg (universität) - Junge gebildete und politisch interessierte Städter sind in Österreich am meisten von der Idee der europäischen Integration überzeugt. Zu diesem Ergebnis gelangt Christina Ortner, die sich in ihrer Dissertation mit dem Verhältnis von jungen Erwachsenen zur europäischen Union sowie der Rolle der Medien auseinandersetzte. Für ihre Arbeit wurde sie mit dem Senator-Otto- Wittschier-Wissenschaftspreis 2014 ausgezeichnet. Ortners Arbeit ist am Salzburg Centre of European Union Studies (SCEUS) der Universität Salzburg im Rahmen des von der Humer Stiftung für akademische Talente geförderten Doktorandenprogramms entstanden. Dank finanzieller Unterstützung der Stiftungs- und Förderungsgesellschaft der Universität Salzburg erscheint sie demnächst im Nomos Verlag als Buch.

In ihrer Studie zeichnet Christina Ortner ein vielschichtiges Bild über das Verhältnis der Jungen in Österreich zur EU. Für die Entwicklung ihrer Sichtweisen spielen Informationen aus den Medien eine zentrale Rolle. Auf Basis von Interviews in Form persönlicher Gespräche sowie einer Online-Umfrage kommt Ortner zu dem Ergebnis, dass nur eine kleine Gruppe voll und ganz hinter der EU steht. „Diese Leute interessieren sich insgesamt für Politik und verfolgen die Geschehnisse regelmäßig“, sagt Ortner. Der überwiegende Teil der Befragten äußert jedoch grundsätzliche Bedenken der EU gegenüber. „Ängste gibt es viele, etwa vor dem Verlust nationaler Souveränität“, so Ortner. Durch mangelnde Information und eingeschränkte Mitbestimmungsmöglichkeiten würden sich die jungen Menschen von europäischer Politik oft ausgeschlossen fühlen. Kritikpunkte seien insbesondere die hohen Kosten der EU sowie eine zu geringe Vertretung ihrer Interessen durch die politischen Eliten. Die überwiegende Mehrheit ist jedoch wenig an europäischer Politik interessiert und dementsprechend schlecht informiert.

Den Auswirkungen der EU auf Beschäftigung und Arbeitsbedingungen stehen die Befragten ambivalent gegenüber. Ihr Fazit: Europäische Politik und Integration berge sowohl Chancen als auch Gefahren für Arbeitnehmer in Österreich. Positiv gesehen werden die Auswirkungen der EU auf die Wirtschaft sowie die internationale Mobilität. Das Wissen über die EU kommt zunächst aus der Familie und der Schule. In der Folge stoßen aber junge Menschen vielfach in Medienberichten auf europäische Politik. Als wichtigste Quellen werden dabei der ORF und die Kronenzeitung genannt und etwas seltener die Qualitätspresse. „Insgesamt haben die Medien bei den Befragten einen hohen Stellenwert, was Wissen und Meinungsbildung zur EU betrifft“, sagt Ortner. „Sie nutzen sie vor allem, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren und gezielt nach Informationen zu suchen.“ Die Befragten sehen die Medien jedoch kritisch und haben den Eindruck, dass die Berichterstattung je nach Ausrichtung einseitig positiv oder negativ über die EU sei.

Damit die Jungen Medieninformationen besser einordnen können seien Lehrende in Schulen aufgerufen, die komplexen Zusammenhänge verständlich aufzubereiten und so das nötige Hintergrundwissen zu vermitteln, so Ortner. Will die EU die Jungen intensiver in die europäische Politik einbinden, rät sie die politische Bildung über die EU in allen Ausbildungsstufen zu forcieren und direkten Kontakt zu suchen.

Senator-Otto- Wittschier -Wissenschaftspreise und Stipendien
Christina Ortner wurde gemeinsam mit Clemens Sedmak und Eva Rohn mit dem Senator-Otto-Wittschier-Wissenschaftspreis 2014 ausgezeichnet. Die gleichnamigen Stipendien gingen an Lukas Haigermoser und Dagmara Stryjak. Die Preise und Stipendien werden von der EFS Euro Finanz Service Vermittlungs AG in Gedenken an den Gründer Otto Wittschier gestiftet. Chance auf das Preisgeld haben Arbeiten aus den Bereichen Rechts-, Wirtschafts-, Finanz- und Kultur- und Gesellschaftswissenschaften sowie Wirtschaftsethik- und -psychologie. Die Bewerber sollen außerdem an der Universität Salzburg wissenschaftlich tätig sein.

 

 

 

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