Lebenswelten der älteren Generation im ´
 Burgenland wissenschaftlich analysiert

 

erstellt am
23. 01. 15
11.00 MEZ

Soziallandesrat Dr. Rezar: Bestandsaufnahme und Handlungsoptionen hinsichtlich Pflege- und Betreuungsprävention im Vordergrund
Eisenstadt (blms) - Derzeit beziehen 17.900 BurgenländerInnen Pflegegeld und benötigen Pflege und/ Betreuung. Diese Zahl wird infolge der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung in den nächsten Jahren zunehmen. Angesichts dieser Tatsachen muss der Dialog über die Zukunft der Pflege in Österreich forciert werden, um auch in Zukunft durch soziale Innovationen und Forschung die nötige Unterstützung zu gewährleisten. Die Forschung Burgenland GmbH führt deshalb in enger Kooperation mit dem Department Soziales der Fachhochschule Burgenland eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Analyse der Lebensräume der älteren Generation im Burgenland durch. „Für die Planung der Zukunft muss das Land Burgenland wissen, welche kommunalen Wertschöpfungsketten und Ressourcen es im Kontext der Pflege- und Betreuungsprävention im Burgenland gibt. Anders formuliert: Was steht den älteren Burgenländerinnen und Burgenländern jenseits der bekannten Angebote, wie stationäre Pflege, Hauskrankenpflege usw. zur Verfügung? Es soll eine Bestandaufnahme gemacht und Handlungsoptionen herausgearbeitet werden“, erläuterte Gesundheits- Soziallandesrat Dr. Peter Rezar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit WHRin Mag.a Elvira Waniek-Kain, Abteilung 6/Hauptreferatsleiterin Sozialwesen beim Amt der Burgenländischen Landesregierung und Projektleiter Prof. (FH) Mag. (FH) Dr. Roland Fürst die Intention des Auftraggebers.

Im Budgetjahr 2015 wendet das Land Burgenland für Pflege und Betreuung 78,5 Millionen Euro, für die stationäre Pflege 65,05 Millionen Euro, für die Hauskrankenpflege inklusive Hospiz- Palliativbetreuung 10,2 Millionen Euro, für die SeniorInnentagesbetreuung 600.000 Euro, für Betreutes Wohnen 200.000 Euro und für die 24 Stunden Betreuung 2,4 Millionen Euro auf. „Das ist sehr viel Geld, dass aber einer sehr großen Gruppe nicht zu Gute kommt. Nämlich jener Gruppe älterer Menschen, die keine pflegerische Unterstützung benötigt, aber trotzdem auf Unterstützung angewiesen ist, um den Alltag zu bewältigen“, ergänzte Rezar.

Angesichts der stark steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen ist das Ziel des gegenständlichen Forschungsprojektes die Ressourcenmobilisierung, sprich Nachbarschaftshilfe, und gleichzeitige Pflegevorsorge im Zusammenhang mit dem aktiven Altern. „Ältere Menschen können als ExpertInnen ihrer Lebenswelt wertvolle Hinweise zur sinnvollen Gestaltung ihres Lebensumfeldes geben. Das Forschungsprojekt setzt daher sehr stark auf die Beteiligung der älteren Generation, um so Ressourcen im Nachbarschaftskontext zu identifizieren. Damit sollen Alternativen zur institutionellen Pflege und Unterstützung über lokale und kommunale Netzwerke aufgezeigt werden“, erklärte dazu der wissenschaftliche Leiter des Projektes, Prof. (FH) Mag. (FH) Dr. Roland Fürst, Departmentleiter Soziales an der FH Burgenland. Im skandinavischen Raum, aber auch in den Niederlanden konnten mit innovativen Maßnahmen, wie Pflegegenossenschaften, Alters-Wohngemeinschaften usw. mehrere Ziele erreicht werden. Einerseits wurde die Lebensqualität der älteren Generation erhöht, andererseits konnten sinnvolle ökonomische Einsparungen erzielt werden.

Welche (in-)formellen, sozialräumlichen und persönlichen Ressourcen können im Wohnumfeld älterer Menschen identifiziert und für deren Aktivierung genutzt werden? Wie können diese Ressourcen strukturiert und institutionalisiert werden, um den Eintritt ins klassische Pflegesystem zu verzögern? Welcher individuelle psychosoziale sowie kollektive ökonomische Nutzen entsteht? Diese drei handlungsleitenden Fragen wurden für das Forschungsprojekt entwickelt. Um diese Fragestellung im Sinne eines partizipativen Forschungsansatzes umsetzen zu können und auch die regionalspezifischen Lebenswelten zu berücksichtigen, sind Workshops in allen sieben Bezirken des Burgenlandes geplant. In der Phase der Bedarfserhebung wird die Zielgruppe mittels Methoden der empirischen Sozialforschung, wie biografischen Interviews und Netzwerkanalysen, mit den zentralen Fragestellungen konfrontiert. Natürlich werden auch ExpertInnen aus Pflegeorganisationen, Gemeinden und SeniorInnenzentren befragt. Pro Workshop sind rund 20 BurgenländerInnen beteiligt, landesweit also insgesamt an die 120 Personen. Die dabei erzielten Erkenntnisse werden mit statistischen Daten im Sinne einer Sekundäranalyse ergänzt. Für diese Untersuchung wurden Wohnen und Wohnumfeld, Infrastruktur und Versorgung, Gesundheit, Pflege und Soziales, Freizeit und Kultur, Information und Beratung sowie Partizipation und Kommunikation als Dimensionen definiert.

 

 

 

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