Romane Thana. Orte der Roma und Sinti

 

erstellt am
13. 02. 15
11.00 MEZ

Ausstellung im Wien Museum von 12. Februar bis 17. Mai 2015 – in Kooperation mit Romano Centro, Initiative Minderheiten und Landesmuseum Burgenland
Wien (wienmuseum) - Die Ausstellung gibt Einblicke in die Lebenssituation von Roma und Sinti in Österreich und erzählt deren Geschichte und Geschichten. Phasen der Zwangsassimilierung wechselten mit solchen der Ausgrenzung. Im Fokus stehen Orte: die seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Siedlungen der Burgendland-Roma ebenso wie traditionelle Plätze in Wien oder Zwangsorte der Verfolgung. Geschätzte 90% der österreichischen Roma wurden in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet. Die wenigen Überlebenden standen nach 1945 vor dem Nichts und wurden systematisch benach-teiligt. Etliche zogen nach Wien, auch in der Hoffnung, nicht erkennbar zu sein. Der überwiegende Teil der heute in Österreich lebenden Roma und Sinti kam im Zuge von Arbeitsmigration aus Ost- und Südosteuropa (v.a. aus Serbien, Bosnien und dem Kosovo, später auch aus Rumänien, Bulgarien und der Slowakei). Nach wie vor leben viele Angehörige der Minderheiten "im Verborgenen", um Diskriminierungen zu ent-gehen.

Darstellungen von Roma und Sinti stammten über Jahrhunderte hauptsächlich von Nicht-Roma. Dazu gehören romantisierende Vorstellungen ebenso wie Bilder der Verachtung. Es existieren kaum historische Selbstzeugnisse. Auf diese Weise wurden Stereotypen und Feindbilder festgeschrieben, die letztlich der Legitimation von rassistischer Verfolgung dienten und weiterhin dienen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen daher als Gegenperspektiven Beiträge von Menschen aus den Roma- und Sinti-Communities, die ihren Familiengeschichten nachgingen, sich mit ihren Identitäten auseinandersetzten oder für die Ausstellung recherchierten, Videointerviews machten und künstlerische Beiträge lieferten (siehe Anhang). Solche Geschichten führen zu den Roma-Reinigungskräften im Wiener AKH, erzählen von Pferdehändlern in Floridsdorf und von den Folgen des Attentats von Oberwart, bei dem 1995 vier Roma brutal ermordet worden. Von der schmerzhaften Auseinandersetzung mit dem Holocaust zeugt eine Gruppe von Gemälden von Ceija Stojka, die vom Wien Museum angekauft wurde. Die Ausstellung verschränkt persönliche Erfahrungen mit historischem Wissen, aus der Vielstimmigkeit der Geschichten ergeben sich neue Sichtweisen auf die Gegenwart, klischeehafte Wahrnehmungen werden durchbrochen. Das Projekt versteht sich bewusst als Signal gegen antiziganistische Hetze und Repression, wie sie auch in jüngster Vergangenheit immer wieder vorkommen. 2016 wird die Ausstellung im Landesmuseum Burgenland zu sehen sein.

Ortlosigkeit als Stereotyp
Die Idee zur Ausstellung kam vom Romano Centro, das gemeinsam mit der Initiative Minderheiten das Grundkonzept der Ausstellung erarbeitete, die Weiterentwicklung und Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Wien Museum. Warum "Orte der Roma"? "Ortlosigkeit ist eines der mächtigsten Stereotype in Bezug auf Roma und Sinti - ein zentrales Element der unterstellten Identitätslosigkeit des antiziganistischen Blicks", so Andrea Härle, Geschäftsführerin des Romano Centro. Während der überwiegende Teil der Roma und Sinti heute genauso sesshaft sei wie die übrige Bevölkerung, halte sich das Klischee der Ortlosigkeit und damit verbunden die Unterstellung, heimatlos, "dahergelaufen" und unzuverlässig zu sein.

Die Ausstellung stellt sich nicht nur gegen gängige Zuschreibungen, sondern setzt sich auch mit Repräsentation im Museum auseinander. Elf Jahre nach der viel beachteten "Gastarbajteri"-Ausstellung (die seinerzeit von der "Initiative Minderheiten" ans Museum herangetragen wurde), geht es auch dieses Mal darum, Geschichte aus der Sicht der ProtagonistInnen zu erzählen, eine "partizipative Dramaturgie" zu finden. Elf Personen aus den Roma- und Sinti-Communities gestalteten Beiträge, die allesamt von einem konkreten Ort ausgehen. Dazu kommt ein ausführlicher historischer Teil zur Geschichte der Roma und Sinti in Österreich vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Gestalterisch wird hier unterschieden zwischen Bildern, die "von außen", d.h. über die Minderheiten produziert wurden, und jenen Darstellungen und Zeugnissen, die selbst aus den Communities stammen: Letztere sind überwiegend im Original und gerahmt.

Einen essentiellen Bestand in der Ausstellung bilden die Fotos und vor allem Tondokumente, die Mozes Heinschink - der wichtigste Sprachwissenschaftler für Romani- Sprachen - seit den 1960er Jahren gesammelt hat. Um die Bedeutung der Sprache für die Identität der Minderheiten zu unterstreichen, sind die Ausstellungstexte je nach Themen und Orte ins Burgenland-Roman, Lovara-Romani, Kalderaš und Sintitikes übersetzt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen daher als Gegenperspektiven Beiträge von Menschen aus den Roma- und Sinti-Communities, die ihren Familiengeschichten nachgingen, sich mit ihren Identitäten auseinandersetzten oder für die Ausstellung recherchierten, Videointerviews machten und künstlerische Beiträge lieferten (siehe Anhang). Solche Geschichten führen zu den Roma-Reinigungskräften im Wiener AKH, erzählen von Pferdehändlern in Floridsdorf und von den Folgen des Attentats von Oberwart, bei dem 1995 vier Roma brutal ermordet worden. Von der schmerzhaften Auseinandersetzung mit dem Holocaust zeugt eine Gruppe von Gemälden von Ceija Stojka, die vom Wien Museum angekauft wurde.

Die Ausstellung verschränkt persönliche Erfahrungen mit historischem Wissen, aus der Vielstimmigkeit der Geschichten ergeben sich neue Sichtweisen auf die Gegenwart, klischeehafte Wahrnehmungen werden durchbrochen. Das Projekt versteht sich bewusst als Signal gegen antiziganistische Hetze und Repression, wie sie auch in jüngster Vergangenheit immer wieder vorkommen. 2016 wird die Ausstellung im Landesmuseum Burgenland zu sehen sein.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.wienmuseum.at/

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at