Nach dem Ministerrat

 

erstellt am
18. 02. 15
11.00 MEZ

 Faymann: ArbeitnehmerInnen brauchen mehr Netto vom Brutto, keine Mogelpackung
"Vermögende müssen Beitrag leisten" - gemeinsame Lösung mit Griechenland finden - EU muss auf Einhaltung des Minsker Friedensabkommens drängen
Wien (sk) - Bundeskanzler Werner Faymann hat am 17.02. nach dem Ministerrat betont, dass es das Ziel der Steuerreform sein muss, dass die ArbeitnehmerInnen spürbar entlastet werden. Derzeit sei man noch in Verhandlung, jede Partei vertrete ihre Positionen. Sein Ziel sei eine Einigung, bekräftige der Kanzler, entscheidend sei jedoch: "Haben die Österreicherinnen und Österreicher am Schluss mehr Netto in der Brieftasche oder war es eine Mogelpackung?" Dazu hätten auch Millionäre ihren Beitrag zu leisten, machte der Kanzler klar.

Zum Thema Griechenland sagte der Bundeskanzler, dass nach dem EU-Rat noch Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung bestehe. Die griechische Regierung habe sich noch nicht dazu durchgerungen, einen Antrag auf Fortsetzung des Hilfsprogramms zu stellen. Faymann betonte, dass "jeder, der etwas übrig hat für das Friedensprojekt EU, einen Austritt Griechenlands nicht herbeisehnen sollte". Niemand hätte einen Vorteil davon, wenn Griechenland aus der Eurozone austritt, vielmehr würde dieses Szenario "ungeahnte Schwierigkeiten" mit sich bringen. Schon jetzt herrsche in Griechenland die höchste Kinderarmut in der EU. Er setze sich daher weiterhin für eine gemeinsame Lösung ein, bekräftigte aber erneut, dass "Vereinbarungen einzuhalten seien".

Auch die Situation in der Ukraine bereite der EU weiterhin Sorge, berichtete der Kanzler. "Der vereinbarte Waffenstillstand ist noch nicht lückenlos gewährleistet." Es sei daher wichtig, dass die EU weiter auf die Einhaltung des Minsker Friedensabkommens dränge. Frieden in der Region sei in erster Linie aus humanitären Gründen wichtig, habe aber auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung sowohl im ukrainischen Raum als auch für österreichische Betriebe. "Wir werden die Friedensbemühungen daher mit voller Kraft unterstützen", betonte Faymann.

Der Bundeskanzler nutze die Gelegenheit, um die Anschläge in Kopenhagen erneut "aufs Schärfste zu verurteilen". Die Attentate in Toulouse, Paris und Kopenhagen hätten gezeigt, dass gezielt die jüdische Gemeinschaft angegriffen wird. Faymann versicherte den in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden, dass sie hier als wichtiger Teil der Gesellschaft angesehen werden und sich des Schutzes und der Solidarität Österreichs sicher sein können. Man müsse dem Kampf gegen den Terrorismus besondere Aufmerksamkeit schenken, unterstrich Faymann. (


 

 Mitterlehner: Reformen angehen, Bürokratie abbauen, Bürger entlasten
An Reformen führt kein Weg vorbei - Antragslose Familienbeihilfe im Ministerrat beschlossen - Bei TTIP-Verhandlungen für qualitativ bestes Ergebnis arbeiten
Wien (bmwfw) "Griechenland hat es in der Hand, die derzeit schlechte Lage für sich selbst, aber auch für die EU zu ändern", sagte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nach dem Ministerrat. Beide Seiten müssen Spielregeln und Verträge einhalten, so Mitterlehner, die derzeitige Entwicklung sehe allerdings eher nach einem "negativen Powerplay" aus. "Die Griechen haben es aber in der Hand, dies zu ändern, indem sie einerseits den Antrag auf Verlängerung des Hilfsprogrammes stellen. Und indem sie andererseits einsehen, dass an Reformen kein Weg vorbei führen kann." Ansonsten würde sich der Druck auf die EU durch andere Krisenstaaten weiter verstärken. "Das ist nicht im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union und auch nicht im Sinne der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Die Probleme würden so nicht gelöst, sondern nur verschärft", stellt Mitterlehner klar.

Zur Herabstufung des österreichischen Ratings durch die Agentur Fitch hält der Wirtschaftsminister fest: "Die Herabstufung dürfen wir auf der einen Seite nicht überbewerten, da sie auf statistische Ursachen zurückgeht. Auf der anderen Seite müssen wir das im Zusammenhang mit den Wachstumsgegebenheiten sehen." Deshalb sei es wichtig, die Reformnotwendigkeiten in entsprechende Aktivitäten umzusetzen. Als Beispiel nennt der Vizekanzler den Pensionsbereich. "2013 wurden 9,66 Milliarden Euro vom Bund in den Pensionsbereich zugeschossen. Die Pensionskommission erwartet für das Jahr 2019 bereits einen Bundeszuschuss von 13,5 Milliarden Euro", so Mitterlehner. "Mit der Differenz alleine könnten wir bereits mehr als eine halbe Steuerreform finanzieren. Das zeigt die Notwendigkeit von Reformen deutlich auf."

Um die Reformverantwortung in Österreich wahrzunehmen und einen weiteren Schritt in Richtung Entbürokratisierung zu setzen, hat der Ministerrat die antragslose Familienbeihilfe beschlossen, die von Familienministerin Sophie Karmasin und Finanzminister Hans Jörg Schelling umgesetzt wird. "Das entlastet etwa 80.000 Familien in Österreich direkt. Sie ersparen sich nach der Geburt ihres Kindes den Weg zum Finanzamt und damit Zeit und Aufwand", hält Mitterlehner fest. Die Auszahlung der Familienbeihilfe erfolgt künftig automatisch und wird über das zentrale Personenstandsregister abgewickelt. Die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger und der Verwaltung ist auch bei der Steuerreform vorrangig. "Wir wollen durch zahlreiche Maßnahmen zur Entlastung eine Gegenfinanzierung der Tarifsenkung darstellen, zum Beispiel indem wir bei den Verwaltungskosten sparen", so Mitterlehner. "Wir haben das Interesse eine Lösung zustande zu bringen, auch wenn die schwierigen Bereiche jetzt erst kommen."

TTIP: Hohe Standards erhalten, qualitativ gutes Abkommen entwickeln
Bei den Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA, kurz TTIP, gehe es darum zu einem gut gemachten Abkommen zu kommen und die Vorteile eines solchen für Österreich zu nutzen. "Wir setzen uns für möglichst große Transparenz bei den Verhandlungen und die Fixierung und den Erhalt unserer hohen Standards, vor allem bei Lebensmitteln und im Gesundheitsbereich, ein. Wir treten klar gegen Gentechnik und Bio-Hormone auf", betont Mitterlehner. Zu Bedenken bezüglich eines geplanten Investitionsschutzes gibt es seitens der EU einen Konsultationsmechanismus. Hier werde es entsprechende Ergebnisse geben, betont der Vizekanzler. Das Thema wird auch Gegenstand von Verhandlungen mit EU-Kommissarin Cecilia Malmström sein. Abschließend betont der Vizekanzler: "Fakt ist: Österreich hat einen Verhandlungsauftrag für die TTIP-Verhandlungen erteilt. Die Rücknahme dessen wäre nur durch einen einstimmigen Beschluss aller EU-Mitgliedsstaaten möglich. Daher kann es nur darum gehen, das Ergebnis qualitativ möglichst hochwertig zu entwickeln und ein gut gemachtes Abkommen zu erzielen."

     

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