MQ: Ausstellung „united nations extended –
 The Vienna Dialog

 

erstellt am
02. 03. 15
11.00 MEZ

Wien (mq) - "united nations extended - The Vienna Dialog" gibt einen Einblick in das Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik am Beispiel der Vereinten Nationen. Kuratiert von Signe Theill und Peter Winkels setzt sich die Schau im freiraum quartier21 INTERNATIONAL im MuseumsQuartier Wien mit bildlichen und symbolischen Akten der Politik auseinander. Die Ausstellung zeigt neben kritischen Stellungnahmen zeitgenössischer KünstlerInnen auch poetische und dokumentarische Arbeiten sowie Installationen im öffentlichen Raum des MQ wie z.B. am Dach des Leopold Museums. Eröffnung ist am 12. März um 19 Uhr, bereits am 11. März findet um 10 Uhr ein Presserundgang statt, im Rahmen dessen Abbas Akhavans Arbeit "Study for a Blue Shield" am Dach des Leopold Museums installiert wird.

Die Politikfelder, die die KünstlerInnen ins Visier nehmen, reichen vom Palästina-Konflikt über den Irakkrieg, den Völkermord in Ruanda, den Bürgerkrieg in Bosnien, das Flüchtlingsdrama an den EU-Grenzen bis hin zu Verbindungen von Privatem und Politischem im Umkreis der UN. Die ersten Positionen stammen aus den 90er Jahren, die aktuellsten werden eigens für die Ausstellung gefertigt und erstmalig gezeigt.

"Study for a Blue Shield" ist die Installation des Künstlers Abbas Akhavan (CAN). Seine Arbeiten basieren auf einer Bildsprache zwischen Abstraktion und Repräsentation, zwischen Malerei und Skulptur. Abbas Akhavan nimmt dieses Spiel auf und verwendet ein Symbol, das im Zuge der Haager Konvention (1954) geschaffen wurde, um Kulturgüter in militärischen Konflikten besser schützen zu können. Das "Blaue Schild" ist das kulturelle Äquivalent zum "Roten Kreuz". Der Grad der Abstraktion macht es zu einem starken Symbol, das universell verständlich ist. "Study for a Blue Shield" wird sowohl in der Ausstellung als auch am Dach des Leopold Museums präsentiert und so von der Luft aus als Zeichen für den Schutz von kulturellen Gütern und gegen militärische Gewalt zu sehen sein.

Ebenfalls im öffentlichen Raum, am MQ Vorplatz, wird eine Aktion der Künstlergruppe "Zentrum für Politische Schönheit" (GER) zu sehen sein, die mit ihrer Aktion "Erster Europäischer Mauerfall", die Gedenkfeierlichkeiten zum 25. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer zum Anlass nahm, um auf den vor wenigen Wochen fertiggestellten neuen Grenzzaun in Bulgarien hinzuweisen. Europa feiert den Fall der Mauer und betreibt die eigene Selbsteinmauerung auf hohem Niveau und unter Hochdruck. Im MuseumsQuartier Wien nimmt die Aktion mit der Arbeit im öffentlichen Raum am MQ Vorplatz ihren Fortgang. Die KünstlerInnen des "Zentrums für Politische Schönheit" sind im März zudem Artists-in-Residence im quartier21/MQ und am 19. März um 19 Uhr zu einem Podiumsgespräch im freiraum quartier21 INTERNATIONAL/MQ anwesend.

Goshka Macugas (POL) vielteilige Installation "The Nature of the Beast" wiederum wird mit einer Colin Powell-Büste vertreten sein, und macht damit ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte des Verhältnisses von Kunst und Politik sichtbar. Als der US-Außenminister Powell seinen Vortrag über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak gehalten hatte, wurde die Pressekonferenz wie immer vor Picassos "Guernica" gehalten:
Allerdings verhüllte man diese ikonische Anklage gegen den Krieg mit einem blauen Tuch. Viel intimer und privater war der Anlass der multimedialen Arbeit von Sophie Calle (FRA) "Prenez soin de vous" aus dem Jahr 2004: Unter anderem ließ sie, neben 106 anderen Frauen auch Françoise Gaspard, eine UN-Expertin für Frauenrechte, die Trennungsnachricht von Calles ehemaligem Freund vorlesen.

Die Geschichte der Vereinten Nationen ist auch die Geschichte eines besonderen Verhältnisses zur Kunst. Von Beginn an sammelte die Weltorganisation Kunstwerke, beauftragte KünstlerInnen in den UN-Städten und bekam als diplomatische Geste Kunstwerke geschenkt. So hat auch Wiens UNO-City eine bedeutende Sammlung österreichischer KünstlerInnen, die ihr Anfang der 70er Jahre von der Republik Österreich gestiftet wurde. Zum 60. Jahrestag der Aufnahme Österreichs in die Vereinten Nationen stellen KünstlerInnen wie Jan Stradtmann (GER), Maurice de Martin (GER) und Janina Janke (GER) die Ergebnisse ihrer Recherchen im Vienna International Center in Wiens 22. Bezirk vor. Die Fotos von Jan Stradtmann zeigen die kühle Eleganz im Inneren der Gebäude während das Künstler-Duo Janke/de Martin in ihrer Arbeit "UN.KNOWN SPACES" mit Interviews, Videos und anderen Dokumenten, die sie in Wien, Nairobi und New York zusammengetragen haben, den Blick auf die Menschen richten, die für die Vereinten Nationen arbeiten. Anlässlich der Ausstellung wird es am 18.03. um 14 Uhr in Kooperation mit dem Besucherdienst des Vienna International Centre Führungen durch die Kunstsammlung der UNO geben, inkl. Transfer vom MQ und retour sowie einer Kuratorenführung durch die Ausstellung im freiraum quartier21 INTERNATIONAL.

Der Berliner Künstler Alfred Banze (GER) ist den umgekehrten Weg gegangen. Mit einer 1,3 x 2 Meter großen Kopie des Wandgemäldes von Per Krohg im UN-Sicherheitsrat (das erste Kunstwerk, das für die Vereinten Nationen entstanden ist) reiste Banze um die Welt. Von dieser internationalen Workshop-Tour bringt er zahlreiche Videos nach Wien, die eine Fülle von Stimmen sowohl zur zeitgenössischen Interpretation des Bildes als auch zur Vision der UNO erklingen lassen.

Zudem werden auch neue Arbeiten zu sehen sein, die Artists-in-Residence des quartier21/MQ extra für die Ausstellung schaffen werden wie u.a. von Sibylle Hofter (GER), die im April die Lokalredaktion ihrer Fotoagentur "Schwimmer" in den Ausstellungsräumen einrichtet oder Guy Wouete (CMR) der sowohl neue Fotoarbeiten als auch Videos in Wien realisiert.

Durch Vorträge, Screenings, Künstlergespräche wird ein interdisziplinärer Dialog über die Bedeutung der Kunst im Kontext der Vereinten Nationen angestoßen. Weiters wird es im Rahmen der Ausstellung Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche in Zusammenarbeit mit Europe Direct und den Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) geben.
KünstlerInnen:

Marina Abramovic (SRB/USA), Abbas Akhavan (CAN), Alfred Banze (GER), Vitshois M. Bondo (COD), Sophie Calle (FRA), Sibylle Hofter (GER)*, Alfredo Jaar (USA), Janina Janke (GER)*/Maurice de Martin (GER)*, Khaled Jarrar (PSE), Sven Kalden (GER), Thomas Locher (GER), Goshka Macuga (POL), Josef Ramaseder (AUT), Kofi Setorji (GHA), Ivar Smedstad (NOR), Jan Stradtmann (GER), Tanya von Barnau Sythoff (NDL)*, Guy Wouete (CMR)*, Zentrum für Politische Schönheit (GER)*

*Artists-in-Residence des quartier21/MQ
"united nations extended - The Vienna Dialog" wird in Kooperation mit dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres organisiert. Begleitprogramm und Workshops finden in Kooperation mit der Norwegischen Botschaft in Österreich und den Jungen Europäischen Föderalisten statt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.quartier21.at

 

 

 

 

 

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