Neue Arbeitsmarktinitiative zielt
 punktgenau auf regionale Bedürfnisse

 

erstellt am
24. 02. 15
11.00 MEZ

Landesrat Dr. Peter Rezar forciert Initiativen für mehr Beschäftigung von BurgenländerInnen im Burgenland
Eisenstadt (blms) - Eine neue Initiative zur Unterstützung der Beschäftigung der burgenländischen Bevölkerung hat Soziallandesrat Dr. Peter Rezar am 23.02. vorgestellt. Im Wesentlichen gehe es dabei um zwei Richtungen, erläutert das Regierungsmitglied: „Einerseits geht es darum, wie bestehende oder neu entstehende Arbeitsplätze verstärkt mit Burgenländerinnen und Burgenländern besetzt werden können, anderseits darum, wie Beschäftigung für Menschen geschaffen werden kann, die von der Wirtschaft keine Chance bekommen.“ Um punktgenau auf regionale Bedürfnisse abgestimmte Maßnahmen zu entwickeln, wurde in einem ersten Schritt das Burgenland hinsichtlich seiner bisherigen Entwicklung genau unter die Lupe genommen. Konkret wurde vom ÖIR-Projekthaus in Zusammenarbeit mit der PROSPECT Unternehmensberatung eine sogenannte raumstrukturelle Analyse des Burgenlandes erstellt. Basierend auf den erhobenen Daten werden in Folge gezielt neue Initiativen setzen. Ziel ist, die bestehenden regionalspezifischen Strukturen mit den Bedürfnissen und Anforderungen der Betriebe und der Arbeitsuchenden besser abzustimmen sowie die Angebote des Landes, insbesondere im Qualifizierungsbereich, zu optimieren.

Angesichts der seit mehreren Jahren bestehenden konjunkturellen Schwäche der Wirtschaft und der steigenden Arbeitslosigkeit sei die Unterstützung der Beschäftigung der burgenländischen Bevölkerung eine der wichtigsten Herausforderungen des Landes, so Rezar. Auch wenn das Burgenland erfolgreicher als die anderen Bundesländer und die meisten Regionen Europas der nationalen und internationalen Wirtschaftsschwäche gegensteuert – so nahm die Jugendarbeitslosigkeit im Jänner im Burgenland um 4,9% ab, während sie österreichweit um 9% wuchs – bleiben Herausforderungen bestehen. So sei eines der zentralen Merkmale des burgenländischen Arbeitsmarktes die zu geringe Zahl an Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale, arbeitsfähige Bevölkerung, so der Landesrat: „Das heißt, das steigende Angebot an vor allem ausländischen Arbeitskräften schöpft die zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten zu einem hohen Anteil ab, während die lokale Bevölkerung des Burgenlandes immer noch in die benachbarten Bundesländer auspendelt. Der Pendleranteil im Burgenland liegt bei 40 %.“ Deshalb wolle man Initiativen setzen, die darauf zielen, bestehende oder neue Arbeitsplätze verstärkt mit burgenländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu besetzen. „Es geht hier aber nicht um Ausländerfeindlichkeit. Ich denke, dass es sehr oft so ist, dass Betriebe und Arbeitsuchende mit ihren jeweiligen Vorstellungen nicht wirklich zusammenkommen – das zeigt etwa der Raum Parndorf, wo viele Menschen in den Raum Wien auspendeln und die Arbeitsplätze vor Ort zu einem hohen Anteil durch PenderlInnen aus dem benachbarten Ausland besetzt werden. Aber das muss nicht sein“, stellt Rezar klar.

Ähnlich sieht auch Trude Hausegger von der Unternehmensberatung PROSPECT die Ausgangslage: „Wir haben das Burgenland hinsichtlich seiner bisherigen Entwicklung genau unter die Lupe genommen und bis hinein in die Kleinregionen angesehen, wie die bestehenden Rahmenbedingen und Strukturen aussehen, wo es Probleme zum Beispiel in der Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Es wurden bereits Maßnahmen gesetzt, damit Betriebe gezielt Burgenländerinnen und Burgenländer als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ansprechen.“ Zum Teil gelte es aber auch darum, Angebote besser aufzusetzen um sie für die heimische Bevölkerung attraktiver zu machen. „Hier gibt es Erfahrungen, wie diese Suchstrategien besser aufeinander abgestimmt werden können“, so Rezar. Ziel ist, dass die Unternehmen verstärkt auf Arbeitskräfte aus der Region zurückgreifen und so zum regionalen Arbeitsmotor werden.

Eine zweite Herausforderung sei die zunehmende Spaltung am Arbeitsmarkt, betont Rezar: „Ältere, Unqualifizierte und Personen, die tatsächlich oder auch nur vermuteter Weise nicht oder nicht mehr voll am Arbeitsmarkt konkurrieren können, tun sich in dieser Wirtschaftslage besonders schwer.“ Das Arbeitsmarktservice reagiere auf diese Entwicklung mit zwar an sich guten, aber in vielen Bereichen nicht genügend ausdifferenzierten und eher traditionellen Maßnahmen. „Vor allem aber mit zu wenig Geld. Die Bundesregierung macht genau das, was in dieser Situation falsch ist: Sie kürzt die Mittel des AMS“, übt Rezar Kritik. Denn es gehe darum, „Menschen zu tatsächlichen Arbeitsangeboten zu verhelfen. Das heißt, dort, wo die Wirtschaft auslässt, zusätzliche Beschäftigung im kommunalen Bereich zu schaffen. Oder auch eigene ,Soziale Betriebe‘ zu gründen, die spezifisch diese Personen einstellen und mit diesen Aufträge lukrieren können.“

Sieht man sich die Arbeitsmarktlage genauer an, gibt es klare regionale Unterschiede, weiß Cornelia Krajasits vom ÖIR-Projekthaus. „Zum Beispiel liegt der Anteil der arbeitslosen Männer über 50 Jahren im Nordburgenland höher als im Süden. Das mag überraschend sein für viele. Betroffen sind hauptsächlich Gemeinden mit einem hohen Auspendleranteil. Arbeitnehmer, die ihren Job in benachbarten Bundesländern verloren haben, sitzen nun zu Hause im Burgenland und sind hier arbeitslos gemeldet. Da ist eine exportierte Arbeitslosigkeit.“

Anderseits gäbe es im Burgenland lokale, regionale Arbeitsmarktzentren, die Potential hätten. „Diese kann man durch das Setzen von standortpolitischen Maßnahmen weiterentwickeln, um die vorhandenen Potentiale zu heben und so die exportierte Arbeitslosigkeit abzufangen“, so die ÖIR-Expertin. „Wir müssen auch danach trachten, Potentiale zu erkennen, die von den Betrieben nicht nachgefragt werden. Dabei hilft uns die raumstrukturelle Analyse sehr“, ergänzt Hausegger, die noch weitere Maßnahmen vorschlägt: „Die Qualifizierungsangebote des Landes müssen noch besser an die Bedürfnisse der Betriebe angepasst werden. Der Arbeitsmarkt ist heute ein sehr dynamischer Bereich, die Anforderungen ändern sich rasch. Außerdem sollten die Geschulten in einer ersten Phase der Beschäftigung aktiv begleitet werden, um bei Bedarf mit Nachschulungen rasch reagieren zu können. Zudem könnten auch Praktikumsphasen verstärkt in die Ausbildung integriert werden.“

Um vor allem jene Personen zu unterstützen, die kaum Chancen auf einen dauerhaften, adäquaten Arbeitsplatz finden, sollen vor allem Maßnahmen mit stark regionalem und lokalem Fokus gesetzt werden, um das in den Gemeinden zu nutzen. „Wir planen zum Beispiel einen Wettbewerb unter den Gemeinden auszuschreiben, um Ideen für Projekte zu erhalten“, so Rezar. Außerdem werde man mit Betrieben und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gemeinsam an neuen flexibleren Arbeitsmodellen arbeiten, „die ein ,Ausbrennen‘ durch die Arbeit verhindern und den Möglichkeiten der Menschen gerecht werden“, schließt Rezar.

 

 

 

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