Bures: Demokratie lebt von der
Beteiligung junger Menschen

 

erstellt am
05. 03. 15
11.00 MEZ

Lehrlingsparlament hat Premiere im Hohen Haus
Wien (pk) - Vor knapp 100 Lehrlingen aus ganz Österreich eröffnete Nationalratspräsidentin Doris Bures am 04.03. im Sitzungssaal des Nationalrats das Lehrlingsparlament. "Demokratie lebt von jungen Menschen, die mitgestalten wollen", so Bures. Daher sei es wichtig, neben SchülerInnen auch Lehrlingen, "die mit beiden Beinen im Berufsleben stehen", die Möglichkeit zu geben, in direkten Kontakt mit der Politik zu treten. "Politik hat mit dem Leben von uns allen zu tun", betonte die Präsidentin. In den kommenden zwei Tagen werden die TeilnehmerInnen am Lehrlingsparlament die Gelegenheit haben, hinter die Kulissen der Gesetzgebung zu blicken, mit 'echten' Abgeordneten zu diskutieren und sich eigene Meinungen zu bilden. Wichtig in einer modernen und lebendigen Demokratie sei allerdings, auch andere Haltungen zuzulassen, um letztendlich einen guten Kompromiss zu finden – das würden die Jugendlichen bei ihrer parlamentarischen Arbeit ebenfalls erkennen, war Bures überzeugt.

Im Lehrlingsparlament von 4. bis 5. März haben Lehrlinge erstmals die Gelegenheit, den Gesetzgebungsprozess aus dem Blickwinkel von Abgeordneten zu betrachten. Eigenständig finden sich die TeilnehmerInnen in vier Klubs zusammen, in denen sie Positionen zu einer fiktiven Gesetzesvorlage ausarbeiten. "Regelungen für die Lehrlingsausbildung im Betrieb" ist das Thema der Klub- und Ausschussdebatten am morgigen Sitzungstag des Lehrlingsparlaments. Die Lehrlinge werden dabei ihre Standpunkte argumentieren, Sichtweisen austauschen und an Kompromissen feilen. In der Plenarsitzung am Ende des Parlamentstages zeigt sich dann, ob die Jugendlichen eine beschlussfähige Mehrheit für ihr Gesetz ausverhandeln konnten.
Meldungen auf Facebook http://www.facebook.com/ParlamentWien und Twitter https://twitter.com/oeparl begleiten den Sitzungstag außerdem.

Zur Vorbereitung auf ihre Diskussionen erhalten die Lehrlinge heute noch eine Themeneinführung von Günther Zauner, Lehrlingsexperte der Arbeiterkammer, und Peter Zeitler, der in der Wirtschaftskammer mit Fragen der Berufsausbildung befasst ist. Über die formalen Abläufe im Gesetzgebungsprozess informieren MitarbeiterInnen der Parlamentsdirektion. Bei der Bearbeitung der Gesetzesvorlage unterstützen zudem Abgeordnete aller Parlamentsparteien morgen die JungparlamentarierInnen. Von den Fraktionen als HelferInnen im Lehrlingsparlament nominiert wurden Cornelia Ecker, SPÖ; Asdin El Habbassi, ÖVP; Petra Steger, FPÖ; Julian Schmid, Grüne; Rouven Ertlschweiger, Team Stronach und Josef Schellhorn, NEOS.

Die TeilnehmerInnen am aktuellen Lehrlingsparlament decken vom Maurer bis zur Elektrotechnikerin eine breite Palette an Lehrberufen ab und kommen aus zehn Betrieben mit sehr unterschiedlichen Geschäftsfeldern: A1, dm, Kapsch, ÖBB, REWE, Siemens, Spar, STRABAG AG, voestalpine, Wiener Linien.

Neben dem Lehrlingsparlament ist ab Herbst in der Demokratiewerkstatt des Parlaments mit einem eigenen Modul für Lehrlinge ein weiteres maßgeschneidertes Angebot an politischer Bildung geplant.

     

Thema Berufsausbildung - Lehrlinge in der Rolle von Abgeordneten
Dass Jugendliche im Sitzungssaal des Nationalrats als "Abgeordnete" politisch debattieren, ist im Hohen Haus nichts Neues – immerhin tagt das "Jugendparlament" zweimal jährlich. Es war dennoch eine Premiere, als 100 junge Menschen das Plenum in der Absicht betraten, hier das Wort zu ergreifen, denn es handelte sich um Mitglieder des ersten "Lehrlingsparlaments". Willkommen geheißen wurden die Lehrlinge, die in Drogerien, Büros, Werkstätten oder Baustellen von Firmen in ganz Österreich unterschiedliche Berufe erlernen, von Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl. "Es ist ein positives Signal für die Zukunft, wenn junge Menschen das Zentrum der Demokratie kennenlernen, wo Gesetze für alle beschlossen werden, hier ihre Ideen einbringen und erleben können, wie man gemeinsam politische Lösungen findet", sagte die Bundesratspräsidentin und dankte Nationalratspräsidentin Doris Bures ausdrücklich für deren Initiative zum ersten Lehrlingsparlament in Österreich.

Demokratie braucht Ideen und Gestaltungswillen junger Menschen
Die Betriebe brauchen gut ausgebildete Fachkräfte, sagte Bundesratspräsidentin Zwazl, von Beruf selbst Unternehmerin, und brach eine Lanze für die Lehre, die durch die Verbindung von theoretischer Ausbildung in der Berufsschule und dem Praxiserwerb im Betrieb zu einem internationalen Erfolgsmodell wurde. Die serienweisen Top-Positionen österreichischer Jugendlicher bei Berufs-Europameisterschaften zeigten dies deutlich, sagte Sonja Zwazl.

Lehrlinge sind die künftigen Stützen der Wirtschaft, aber auch ihr politisches Engagement sei gefordert, denn die Politik braucht die Bereitschaft junger Menschen, Verantwortung zu übernehmen, sagte Zwazl und rief die Mitglieder des ersten Lehrlingsparlaments in Österreich dazu auf, Ideen einzubringen und Gestaltungswillen zu zeigen. "Davon lebt unsere Demokratie".

Lehrlinge arbeiten als ParlamentarierInnen
Seit gestern bereiten sich die Lehrlinge auf ihren großen Auftritt am politischen Parkett vor. Ihr Thema, Regeln für den Umgang zwischen AusbilderInnen und Lehrlingen, ist ebenso lebensnah wie aktuell und die Lehrlinge arbeiten daran wie wirkliche ParlamentarierInnen. Betriebe mit Lehrlingen sollen Leitfäden für den Schutz ihrer Lehrlinge vor Gewalt und Belästigung und für die Pflichten der Lehrlinge beim Wissenserwerb, bei der Erfüllung ihrer Aufgaben, bei der Wahrung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen und für ihr Verhalten im Betrieb erstellen. Da die geltenden Bestimmungen über Pflichten der Lehrberechtigten und Lehrlinge bereits aus dem Jahr 1978 stammen, sei ein neues "Ausbildungskodex-Gesetz" notwendig. Denn in den letzten dreißig Jahren hat sich in der Lehrausbildung vieles verändert, vor allem haben die Anforderungen an AusbildnerInnen und Lehrlinge stark zugenommen.

Unmittelbar nach der Begrüßung versammelten sich die jugendlichen "Abgeordneten" in ihren "Klubs", um dort Positionen für einen Gesetzesvorschlag zu erarbeiten. Diese Positionen werden hierauf – ganz geschäftsordnungsmäßig - in Ausschüssen mit dem Ziel debattiert, eine mehrheitsfähige Empfehlung für die am Nachmittag stattfindende Plenarsitzung zu finden. Wie jedes Parlament der Welt wird auch das "Lehrlingsparlament" von Experten unterstützt: Bei Fragen des Verhandlungsablaufs und parlamentarischer Instrumente stehen den Lehrlingen BeamtInnen der Parlamentsdirektion zur Seite. Inhaltlich werden sie von Fachleuten aus der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer beraten. Als Berater aus der politischen Praxis stehen den jungen Leute die Nationalratsabgeordneten Cornelia Ecker (SPÖ), Asdin El-Habbassi (ÖVP), Petra Steger (FPÖ), Julian Schmied (Grüne), Rouven Ertlschweiger (Team Stronach) und Sepp Schellhorn (NEOS) mit Rat und Tat zur Seite.

 

 

 

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