Unsicherheit bremst Konjunktur

 

erstellt am
16. 03. 15
11.00 MEZ

WIFO-Prognose für 2015 bis 2016
Wien (wifo) - Nach dem geringen Wachstum im Jahr 2014 dürfte die österreichische Wirtschaft auch Anfang 2015 nur sehr verhalten expandieren. Die Vorlaufindikatoren geben weiterhin keine nennenswerten Hinweise auf eine Konjunkturbelebung. In der ersten Jahreshälfte sind somit die Voraussetzungen für eine Erholung kaum gegeben. Erst im Jahr 2016 könnte eine etwas günstigere Entwicklung in Gang kommen. Neben dem Anziehen der Weltkonjunktur sollten sowohl die Euro-Schwäche als auch die niedrigen Rohstoffpreise der heimischen Wirtschaft wieder etwas Schwung verleihen. Ausgehend von einem Wachstum von 0,3% im Jahr 2014 dürfte das BIP 2015 in Österreich um 0,5% und 2016 um 1,3% zunehmen.

Die österreichische Wirtschaft büßte im III. und IV. Quartal 2014 an Schwung ein und schwenkte auf einen Stagnationspfad ein. Zur Zeit fehlen expansive Impulse sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die Schwäche der Binnennachfrage und der Exporte sowie der Rückgang der Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung und im Bauwesen prägten die Entwicklung im IV. Quartal 2014. Die Kombination aus ungünstiger Auftragslage, Abnahme der in- und ausländischen Endnachfrage und trüber Stimmung resultiert in einer Zurückhaltung der Investitionen. Die der Wirtschaftsentwicklung vorlaufenden Indikatoren kündigen auch für die kommenden Monate keine Belebung an, großteils verschlechterten sie sich zuletzt sogar. Vieles spricht dafür, dass die heimische Wirtschaft die träge Entwicklung der Vorquartale im Frühjahr 2015 beibehält. Allerdings gibt es auch keine Hinweise auf ausgeprägtere rezessive Tendenzen. Das heimische Konjunkturumfeld dürfte daher weiterhin anfällig für Rückschläge bleiben. Das Wachstum wird vor diesem Hintergrund 2015 ähnlich ausfallen wie 2014. Die Schwächephase hält schon seit 2012 an. Im Jahr 2016 dürfte sich die Wirtschaft geringfügig günstiger entwickeln. Sie bleibt damit deutlich unterausgelastet. Die Produktionslücke (Output Gap) wird sich bis Ende 2016 nicht schließen.

Trotz der leichten Wachstumsbeschleunigung im Prognosezeitraum sollte der Preisdruck etwas abnehmen. Nach einer Teuerungsrate von 1,7% im Jahr 2014 dürfte der VPI 2015 um 1,3% und 2016 um 1,5% steigen. Neben einem mäßigen Wachstum des Konsums der privaten Haushalte wird auch die Investitionstätigkeit etwas zunehmen. Die Außenwirtschaft dürfte über den Prognosehorizont insgesamt keinen positiven Wachstumsbeitrag leisten. Zwar haben sich die Wachstumsaussichten für die österreichische Exportwirtschaft in den letzten Monaten verbessert, eine nachhaltige Erholung ist allerdings angesichts der Marktanteilsverluste und der ungünstigen Exportstruktur nicht zu erwarten.

Die österreichische Wirtschaft ist trotz der verhaltenen Entwicklung relativ beschäftigungsintensiv, in erster Linie aufgrund des Rückganges der durchschnittlichen Arbeitszeit. Ausgehend von einem Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten von 0,7% 2014 erwartet das WIFO für 2015 einen weiteren Anstieg von 0,5% und 2016 von 0,7%. Primär wird diese Entwicklung vom Dienstleistungsbereich getragen. Aufgrund der starken Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes wird die Arbeitslosigkeit über den Prognosehorizont aber weiter zunehmen.

Nach einem Anstieg der Arbeitslosenquote (nach nationaler Definition) um 0,8 Prozentpunkte auf 8,4% im Jahr 2014 prognostiziert das WIFO für 2015 eine Quote von 9,1% und einen weiteren Anstieg auf 9,4% für 2016. Hier überzeichnet der Rückgang der Zahl der Personen in Schulungen des AMS die Situation.

Trotz der verhaltenen Konjunktur dürfte sich die Situation der öffentlichen Haushalte über den Prognosehorizont nicht weiter verschlechtern. Ausgehend von -2,8% des BIP im Jahr 2014 wird das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition geringfügig auf -2,2% 2015 und -1,9% 2016 zurückgehen.

Ein ausgeglichener Staatshaushalt (nach Maastricht-Definition) und ein strukturell nahezu ausgeglichenes Budget werden aufgrund des prognostizierten Konjunkturverlaufes und der angenommenen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Prognosezeitraum nicht erzielt.

 

 

 

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