Missionen für den Frieden:
 50 Jahre Auslandseinsätze der Polizei

 

erstellt am
19. 03. 15
11.00 MEZ

Kambodscha, Osttimor oder Jordanien: In den vergangenen fünfzig Jahren hat Österreich weltweit Polizistinnen und Polizisten zu 33 Auslandseinsätzen entsendet.
Wien (bmi) - "Über 1.400 österreichische Polizistinnen und Polizisten haben in mehr als dreißig friedensunterstützenden Missionen einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit in Krisenregionen geleistet", sagte Innenministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner bei der Präsentation der Publikation des Buches "50 Jahre Auslandseinsätze der Polizei". "Neben polizeilichem Geschick und sprachlichen Fähigkeiten haben sie dabei auch persönliche Eigenschaften, wie Stressresistenz, Teamgeist und interkulturelles Fingerspitzengefühl bewiesen. Sie haben dazu beigetragen, dass die österreichische Polizei international einen sehr guten Ruf genießt."

Herausgeber des Werks ist die Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres. Die Autoren Berthold Hubegger (Stellvertretender Leiter der Abteilung Einsatzangelegenheiten und Leiter des Referats Auslandseinsätze in der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit), Friedrich Katschnig (Referat Auslandseinsätze), Mario Muigg (Sicherheitsakademie/Institut für Wissenschaft und Forschung) und Christian Schramm (LPD Oberösterreich) geben einen Überblick über die historische Entwicklung der österreichischen Auslandsentsendungen sowie die 33 Missionen, an denen sich österreichische Polizistinnen und Polizisten beteiligt haben. Dabei werden jeweils der Hintergrund, die Aufgaben und Ziele der Mission sowie die österreichische Beteiligung dargestellt.

Erste Entsendungen
Der erste offizielle Einsatz begann am 14. April 1964. Damals wurden vom Innenministerium 28 Polizisten und Gendarmen zur internationalen Friedensmission der Vereinten Nationen nach Zypern (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus) entsendet. Davor waren schon Sicherheitswache- und Gendarmeriebeamte bei UNO-Missionen im Nahen Osten (ab Ende 1957) und in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt. Die Beamten wurden gegen Entfall der Bezüge karenziert und als Angestellte der Vereinten Nationen entlohnt.
Seither haben mehr als 1.400 österreichische Polizistinnen und Polizisten an 33 Auslandsmissionen der Vereinten Nationen (UNO), der Europäischen Union (EU) und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teilgenommen. Sie wurden in alle Kontinente, außer Australien, entsandt: Destinationen waren unter anderen Namibia, El Salvador, Irak, Mosambik, Kambodscha und Osttimor sowie während des Jugoslawienkonflikts besonders die Staaten des Westbalkans (z. B. Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo).

Vorbereitung für Auslandseinsätze
Für die Klärung der rechtlichen und logistischen Rahmenbedingungen sowie für die Ausbildung der Polizistinnen und Polizisten sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit, Abteilung "Einsatzangelegenheiten", Referat "Auslandseinsätze" zuständig. Das Innenministerium startet jährlich eine bundesweite Interessentensuche für Auslandseinsätze. Neben den allgemeinen Kriterien sind für eine erfolgreiche Bewerbung ein definitives Dienstverhältnis, persönliche und fachliche Eignung, disziplinäre Unbescholtenheit sowie Fremdsprachenkenntnisse, vor allem Englisch, notwendig. Ausgewählte Kandidaten nehmen an einem zweiwöchigen Vorbereitungskurs teil, der seit 2010 in Kooperation mit dem Bundesheer in der Wallenstein-Kaserne in Götzendorf stattfindet. Je nach Funktion und Entsendung sind danach weitere Kurse der UNO oder der EU zu besuchen.

Personalauswahl
Die EU und die UNO richten ihre Personalanforderung für Auslandsmissionen mit Arbeitsplatzbeschreibung und Anforderungsprofil an die Mitgliedstaaten. Sofern die Zustimmung von der Bundesregierung und dem Hauptausschuss des Nationalrats zur Entsendung von Polizisten vorliegt, werden die Anforderungen mit dem österreichischen Personalpool abgeglichen und geeignete Kandidaten bewerben sich direkt bei der UNO oder EU. Je nach Ausschreibungsprofil und -mission findet danach ein umfangreiches Bewerbungsverfahren durch die jeweilige internationale Organisation statt.

Ausrüstung- und Ausstattung der Polizistinnen und Polizisten
Bei Auslandsmissionen wird die Missionslogistik, wie Fahrzeuge, IT-Infrastruktur und Gebäude, von der UNO und der EU zur Verfügung gestellt. Die persönliche Ausrüstung der Polizisten, wie Uniform, Bewaffnung und Schutzausrüstung, statten die Entsendestaaten aus. Die Missionen stellen nur Kopfbedeckungen und Armbinden mit dem Missionslogo bereit. Bei UNO- und EU-Missionen wird das Tragen der nationalen Uniform mit dem Barett der Mission und einer Armbinde vorgeschrieben. Österreichische Polizistinnen und Polizisten tragen bei Auslandseinsätzen ihre auch in Österreich verwendete Einsatzuniform.

Entsendung
Vor der Entsendung organisiert das Innenministerium eine missionsspezifische Ausbildung, die die Polizistinnen und Polizisten auf ihre zukünftige internationale Verwendung vorbereitet. Im Zentrum stehen das Kennenlernen der künftigen Tätigkeit, der Sicherheitssituation im Einsatzgebiet und die Vermittlung von interkulturellen Besonderheiten. Je nach Anforderung, Gefährdungspotenzial und Aufgabenspektrum des Auslandseinsatzes kann diese Schulung einige Tage bis zu mehreren Wochen dauern. Die Entsendung der Polizistinnen und Polizisten in ein Einsatzgebiet dauert in der Regel ein Jahr, eine Verlängerung ist in Ausnahmefällen möglich.

 

 

 

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