Hundstorfer: Im März keine nachhaltige
Erholung am Arbeitsmarkt

 

erstellt am
01. 04. 15
11.00 MEZ

Steuerreform und Wohnbaupaket werden im kommenden Jahr Impulse setzen – Arbeitslosigkeit besonders bei Älteren gestiegen - Appell an die Wirtschaft, Ältere aufzunehmen oder länger in Beschäftigung zu halten
Wien (bmask) - "Die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt auch Ende März ist noch ein gutes Stück von einer nachhaltigen Erholung entfernt", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 01.04. zu den Arbeitsmarktdaten für den Monat März. Mit 360.212 Personen sind aktuell um 41.037 bzw. 12,9 Prozent mehr Menschen arbeitslos vorgemerkt als noch ein Jahr zuvor. Inklusive der TeilnehmerInnen an Schulungsangeboten des Arbeitsmarktservice beträgt die Zahl an arbeitsuchenden Personen 428.519. Gegenüber dem vergleichbaren Wert des Vorjahres bedeutet das einen Anstieg um 26.196 bzw. 6,5 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat ist dies ein Rückgang um 37.707 bzw. 8,1 Prozent. Das statistische Amt der Europäischen Union weist für Österreich aktuell einen Gesamtwert von 5,3 Prozent aus (9,4 Prozent nach nationaler Berechnungsmethode) und für die Jugendarbeitslosenquote ergeben sich 9,0 Prozent. Trotz der neuen - und von den meisten anderen EU-Mitgliedsstaaten abweichenden Berechnungsmethode - bleibt Österreich in der Europäischen Union bei beiden Werten hinter Deutschland an zweiter Stelle in der Union. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten mit 14.000 bzw. 0,4 Prozent weiterhin zunehmend und bezogen auf die Jahreszeit wurde damit wieder ein neuer Beschäftigtenhöchststand erreicht. "Die Nachfrage nach Arbeitskräften reicht aber nicht aus, das kräftig steigende Arbeitskräfteangebot aufzunehmen", so Hundstorfer.

Entsprechend dringend sind die im Rahmen der Steuerreform und der Regierungsklausur beschlossenen konjunkturbelebenden Maßnahmen. Allein der Effekt der Steuerreform auf das Wirtschaftswachstum wird auf 0,4 Prozentpunkte eingeschätzt und das Wohnbauprogramm sollte zumindest Effekte in ähnlicher Höhe zeigen. "Allerdings wird die Belebung der Konsum- und Baunachfrage wohl erst im nächsten Jahr entsprechende Auswirkungen zeigen. Kurzfristig sollten der schwächere Euro über die Belebung des Außenhandels und der niedrige Ölpreis Konjunkturimpulse bringen", unterstrich der Minister.

"Aber vor allem ist es wichtig, wieder das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Wie wichtig dieser Effekt ist, zeigt die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland. Der derzeitige Konjunkturvorsprung im westlichen Nachbarland geht nach einhelliger Einschätzung auf den durch steigende Löhne (auf Grund entsprechender Lohnabschlüsse aber auch durch die Umsetzung des Mindestlohns) besonders belebten privaten Konsum zurück", so Hundstorfer.

Wenn auch die Entwicklung in Österreich in diesen Punkten noch etwas hinterherhinkt, zeigen sich doch auch bei uns erste Lichtblicke, vermerkte der Sozialminister. So ist die Zahl der Firmenkonkurse im 1. Quartal um 12 Prozent gesunken und die Zahl der betroffenen Dienstnehmer sogar um 27 Prozent. Und dem Arbeitsmarktservice wurden im vergangenen Monat wieder um 2.379 bzw. 2,2 Prozent mehr offene Stellen gemeldet.

Besonders stark fällt weiterhin die Zunahme der Arbeitslosigkeit bei älteren Personen aus. Bei Personen ab 50 steigt sie um 16,2 Prozent und ab 55 sogar um 18,7 Prozent. Mehr als 40 Prozent dieser Personen hatte schon über ein Jahr kein nachhaltiges Beschäftigungsverhältnis mehr. Angesichts dieser Entwicklung ist besonders für diese Gruppen der Ausbau beschäftigungsstützender und beschäftigungsschaffender Programme besonders dringlich. "Die Wirtschaft muss ihre Verantwortung wahrnehmen, ältere Arbeitnehmer verstärkt aufzunehmen oder länger in Beschäftigung zu halten", so Hundstorfer.

Vor allem auf Grund der Entwicklung in den jeweiligen Branchen steigt die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 14,9 Prozent stärker als bei Frauen mit 9,9 Prozent. So scheint besonders die Baukonjunktur trotz des überaus milden Winters noch nicht in Schwung zu kommen. In diesem Bereich beträgt die Zunahme an Arbeitslosen 14,3 Prozent. Dagegen profitiert der Tourismus gegenwärtig vom heuer früheren Ostertermin. Hier ist (gegenwärtig) der Anstieg mit 2,3 Prozent beinahe zum Stillstand gekommen. In Tirol führt dieser Effekt sogar erstmals wieder zu einem Rückgang der Gesamtarbeitslosigkeit um 1,1 Prozent. Überdurchschnittlich stark bleibt hingegen die Zunahme an vorgemerkten Arbeitslosen mit 16,4 Prozent in der Arbeitskräfteüberlassung und im Gesundheits- und Sozialwesen mit 13,2 Prozent.

Österreichweit bleibt auch im März die Entwicklung bei Jugendlichen nach wie vor etwas besser als der Gesamtdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen liegt um 5,7 Prozent über dem Vorjahr und bei den jüngsten ArbeitsmarkteinsteigerInnen - den 15 bis 19-Jährigen steigt sie um 2,2 Prozent. Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt um 6,9 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert, während der Bestand an sofort verfügbaren Lehrstellen um 3,5 Prozent rückläufig ist. Gegenwärtig stehen damit dem Arbeitsmarktservice für 4.986 Lehrstellensuchende 3.189 gemeldete (sofort verfügbare) Lehrstellen zur Verfügung.

Mehr Arbeitsplätze gibt es derzeit (bei trotz allem steigender Arbeitslosigkeit) lediglich im Tourismus, im Gesundheitswesen, im Transportwesen sowie im Kommunikations- Informations¬bereich. In den noch stärker konjunkturabhängigen Sektoren Warenproduktion und im Bau ist die Zahl der Beschäftigten hingegen nach wie vor rückläufig.

"Insgesamt ist davon auszugehen, dass Österreich - wenn auch mit etwas Verzögerung - dem Konjunkturpfad Deutschlands folgen wird. Etwas mehr Optimismus würde jedenfalls dem Wirtschaftsgeschehen und damit auch dem Arbeitsmarkt auf alle Fälle helfen", schloss Hundstorfer.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at