Nicht Menschen, sondern Daten sollen wandern

 

erstellt am
29. 04. 15
11.00 MEZ

IRE-Fachkonferenz zum Thema Breitbandausbau:
Salzburg (ire) - Die Frage des Ausbaus leistungsfähiger Breitbandverbindungen ist entscheidend für die Standortqualität einer Region oder einer Kommune. Nur mit hochbitratigen Breitbandanschlüssen bleiben Fachkräfte die den Regionen und Kommunen, und vor allem abgelegene ländliche und Grenzregionen bleiben so wettbewerbsfähig. Zu diesem Thema organisierte das Institut der Regionen Europas (IRE) mit Hauptsitz in Salzburg, am 28.04. die Fachkonferenz „Breitbandversorgung in den Regionen und Städten als wichtige Voraussetzung für den Abbau regionaler Disparitäten“ im Power Tower der Energie AG in Linz.

Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der digitalen Versorgung
Seitens der Europäischen Union, der nationalen Regierungen, der Länder und Regionen sowie der Gemeinden und Städte müsse alles getan werden, dass es zu keiner Zwei-Klassen-Gesellschaft in der digitalen Versorgung komme, erklärte Vorsitzender des Instituts der Regionen Europas (IRE) Univ. Prof. Dr. Franz Schausberger, ehemaliger Landeshauptmann von Salzburg, bei der IRE-Fachkonferenz. Die Versorgung entlegener und ländlicher (Rand-) Regionen mit zuverlässigen und ultraschnellen Datenautobahnen sei heute eine ebenso wichtige gesellschafts- und strukturpolitische Notwendigkeit und gehöre zur klassischen Aufgabe der Daseinsvorsorge wie die flächendeckende Versorgung aller Gebiete mit Telefonverbindungen in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Die öffentlichen Verwaltungen bieten im Rahmen des E-Governments immer mehr Dienste Online an. Das Ziel muss sein, dass diese Dienste von allen Bürgerinnen und Bürgern in gleicher Weise und rasch überall in Anspruch genommen werden können, sagte Schausberger. Zudem sei die schnelle Internet-Verbindung wichtig für die Touristen, sie fragen sofort nach W-LAN. Bei der Anmietung oder beim Kauf von Wohnungen ist heute der schnelle Internetanschluss oftmals wichtiger als Garagen oder Stellplätze.

Breitband flächendeckend in Oberösterreich bis 2022
Der Ausbau des Glasfasernetzes in Oberösterreich ist am Laufen – sämtliche Gemeinden wurden bereits angeschlossen. Nun besteht die Herausforderung darin, die Glasfaserleitungen von den rund 900 Verteilerpunkten der Gemeinden zu den Unternehmen- und Privathaushalten zu verlegen, berichtete der Landeshauptmann des Landes Oberösterreich Dr. Josef Pühringer. Im Privatbereich werden derzeit einzelne Siedlungsgebiete ausgebaut, die mittels EU-Förderungen kofinanziert werden konnten. Für Unternehmen wurde seitens des Wirtschaftsressorts des Landes OÖ mit 1. Jänner 2015 eine neue Förderung aufgelegt, wodurch KMUs für die Herstellung eines Glasfaseranschlusses bis zu 50 Prozent der Einmalkosten als nichtrückzahlbare Zuschüsse - maximal 5.000 Euro - erhalten. Insgesamt stehen dafür 2,5 Millionen Euro im Zeitraum 2015 bis 2016 zur Verfügung.

Die dafür erforderlichen Investitionen sind gewaltig: Rund 1,2 bis 1,7 Milliarden Euro kostet der flächendeckende Ausbau aktuellen Berechnungen zufolge in Oberösterreich. Die öffentliche Hand alleine kann das nicht stemmen – wir brauchen auch private Investoren. Viele Beispiele in ganz Oberösterreich zeigen, dass Private den Breitbandausbau vorantreiben – mit und teilweise auch ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand. Die Attraktivität für private Investoren ist aber normalerweise vor allem im ländlichen Raum zu wenig gegeben. Daher muss es in Regionen, wo ein Ausbau durch Provider aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht erfolgt, entsprechende Unterstützungsmaßnahmen durch Förderprogramme geben.
Der größte Teil der benötigten Fördergelder wird vom Bund kommen müssen. Daher hat Oberösterreich auch entsprechend Druck in Richtung Bund gemacht, um die „Breitband-Milliarde“ durchzusetzen: Der Bund wird 2016 österreichweit den Ausbau mit rund 300 Millionen, 2017 mit 200 Millionen Euro fördern.

Top-Speed und höchster Sicherheit im besten Datennetz
Die Energie AG Oberösterreich versorgt mit ihren Partnern Oberösterreich als eine der ersten Regionen Europas mit einem flächendeckenden Hochleistungs-Glasfaser-Datennetz. Das mehr als 4.500 Kilometer lange Datennetz verfügt über Anschlusspunkte in allen oberösterreichischen Gemeinden. Oberösterreich gehört in diesem Bereich Dank der Energie AG zu den Vorreiterregionen in Europa.

Seit kurzem wird in einem weiteren Schritt das Glasfasernetz auch für private Haushalte geöffnet: Das Datennetz der Energie AG bietet erstmals die Möglichkeit, HomeOffice-Arbeitsplätze in bisher nicht verfügbarer Qualität anzubieten – mit uneingeschränktem Datenzugriff, Telekom- und Videokonferenzmöglichkeiten. „Nicht der Mensch soll wandern, sondern die Daten sollen wandern“, sagte Energie AGGeneraldirektor Dr. Leo Windtner, „wir leisten einen wichtigen Beitrag, mit unseren Services auch die digitale Chancengleichheit in jede Gemeinde Oberösterreichs zu bringen!“

Diesen Fokus auf den Breitbandausbau im ländlichen Raum sieht Windtner zudem als einen der Haupterfolgsfaktoren für das Gelingen des ambitionierten Digitalisierungsprojektes: „Der Ausbau muss den ländlichen Raum wieder zukunftsfit machen. Es ist deshalb auch unumgänglich, dass bei der Fördervergabe die in den Regionen verankerten Unternehmen bevorzugt werden.“ Nur so sei sichergestellt, dass die öffentlichen Gelder auch tatsächlich für die Errichtung von Infrastruktur in diesen Regionen zur Verfügung stehen.

Öffentlich-private Partnerschaften in der Finanzierung nötig
In Deutschland und Frankreich werden schon seit längerem private Gelder zum Ausbau des Breitbandnetzes verwendet. Der Breitbandausbau soll und kann nicht nur von der öffentlichen Hand finanziert werden, wenn zugleich eine zufriedenstellende und moderne Standortqualität erreicht werden soll. Das hat auch die EU erkannt und rief sogenannte „Projekt-Bonds“ ins Leben. Dies ist eine Projektanleiheninitiative der Europäischen Kommission und der EIB, berichtete Dr. Werner Weihs-Raabl, Managing Director für Group Infrastructure Finance der Erste Bank AG, der für Gemeinden und Städte den Breitbandausbau finanziert.

Ihr Zweck ist es, Investitionen in große Infrastrukturprojekte für Kapitalmarktanleger attraktiv zu machen. Laut der Europäischen Kommission müssen 2 Billionen Euro in die Infrastruktur investiert werden, wenn die EU die Ziele ihrer Strategie Europa 2020 erreichen will. Durch die Projektanleiheninitiative können Projektträger, die förderfähige Infrastrukturvorhaben durchführen, mehr private Gelder mobilisieren. Ihre Anleihen sollen vor allem von institutionellen Geldgebern gezeichnet werden. Bei den förderfähigen Projekten handelt es sich meist um öffentlich-private Partnerschaften. Die Finanzierungsdauer beträgt in etwa 20-25 Jahre. „Breitbandversorgung ist eine Grundversorgung für die sich eine Investition auszahlt“, fügte Weihs-Raabl hinzu.

Breitband ermöglicht smarte Regionen
Breitbandversorgung mit ultraschnellen Datenverbindungen ist essentiell für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Basierend auf einer stabilen Infrastruktur können smarte Anwendungen unter anderem in den Bereichen Bildung, Verwaltung, Tourismus oder Verkehr aufgebaut werden.

Alexander Schuster, CEO der ZTE Austria, erklärt: "Smarte Regionen sind kein Trend oder gar Luxus. Besonders dicht besiedelte Regionen in China oder vermehrt in Südamerika verspüren den Druck, das gesellschaftliche Miteinander reibungsloser zu gestalten. Und genau das kann Technologie leisten - innovative Lösungen bieten, um die Versorgung der Menschen überregional zu gewährleisten, Disparitäten abzubauen und das soziale und wirtschaftliche Gefälle zu minimieren."

Auch Österreich steht vor der Herausforderung seine Regionen zu stärken, den Wirtschaftsstandort überregional zu vernetzen und auszubauen und durch Investitionen in den Breitbandausbau Zukunftsvisionen zu schaffen. "Ausschlaggebend ist, die Technologieentwicklung nicht zu verpassen. Ein smartes Österreich ist zum Greifen nahe, wenn jetzt die Weichen dafür gestellt werden. Die Breitbandmilliarde ist ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung Österreichs und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit", so Schuster.

Der Technologieexperte sieht die Zusammenarbeit von Regionen, Bund und Telekommunikationsbranche, die Technologieneutralität und innovative Konsortiallösungen als wichtige Voraussetzungen für einen effizienten Breitband-Ausbau.

Das Ziel der ganztägigen Konferenz ist es, Best-Practice-Beispiele zum Ausbau der regionalen und lokalen IT- und Wirtschaftsstandort auf dem Weg ins digitale Zeitalter zu präsentieren. Das Institut der Regionen Europas hat bereits vor einem Jahr, am 27. Mai 2014 in Hallwang bei Salzburg die erste Breitband-Konferenz durchgeführt. Die diesjährigen Themen befassen sich mit der Finanzierung des Breitbandausbaus, den zukünftigen Entwicklungen in der Breitbandversorgung von ländlichen Regionen sowie mit den Herausforderungen bei Open Networks bei Errichtung, Betrieb und Finanzierung. Es geht vor allem auch um den Erfahrungsaustausch unter den Regionen sowie mit Experten und Netzwerk-Unternehmen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.institut-ire.eu

 

 

 

 

 

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