Österreichs Wirtschaft wächst weiterhin verhalten

 

erstellt am
15. 05. 15
11.00 MEZ

Bank Austria Konjunkturindikator ist gegenüber Vormonat wieder leicht zurückgefallen, liegt aber weiter im positiven Wachstumsbereich
Wien (bank austria) - „Nach dem spürbaren Anstieg im April ist der Bank Austria Konjunkturindikator wieder leicht zurückgefallen. Jedoch liegt der Indikator mit 0,2 Punkten weiter im positiven Bereich und weist auf eine Fortsetzung der gemäßigten Konjunkturaufhellung in Österreich in den kommenden Monaten hin“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

War noch der Jahresbeginn sehr zurückhaltend und im europäischen Vergleich von besonders gedämpfter Stimmung und hohen Verunsicherungen gekennzeichnet, so verstärken sich zunehmend die Anzeichen, dass die heimische Wirtschaft der Erholungstendenz im Euroraum vorerst in moderatem Tempo folgen kann. Das Stimmungsbild ist allerdings weiterhin sehr reserviert. Einerseits hat sich die Stimmung der heimischen Konsumenten wieder spürbar verschlechtert. Andererseits hat sich jedoch die Stimmung in der österreichischen Industrie gefestigt, was vor allem auf ein europäisches Umfeld zurückzuführen ist, in dem trotz einer aktuell leichten Korrektur eine sehr positive Einschätzung über die Geschäftsaussichten besteht.

Österreichs Konsumenten pessimistisch trotz guter finanzieller Situation
Österreichs Konsumenten beurteilen die allgemeine wirtschaftliche Situation in Relation zum langjährigen Durchschnitt so pessimistisch wie in keinem anderen Land des Euroraums. Praktisch in jedem Land lag die Konsumentenstimmung im April teilweise deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, lediglich in Österreich deutlich darunter. Dies ist umso erstaunlicher, da die österreichischen Haushalte im Vergleich zu den meisten anderen Euroländern ihre eigene finanzielle Situation als überdurchschnittlich gut beurteilen. „Österreichs Haushalte beurteilen ihre eigene wirtschaftliche Situation überdurchschnittlich gut, geht es jedoch um die Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, sind sie pessimistischer als in irgend einem anderen Land der Eurozone“ analysiert Bruckbauer und meint: “Offensichtlich prägt den derzeitigen Pessimismus in Österreich mehr die wahrgenommene Stimmung als die tatsächliche ökonomische Situation“.

Günstige externe Rahmenbedingungen, wie etwa die Festigung der Erholung in Europa, der schwächere Euro und niedrige Ölpreise, sollten in den kommenden Monaten die Nachfrage nach österreichischen Exporterzeugnissen verstärken. Der Außenhandel wird an Schwung gewinnen, trotz der sich in einigen Wachstumsmärkten etwas eintrübenden Konjunktur und trotz der anhaltenden Russland/Ukraine-Krise. Allerdings wird der Außenhandel aufgrund der stärkeren Importe nicht mehr so stark zum Wachstum beitragen können. Die Auffrischung der Auslandsnachfrage sollte jedoch der Investitionstätigkeit zumindest ab der zweiten Jahreshälfte auf die Sprünge helfen, zumal die Finanzierungsbedingungen durch die lockere Geldpolitik der EZB anhaltend günstig bleiben sollten. Die sich verbessernden Konjunkturdaten sollten – wenn auch langsam – die pessimistische Konsumenten-Stimmung trotz weiter steigender Arbeitslosigkeit verbessern. Der private Konsum sollte, unterstützt durch die niedrige Inflation seinen moderaten Wachstumskurs halten und dafür sorgen, dass die Inlandsnachfrage in den kommenden Monaten ein immer wichtigerer Träger der österreichischen Wirtschaftsdynamik werden wird. „Nach dem noch trägen Wachstum zu Jahresbeginn erwarten wir schon für das zweite Quartal etwas mehr Schwung und gehen von einer weiteren moderaten Belebung der österreichischen Wirtschaft bis zum Jahresende aus. Wir halten an unserer Wachstumsprognose von 0,9 Prozent für 2015 fest, womit Österreich allerdings wie im Vorjahr hinter dem Durchschnitt der Eurozone zurückliegen wird“, fasst Bruckbauer zusammen. Für die Eurozone erwarten die Ökonomen der Bank Austria im Jahr 2015 ein Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent.

Inflation zieht wieder an, bleibt aber moderat
Während die Wachstumsaussichten langsam besser werden, beginnen sich auch in Österreich die Inflationsaussichten zu normalisieren. Dazu tragen mittlerweile drei Faktoren bei: Erstens, ist der Rückgang der Rohstoffpreise ausgelaufen, insbesondere der Preis für Erdöl hat in den vergangenen Wochen wieder angezogen. Zweitens, steigen die Importpreise von einigen Konsumgütern aufgrund der Abschwächung des Euro. Obwohl der Euro in den vergangenen Wochen gegenüber dem US-Dollar wieder zulegen konnte, notiert er weiterhin um rund 20 Prozent tiefer als im Jahr 2014. Drittens, hat die Preissetzungsmacht der Unternehmen zuletzt zugenommen und nachfragebedingt ist auch in den kommenden Monaten tendenziell mehr Druck nach oben auf die Inflation zu erwarten. „Nach den niedrigen Inflationswerten zu Jahresbeginn hat die Trendwende bereits eingesetzt. Verstärkt ab der zweiten Jahreshälfte wird sich die Teuerung im Jahresvergleich in Richtung der 2-Prozent-Marke bewegen. Insbesondere aufgrund der früher als erwarteten Erholung der Rohölpreise haben wir unsere Inflationsprognose für 2015 von bisher 0,9 Prozent auf 1,2 Prozent erhöht“, fasst Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl zusammen.

2015 steigt Arbeitslosenquote auf über 9 Prozent
„2015 wird die leichte Belebung der Konjunktur nicht für eine Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt ausreichen, insbesondere da das Arbeitskräfteangebot weiter spürbar zunimmt. Im Jahresdurchschnitt 2015 erwarten wir mittlerweile eine Arbeitslosenquote von 9,2 Prozent, nach 8,4 Prozent im Vorjahr“, prognostiziert Pudschedl. Seit 2011 ist das Arbeitskräftepotenzial in Österreich um über 170.000 Personen angestiegen. Neben einer stärkeren Beteiligung älterer Arbeitskräfte infolge gesetzlicher Änderungen im Pensionsrecht sowie einem Anstieg der Frauenerwerbsquote ist dies vor allem auf die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland zurückzuführen. Allein durch Zuwanderung hat das Arbeitskräfteangebot um 155.000 Personen zugenommen, rund zwei Drittel davon aus dem EU-Raum, besonders stark aus Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Gleichzeitig nahm jedoch in diesen wachstumsschwachen Jahren auch die Zahl der Jobs bis Ende des ersten Jahresdrittels 2015 um nur knapp 55.000 zu. Dies hat einen Verdrängungswettbewerb am österreichischen Arbeitsmarkt in Gang gesetzt, der auch in den kommenden Monaten eine steigende Arbeitslosigkeit in Österreich verursachen wird.

 

 

 

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