LH Kompatscher bei EU-Kommissar Öttinger:
 Digitaler Binnenmarkt

 

erstellt am
05. 06. 15
11.00 MEZ

Brüssel/Bozen (lpa) - Der digitale Binnenmarkt, das so genannte Geoblocking und die Breitbandversorgung standen im Mittelpunkt der Aussprache, die am Nachmittag des 03.06. Landeshauptmann Arno Kompatscher mit dem EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Öttinger, in Brüssel geführt hat.

Über die von der EU angestrebte Entwicklung des digitalen Binnenmarktes berichtete Kommissar Öttinger Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher. Er gab Einblick in die Ziele des am 6. Mai diesen Jahres vorgestellten 16-Punkte-Programms der EU zum Auf- und Ausbau des digitalen Binnenmarkts. Es geht dabei um den Abbau von Grenzen und um die Schaffung eines einzigen digitalen Marktes anstelle der derzeit 28 Märkte. Die Bürger und die Unternehmen aller europäischen Staaten sollten sich auf einem gemeinsamen digitalen Markt gleichberechtigt bewegen können. Zudem gilt es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die digitalen Netze und Dienste entwickeln können und um die optimale Nutzung von Infrastruktur und Dienstleistungen.

"Die Bürger Europas sollen von der Entwicklung und dem Ausbau des digitalen Binnenmarkts profitieren, ebenso die KMU, deren Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden soll", so Landeshauptmann Kompatscher nach dem Treffen. Der Ausbau des elektronischen Handels und anderer digitaler Dienstleistungen über die Grenzen hinweg bringe auch für Südtirols Konsumenten und Südtirols Unternehmen viele Vorteile mit sich, so der Landeshauptmann, für die Verbraucher vergrößere sich das Angebot, für die Unternehmen der Markt.

In diesem Zusammenhang wurde das so genannte Geoblocking beziehungsweise dessen Abbau angesprochen. Es geht dabei um eine im Internet eingesetzte Technik zur regionalen Sperrung von Internetinhalten durch den Anbieter. Die Technik kommt insbesondere bei der urherberrechtlichen Schützung über das Internet verbreiterter digitaler Medien wie Filme und Fernsehen zum Einsatz. Den Internet-Nutzern wird durch das Geoblocking der Zugang zu Seiten, Inhalten und Produkten vorbehalten. "Der EU-Kommissar hat sich für eine Aufhebung des Geoblockings ausgesprochen", so LH Kompatscher nach dem Gespräch, "allerdings wird es Ausnahmen geben. Das Anliegen, das ich an Kommissar Öttinger heran getragen habe, war, dass bei den Beschränkungen - beispielsweise bei der Übertragung von Sportsendungen über digitale Medien - nicht die geografischen Grenzen ausschlaggebend sein sollten, sondern dass man Sprachräume berücksichtigt." Der EU-Kommissar sicherte Landeshauptmann Kompatscher seine Interessenahme in dieser Angelegenheit zu.

Was Südtirol derzeit in Sachen Breitband und digitale Agenda im Arbeitsprogramm hat, auch darüber informierte Landeshauptmann Kompatscher den deutschen EU-Kommissar. Er stellte ihm Südtirols digitale Agenda "Südtirol digital 2020" vor, berichtete über die Schritte zur Stärkung der digitalen Verwaltungsdienste und über die Maßnahmen zum Ausbau der Breitbandinfrastruktur. Abschließend lud er Öttinger zu einem Besuch in Südtirol ein.

     

Der sogenannte Juncker-Plan und die Möglichkeiten, die er Südtirol und der Europaregion eröffnet, standen im Mittelpunkt des Brüssel-Tages. Weiteres Thema war das europäische EFRE-Programm, das auch aus EU-Sicht startklar ist.

Südtirols 136 Millionen Euro schweres Programm "Investitionen in Wachstum und Beschäftigung EFRE 2014-2020" kann starten. Grünes Licht dafür erhielt Landeshauptmann Arno Kompatscher vom Generaldirektor für regionale Entwicklung, Walter Deffaa. Der Generaldirektor und seine Mitarbeitenden bestätigten, dass die Vorbereitungen ebenso wie die Auftaktveranstaltung erfolgreich abgewickelt worden seien und dass aus der Sicht der Kommission einem Start nichts mehr im Wege stehe.

"Mit dem Generaldirektor habe ich mich auch über die Möglichkeiten der makroregionalen Strategie für die Alpen auch in Bezug auf eine besondere Rolle der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino unterhalten", so Landeshauptmann Kompatscher nach dem Gespräch, "außerdem habe ich den Kommissar gebeten im Herbst, genauer im Oktober, mit dabei zu sein, wenn wir gemeinsam mit Tirol und dem Trentino die 20 Jahre der gemeinsamen Vertretung in Brüssel feiern."

Am Sitz dieser gemeinsamen Vertretung, dem Haus Tirol, nahm Landeshauptmann Kompatscher einen weiteren Termin wahr. Und zwar fand dort über Mittag eine Tagung zum Junker-Plan und der Rolle der Regionen statt. "Es ging dabei um die Möglichkeiten der lokalen Körperschaften, von den bereitgestellten Mitteln zu profitieren", so der Landeshauptmann, der selbst bei der Tagung referierte. Gesprochen wurde über die Bedeutung der grenzüberschreitenden Projekte, einen möglichen Zugang des EVTZ, über die Frage, inwieweit Investitionen aus dem Stabilitätspakt ausgenommen sind und ob das lokale Bankensystem einbezogen werden könne. "Wir gehen davon aus, dass gerade bei diesen Investitionen die lokale, regionale Ebene von besonderer Bedeutung ist im Sinne des Subisdiaritätsprinzips", erklärte Landeshauptmann Kompatscher zum Junker-Plan, über den strategische Investitionen unterstützt werden sollen. "Es geht darum, dass die Kommunen, aber auch die Länder und Regionen eine Rolle zugewiesen bekommen, damit die Investitionen auch tatsächlich getätigt werden. Von oben herab kann das nicht funktionieren", so der Standpunkt des Landeshauptmanns.

Landeshauptmann Kompatscher kündigte in diesem Zusammenhang an, dass die Landesregierung sich mit dem Thema befassen und einen Verantwortlichen für den Juncker-Plan einsetzen werde, der auch über die Grenzen hinaus als Ansprechpartner gelten solle.

Der Juncker-Plan war auch ein Schwerpunktthema der heutigen Sitzung des Ausschusses der Regionen. Zu keinem befriedigen Ergebnis habe hingegen die Diskussion über die Migration im AdR geführt, so Landeshauptmann Kompatscher.

 

 

 

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