OÖ: Gemeinden-Milliarde muss Ergebnis der
 Finanzausgleichsverhandlungen sein

 

erstellt am
22. 06. 15
11.00 MEZ

Linz (lk) - Die wirtschaftlich angespannte Situation und die hohe Anzahl arbeitssuchender Menschen in Oberösterreich erfordern zusätzliche konjunkturstärkende Maßnahmen. Ein umfassender Wirtschaftsimpuls kann in Oberösterreich von den Gemeinden ausgehen, die dafür jedoch die notwendigen finanziellen Mittel erhalten müssen.

Das bedingt eine Entflechtung des inner-oberösterreichischen Finanzausgleiches, in den die Gemeinden pro Jahr um rund 325 Millionen Euro mehr einzahlen, als sie refundiert bekommen. Ganz wesentlich für die Zukunft des Bundeslandes ist ein erfolgreiches Ergebnis der Finanzausgleichsverhandlungen. Das Land Oberösterreich soll sich gegenüber dem Bund für eine Konjunktur-Milliarde einsetzen, die im Ausmaß von zumindest einem Sechstel den oberösterreichischen Gemeinden zu Gute kommt. In Kombination mit einer fairen und aufgabenorientierten Neugestaltung der Finanzverflechtungen zwischen Land OÖ und Gemeinden sollen in der kommenden Legislaturperiode in Summe 250 Millionen Euro für Arbeit und Beschäftigung vor Ort zur Verfügung stehen.

Die Inanspruchnahme der Gemeinden-Milliarde soll grundsätzlich allen Gemeinden offen stehen. In Abstimmung mit externen Wirtschaftsexpert/innen sollen jene Projekte prioritär gefördert werden, die den höchsten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekt aufweisen.


Gemeinden-Milliarde schafft Arbeit vor Ort
"Die unverändert schwache wirtschaftliche Entwicklung und die damit einhergehende hohe Zahl arbeitssuchender Menschen in Oberösterreich sind die weitaus größten Aufgaben, denen sich die Politik zu stellen hat", ist Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer überzeugt. "Arbeitslosigkeit, besonders langanhaltende Arbeitslosigkeit, ebnet der Perspektivlosigkeit und sehr oft auch der Armut den Weg - mit allen negativen Begleiterscheinungen", so Entholzer weiter.

Besonders die stark gestiegene Anzahl an Langzeitarbeitssuchenden ist es, die Entholzer Sorgen bereitet: "Wir wissen, dass das Armutsgefährdungsrisiko bei Menschen die bis zu fünf Monate auf Arbeitssuche sind bei 17 % liegt. Bei Langzeitarbeitssuchenden erhöht sich das Armutsrisiko auf fast 50 %. In Oberösterreich sind zurzeit rund 11 % der Bevölkerung, also rund 165.000 Personen arm", skizziert Entholzer die vor der Politik liegende Herausforderung.

Das beste Mittel gegen Armut heißt nach wie vor Arbeit. Arbeit auch deswegen, weil ein hoher Grad an (gut bezahlter) Beschäftigung der einzige Weg ist, um das soziale Netz im Land langfristig abzusichern.

In einer wirtschaftlich schwierigen Gesamtsituation ist vor allem die öffentliche Hand gefordert, ihren Beitrag zur Belebung der Konjunktur zu leisten. Besonders wichtig ist dabei das Engagement der Gemeinden, welche die größten Investoren der Gebietskörperschaften sind und Beschäftigung vor Ort schaffen können.

Die wirtschaftlich schwierige Situation, aber auch die Tatsache, dass die oberösterreichischen Gemeinden bei den landesinternen Finanzverflechtungen um rund 325 Millionen Euro pro Jahr mehr an das Land abliefern müssen, als von dort zurück an die Gemeinden fließt, lässt aber wenig Spielraum für Investitionen.

"Im Rahmen meiner Zuständigkeiten als Gemeinde-Referent und als Verkehrs-Referent der Landesregierung setze ich alles daran, positiv auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes einzuwirken. Das Land Oberösterreich handelt - wie das kürzlich eingeleitete Konjunkturpaket unter Beweis stellt - aus eigener Kraft, braucht aber auch die Unterstützung des Bundes", betont Entholzer und fordert, dass sich das Land Oberösterreich im Zuge der beginnenden Finanzausgleichsgespräche für eine bundesweite Gemeinden-Milliarde stark machen soll, von der auch Oberösterreichs Gemeinden profitieren.

"Wir wissen, dass die Gemeinden die wichtigsten Investoren aller Gebietskörperschaften sind und mit ihren Projekten direkt und zielgerichtet vor Ort für Beschäftigung sorgen können, da sie die Situation dort am besten kennen. Eine bundesweite Gemeinden-Milliarde zur Stärkung der Regionalwirtschaft, von der auch Oberösterreich im Ausmaß von rund 170 Millionen Euro profitieren sollte, muss das erklärte Ziel sein, mit dem das oberösterreichische Verhandlungsteam in die Finanzausgleichsgespräche geht. Wenn wir gleichzeitig die notwendigen Reformen hin zu einem entflochtenen und aufgabenorientierten Finanzausgleich in Oberösterreich angehen, kann am Ende ein Paket für Arbeit und Beschäftigung in Höhe von 250 Millionen Euro stehen, das für besonders wertschöpfungs- und beschäftigungsintensive Projekte der Gemeinden zur Verfügung steht. Zur Begleitung eines solchen Investitionsprogrammes sollen externe Wirtschaftsexpert/innen herangezogen werden. Die Gegenfinanzierung einer solchen Konjunktur-Milliarde lässt sich durch mehr Aufgabenorientierung im Finanzausgleich und eine Entflechtung der komplexen Finanzierungsströme erreichen", so Entholzer.

Maßnahmenpaket für Arbeit und Beschäftigung
Neben der Forderung einer Gemeinden-Milliarde setzt Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer auch in seinem eigenen Wirkungsbereich alle Hebel in Bewegung um zu einer wirtschaftlichen Erholung beizutragen: "Bereits vor einem Jahr habe ich die Forderung nach verstärkten öffentlichen Wirtschaftsimpulsen aufgestellt und gefordert, dass Oberösterreich aus eigener Kraft initiativ werden muss. Es freut mich, dass diese Forderung in einem Konjunkturpaket für Oberösterreich zur Realisierung kommt", so Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer, der aus dem Verkehrs-Ressort folgende Projekte an den Finanzreferenten der Landesregierung übermittelt hat:

Unabhängig von den oben zur sofortigen Umsetzung vorgeschlagenen Maßnahmen wenden die Gebietskörperschaften Bund, Land Oberösterreich und Gemeinden pro Jahr 470 Millionen Euro für den öffentlichen Verkehr in Oberösterreich auf. Zusätzlich dazu belaufen sich die jährlichen Ausgaben der Fahrgäste (via Fahrgastentgelte) auf 100 Millionen Euro. Den Gesamtausgaben für den öffentlichen Verkehr in Oberösterreich von 570 Millionen Euro steht eine Inlandswertschöpfung von 650 Millionen Euro gegenüber, die mehr als 10.000 langfristige Arbeitsplätze sichert.

Auch im Gemeinde-Ressort arbeitet Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer konsequent an beschäftigungs- und arbeitsplatzwirksamen Maßnahmen, welche zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Gemeinden beitragen. "Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten versuche ich, in Abstimmung mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, eine Projekt-Priorisierung vorzunehmen, welche die Beschäftigungs- und Arbeitsplatzwirksamkeit an vorderste Stelle rückt", so Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer, der pro Jahr rund 65 Millionen Euro an Projektfinanzierungen für die 98 Gemeinden in seiner Zuständigkeit zur Verfügung stellt. Der Schwerpunkt der Projektfinanzierungen liegt im Bereich der Stärkung der kommunalen Infrastruktur, sowie im Ausbau der Bildungslandschaft, insbesondere im Kindergarten und Pflichtschulbereich.

Daten und Fakten zu Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Für die Jahre 2015 bis 2019 erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO bundesweit ein durchschnittliches reales Wirtschaftswachstum von 1,25 % p.a. Dieses Wachstum ist zu gering, um genügend neue Arbeitsplätze zu schaffen und damit ein weiteres Ansteigen der Arbeitslosenquote zu verhindern. In Oberösterreich wird das reale Wirtschaftswachstum mit prognostizierten realen 0,4 % im Jahr 2015 sehr gering ausfallen.

Die ernüchternden konjunkturellen Aussichten führen zu einer zurückhaltenden Investitionspolitik der heimischen Unternehmen und - in Kombination mit der schwierigen Arbeitsmarktsituation und einer schwachen Reallohnentwicklung - zu einem weiterhin gedämpften Konsum der privaten Haushalte.

Für die kommenden Jahre wird insbesondere die Lohnsteuerreform einen spürbaren Konsumimpuls aussenden. Auf Basis von Forschungsarbeiten des WIFO ist davon auszugehen, dass die Lohnsteuerreform das real verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in Österreich um 1 % und den privaten Konsum um knapp 0,75 % erhöhen wird.

Besonderen Anlass zur Sorge bietet der Arbeitsmarkt. Die oberösterreichische Arbeitslosenquote betrug Ende Mai 5,4 % und lag damit um rund 0,5 Prozentpunkte über dem Vergleichswert des Vorjahresmonats. Generell zeigt sich seit Anfang des Jahres 2012 ein stetiger Anstieg der Arbeitslosenquote in Oberösterreich.

Laut AMS waren in Oberösterreich Ende Mai 36.017 Personen als arbeitslos vorgemerkt, ein Anstieg von 12,2 % gegenüber dem Mai 2014. Generell lag die Arbeitslosigkeit im Mai mit der Ausnahme von Gmunden (- 3,4 %) in allen Bezirken über den Vorjahreswerten. Inklusive der Personen in Schulungsmaßnahmen beträgt die Anzahl der Arbeitssuchenden in Oberösterreich zurzeit 45.862 Personen.

 

 

 

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