Selbstverständlich Malerei! Sammlung Ploner

 

erstellt am
03. 07. 15
11.00 MEZ

Ausstellung in der Orangerie des Belvedere bis 27. September
Wien (belvedere) - Mit der Ausstellung "Selbstverständlich Malerei!" würdigt das Belvedere bis 27. September in der Orangerie die großzügige Schenkung Regina Ploners an das Museum, die zu einer der größten seit seinem Bestehen zählt. Im Bereich der Kunst der 1960er-bis 2000er-Jahre, stellen die 108 Werke, die dem Belvedere vermacht wurden eine signifikante Bereicherung der Sammlung zur Malerei nach 1945 mit Schwerpunkt auf der Zeit von den 1990er-Jahren bis in die Gegenwart dar. Der Sammler Heinz Ploner (1952-2011) verbrachte fast zwanzig Jahre seines Lebens damit, sich mit zeitgenössischer Malerei auseinanderzusetzen und die Malerei selbst sowie ihre Entwicklung zu hinterfragen. Im Jahr 2014 ging durch die Initiative seiner Witwe ein großer Teil der Sammlung an die Albertina, das Belvedere und die Neue Galerie Graz, um diese außergewöhnliche Werkschau der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der von allen drei Häusern gemeinsam publizierte Katalog zeigt die Sammlung in ihrer Gesamtheit und erinnert an Heinz Ploner als einen leidenschaftlichen Sammler und großen Kunst- und Künstlerfreund.

Die intensive Auseinandersetzung und die bewusste Sammlungstätigkeit begannen 1997, nachdem Heinz Ploner beruflichen Erfolg als Wirtschaftsfachmann hatte. Seine anfängliche Ausrichtung auf die sogenannte Neue Malerei in Österreich umfasste u. a. die großen Werkgruppen von Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko. Sie bilden gemeinsam mit Erwin Bohatschs lyrischen Abstraktionsbildern einen Schwerpunkt der Sammlung. Im Zuge der raschen inhaltlichen Erweiterung seines Kunstverständnisses öffnete sich Heinz Ploner auch einem avancierten Malereidiskurs, der mit Neuen Medien experimentierte und nahm damit Werke von Markus Huemer, Gerwald Rockenschaub und Lois Renner in seine Kollektion mit auf.

Seit 2006 sind unter der Direktion von Agnes Husslein-Arco durch Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihgaben einige Positionen jener Malerei der 1980er- und 1990er-Jahre in den Bestand des Belvedere gelangt, die zuvor überhaupt nicht oder nur unwesentlich in der Sammlung vertreten waren. Jene 108 Kunstwerke, vornehmlich aus der Gattung der Malerei, aber auch Fotografie und Installation, komplettieren und erweitern den Bestand des Belvedere. "Mit dieser hochkarätigen und umfangreichen Sammlung lebt ein Teil Kulturgeschichte des privaten Sammelns in Osterreich, aber vor allem das Sammlerehepaar Ploner weiter. Letztlich gibt Regina Ploner mit der Schenkung vor allem den Künstlern wieder etwas zurück, denn sie sind mit ihren Werken zukünftig in den Museen vertreten. Unser Dank gilt daher nicht nur Heinz Ploner, der mit unermüdlichem Wissensdurst in kurzer Zeit eine gewichtige Sammlung aufbaute, sondern auch Regina Ploner, die mit dieser Schenkung an die Albertina, das Belvedere und die Neue Galerie Graz den Wunsch ihres Mannes zu Ende geführt und der Gesellschaft wie der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen hat", so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und 21er Haus.

Anhand von 43 Werken aus der umfassenden Schenkung zeichnet Kurator Harald Krejci Heinz Ploners künstlerischen Zugang und seine Sammelleidenschaft, die ebenso Malerei wie auch Fotografie und multimediale Kunst umfasste, nach. Der Bogen der Ausstellung spannt sich von der abstrakten Malerei der 1960er Jahre (Josef Mikl und Henri Michaux) über Werke der Neuen Malerei der 1990er-Jahre bis zu konzeptuellen, postmodernen Foto- und Filmarbeiten und installativen Werken. Der Besucher beginnt mit der Malerei der sogenannten Neuen Wilden, die sich Ende des letzten Jahrhunderts erneut den Fragen nach den Gattungsgrenzen von Malerei widmeten und Reflexionen über das Medium Malerei wieder neu eröffneten. Mit großformatigen Bildern sind die Richtungsvertreter Herbert Brandl, Erwin Bohatsch, Gunter Damisch und Hubert Scheibl in der Ausstellung vertreten und schließen mit ihren Werkblöcken die bisherigen Sammlungslücken des Belvedere. Mit Gerwald Rockenschaub, Florian Pumhösl und Jörg Sasse führt die Schau über deren konzeptuelle Fotoarbeiten weiter zu einer multimedialen Installation von Markus Huemer. Um auch der jüngsten zeitgenössischen Kunst Rechnung zu tragen, führte Heinz Ploner das Sammlungskonzept fort und erweiterte seine Sammlung um Künstler wie Adrian Schiess, Maya Vukoje, Zenita Komad, Erwin Wurm und Edgar Honetschläger. Letzterer regt mit seinem am Eingang der Ausstellung die Besucher empfangenden Film "Chicken Suit" einen Diskurs über Kunst, Malerei und in diesem Fall auch über das Medium Film als Grundlage des künstlerischen Handelns an. "Heinz Ploner hatte sich seit den frühen 1990er Jahren auf das Sammeln zeitgenössischer Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei fokussiert. In dieser hier gezeigten Werkauswahl spiegelt sich das Spektrum an künstlerischen Positionen von der klassischen Farbmalerei bis hin zu konzeptuellen Reflexionen über Malerei in dem Medium der Fotografie und computergenerierten Bildwelten wieder", so Kurator Harald Krejci.

Mehr als zwei Jahre nach dem frühen Tod ihres Mannes war es Regina Ploner möglich, sich mit der Sammlung ihres Mannes auseinanderzusetzen. Mit der Sammlungsbetreuerin Angelika Rossmaier entstand der Plan, die Sammlung, im Sinne ihres Gründers, österreichischen Museen zu übergeben. "Künstler haben ein Recht, durch ihre Werke mit den Betrachtern zu kommunizieren, und das sollten möglichst viele sein", beschreibt Regina Ploner ihr Grundverständnis im Umgang mit Kunst. "Den Sammlungsaufbau meines Mannes habe ich ganz bewusst nicht beeinflusst. Sie war und ist seine Sammlung und trägt seine Handschrift. Mir ist auch wichtig klarzustellen, dass ich nie eine Sammlerin war und bin", betont Regina Ploner. "Es ist jedoch eine große Freude und eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, sich dieser Sammlungs- und Sammlergeschichte zu widmen", so Heinz Ploners Witwe weiter.

Die Ausstellung "Selbstverständlich Malerei! Sammlung Ploner" ist bis 27. September 2015 in der Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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