Bundesrat: Präsidentinnen Ana Blatnik
 und Sonja Zwazl ziehen Bilanz

 

erstellt am
23. 07. 15
11.00 MEZ

Länderkammer 2014/2015: Europäischer Player und Kompetenzzentrum für Zukunftsfragen
Wien (pk) – Während der Bundesrat heute unter dem Vorsitz seines oberösterreichischen Präsidenten Gottfried Kneifel eine rekordverdächtige Tagesordnung in Angriff nimmt, erscheint der Tätigkeitsbericht 2014/2015. Kneifels Amtsvorgängerinnen, die Kärntnerin Ana Blatnik (2. Halbjahr 2014) und die Niederösterreicherin Sonja Zwazl (1. Halbjahr 2015) geben darin gemeinsam einen Überblick über die Arbeit des Bundesrats. Die reich bebilderte Broschüre enthält eine ebenso präzise wie übersichtliche Gesetzgebungsstatistik des Bundesrats und informiert ausführlich über die im letzten Parlamentsjahr besonders intensiven internationalen und europäischen Aktivitäten der Länderkammer. Dazu kommen Berichte über die Arbeit an politischen Zukunftsthemen, die der Bundesrat gemeinsam mit renommierten Fachleuten aus dem In- und Ausland in Form von Enqueten und Diskussionsveranstaltungen bearbeitete.

Ana Blatnik und Sonja Zwazl - starke Frauen an der Spitze der Länderkammer
Die Kärntner Slowenin Ana Blatnik führte ihr Amt als Bundesratspräsidentin unter dem Motto "Erinnern, Versöhnen, Zukunft gestalten". Sie wollte Brücken zwischen BürgerInnen und politischen Institutionen, zwischen europäischen Regionen und Generationen bauen. Thematisch setzte Blatnik auf sprachliche und kulturelle Vielfalt in einem vereinten Europa und auf den Dialog mit jungen Menschen. So unterstützte sie die Aktion "Briefe an Europa", mit denen SchülerInnen aus Slowenien und Kärnten ihre Anliegen zum Thema "Fünf Jahre EU-Vertrag von Lissabon" an die politische Spitze der EU adressierten. Die Vielstimmigkeit mache die Europäische Union aus, betont Ana Blatnik in ihrem Vorwort zum Bericht. Der Föderalismus bringe diese Vielstimmigkeit zum Ausdruck und sorge zugleich dafür, dass das Europa der Regionen zusammenhalte. Dort wo Politik nichts Abstraktes ist, wo Menschen am gesellschaftlichen Ganzen teilhaben, wo sie ihre Lebensverhältnisse mitgestalten können, beginnt für Anna Blatnik die Demokratie.

"Ohne Länderkammer ist unser Parlament nicht komplett", sagt Blatniks Amtsnachfolgerin, die Niederösterreicherin Sonja Zwazl. Sie sieht den Bundesrat auf dem Weg zu einem parlamentarischen Kompetenzzentrum für Zukunftsfragen, das sich abseits tagespolitischer Notwendigkeiten übergreifenden Themen und Herausforderungen stellt. Mit seinen Enqueten zum Schwerpunkt Jugendausbildung und Jugendförderung sowie mit seiner Entschließung für mehr Berufsorientierung in den Schulen habe sich der Bundesrat zuletzt als "Think Tank" des Parlaments etabliert. Dazu komme die internationale Spitzenposition, die der Bundesrat bei der Subsidiaritätskontrolle einnimmt und damit faktisch zur "Europakammer" des Österreichischen Parlaments geworden sei. Und nicht zuletzt sei es der Bundesrat gewesen, der beim Rederecht für EU-ParlamentarierInnen im Hohen Haus die Vorreiterrolle übernommen hat, erinnert Sonja Zwazl.

Zukunfts- und Kompetenzzentrum Bundesrat
"Die Duale Ausbildung in Österreich: Gelungene Ausbildung, Vorbild für Europa und Chance für Frauen" – unter dieser Überschrift hielt der Bundesrat am 17. Dezember 2014 eine Enquete ab, an der Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Staatssekretär Harald Mahrer sowie österreichische und internationale ExpertInnen teilnahmen. "Begabungen erkennen, Begabungen för­dern" war das Motto einer "Zukunftskonferenz", die der Bundesrat gemeinsam mit dem Niederösterreichischem Landtag am 11. Mai in St. Pölten abhielt. Unter dem Titel "Verborgene Talente erkennen und fördern" widmete sich der Bundesrat am 2. Juni 2015 in einer Enquete Problemen arbeitsloser Jugendliche ohne Ausbildung und vertiefte das Thema schwerpunktmäßig im Plenum, in Veranstaltungen und bei internationalen Kontakten. Von Seiten der Regierung lieferten Bundesminister Rudolf Hundstorfer sowie Staatssekretär Harald Mahrer Beiträge zum Thema. Besonderes Anliegen von Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl war eine fixe Berufs- und Bildungsorientierung in der siebenten Schulstufe. Gemeinsam mit Nationalratspräsidentin Doris Bures engagierte sich die Bundesratspräsidentin auch für das erste Lehrlingsparlament in Österreich, bei dem am 4. und 5. März 2015 100 junge Menschen, vom Maurer bis zur Elektrotechnikerin aus zehn verschiedenen Betrieben, "Regelungen für die Lehrlingsausbildung im Betrieb" erarbeiteten und als "Abgeordnete" im Sitzungssaal des Nationalrats beschlossen.

Der Bundesrat als internationaler Brückenbauer
Intensiv pflegten die Bundesratspräsidentinnen Ana Blatnik und Sonja Zwazl auch die internationalen Beziehungen des Bundesrats. Anfang Juli 2014 vertrat Blatnik Österreich b ei einer Veranstaltung zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg in Redipuglia (Friaul) und traf dort mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano und dessen Amtskollegen aus Kroatien und Slowenien, Ivo Josipovic und Borut Pahor zusammen. Im September 2014 nahm Blatnik an der Konferenz der Parlamentspräsidentinnen in Genf zur ökonomischen Stärkung von Frauen und kurz darauf an der Konferenz der ParlamentspräsidentInnen des Europarates teil. Mitte September erinnerte BR-Präsidentin Ana Blatnik bei einer Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus in Portorož an die Deportation und Ermordung vieler SlowenInnen aus Kärnten.

Im Oktober 2014 lud Bundesratspräsidentin Ana Blatnik gemeinsam mit Landeshauptmann Peter Kaiser PolitikerInnen aus Slowenien, Kroatien, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina zu einer internationalen Konferenz mit dem Titel "Balkan als Chance" nach Klagenfurt. Die Themen waren EU-Erweiterungsperspektiven in Südosteuropa sowie europäische und internationale Friedenspolitik. Im November begleitete die BR-Präsidentin Bundespräsident Heinz Fischer zu einem Staatsbesuch nach Italien, traf dort neuerlich mit Staatspräsident Giorgio Napolitano zusammen und sprach mit Premierminister Matteo Renzi und Parlamentspräsidentin Laura Boldrini. Senatspräsident Pietro Grasso erläuterte Blatnik seine Pläne zur Reform des italienischen Senats und nahm eine Einladung zu einem Gegenbesuch in Österreich an.

Über Entwicklungspotenziale der Alpen-Adria-Region sprach Blatnik im November 2014 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana mit Premierminister Miro Cerar, dem Präsidenten des slowenischen Staatsrates, Mitja Bervar, und dem Präsidenten des slowenischen Nationalrates, Milan Brglez. Zentrale Themen einer Unterredung mit dem tschechischen Senatspräsidenten Milan Štech Anfang Dezember 2014 in Prag waren Migration, Wirtschaft, Kultur, Verkehr und Energie. Mitte Dezember 2014 besuchte Ana Blatnik Montenegro, traf mit Parlamentspräsident Ranko Krivokapic, Staatspräsident Filip Vujanovic, Premierminister Milo Ðukanovic und Außenminister Igor Lukšic zusammen und eröffnete die "Barbara-Prammer-Demokratiewerkstatt" in Montenegro.

Auf der internationalen Agenda von Sonja Zwazl standen Gespräche mit Schweizer ParlamentarierInnen im Februar 2015. Mitte Februar 2015 betonten die Bundesratspräsidentin und ihr deutscher Amtskollege Volker Bouffier die wichtige Rolle der Regionen Europas für den wirtschaftlichen Aufschwung und nahmen an einem Symposium zum Thema "Visionen für die Zukunft der Regionen Europas" teil. Der österreichische Historiker Ernst Bruckmüller und der Ökonom Gottfried Haber referierten über die geschichtliche und politische Bedeutung der Regionen Europas und deren wirtschaftliches Potenzial für Europa.

Im März 2015 empfing Präsidentin Sonja Zwazl den kirgisischen Staatspräsidenten Almasbek Atambajew, Außenminister Erlan Abdyldaev und Vizepremier Valeriy Dil. Thema der Unterredung war der positive Weg der Kirgisischen Republik zu einem demo­kratischen Staat und die Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Bei der Tagung der EU-ParlamentspräsidentInnen am 20. und 21. April in Rom stellte die Präsidentin des Bundesrats die Entbürokratisierung der Wirtschaft und die Jugendausbildung als Schlüssel für Wirtschaftswachstum in das Zentrum ihrer Ausführungen. Anfang Mai 2015 vertrat Sonja Zwazl Österreich beim Begräbnis des früheren polnischen Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. Im Rahmen ihres Engagements für die Stärkung der EU-Kompetenzen des Bundesratsrats erreichte Zwazl am 7. Mai 2015 den Beschluss über das Rederecht für EU-ParlamentarierInnen in der Länderkammer. Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit dominierten die Gespräche beim Grenzlandtreffen zwischen Bundesrat und tschechischem Senat im Juni 2015 in Poysdorf.

Subsidiaritätsprüfungen - Bundesrat hat Best-Practice-Modell
Bei Subsidiaritätsprüfungen zählt der Bundesrat mit seinen 22 Subsidiaritätsrügen und zahlreichen Stellungnahmen seit 2010 zu den aktivsten Parlamentskammern der EU. Die Verfahrensweise des Bundesrates bei der Prüfung europäischer Gesetzesvorhaben gilt dem Europäischen Ausschuss der Regionen als europäisches Best-Practice-Modell. Bundesratspräsidentin Ana Blatnik, EU-Ausschussobmann Edgar Mayer und die Fraktionsvorsitzenden Gottfried Kneifel (V), Reinhard Todt (S), Monika Mühlwerth (F) und Marco Schreuder (G) zogen daher am 1.12.2014 in einer gemeinsamen Pressekonferenz eine überaus positive Bilanz über die Arbeit der Länderkammer in EU-Angelegenheiten. Tags darauf sprach der österreichische EU-Kommissar Johannes Hahn im Bundesrat und informierte die LändervertreterInnen über EU-Nachbarschaftspolitik und die aktuelle EU-Erweiterungspolitik.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at