Hundstorfer zu Arbeitsmarkt

 

erstellt am
03. 08. 15
11.00 MEZ

Konjunktur bleibt zu schwach, um Arbeitslosigkeit zu verringern – Arbeitsmarktpolitik stößt an Grenzen – 379.000 Personen konnten heuer bereits vermittelt werden - darunter 70.000 über 50jährige
Wien (bmask) - "Das anhaltend schwache Wirtschaftswachstum in Kombination mit dem weiter steigenden Arbeitskräfteangebot hat auch Ende Juli 2015 zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Aktuell liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten Arbeitslosen mit 319.880 um 33.517 bzw. 11,7 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer zu den Arbeitsmarktdaten für den Monat Juli. Inklusive der TeilnehmerInnen an Schulungsangeboten sind 376.522 Personen vorgemerkt; das bedeutet eine Zunahme um 25.209 oder 7,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition beträgt 8,1 Prozent. Der aktuelle Wert (für den Juni 2015) gemäß der Erhebungsmethode von EUROSTAT wird für Österreich mit 6,0 Prozent angegeben, die Jugendarbeitslosenquote mit 10,3 Prozent. Die prognostizierte Zahl der unselbständig Beschäftigten liegt Ende Juli um rund 31.000 über dem Wert des Vorjahres und beträgt 3,626 Mio. Menschen. 379.903 Personen konnten seit Jahresbeginn nach der Vormerkung beim Arbeitsmarktservice wieder in Beschäftigung vermittelt werden. "Aber die Konjunktur bleibt nach wie vor zu schwach um allen rund 60.000 Arbeitskräften die gegenwärtig auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zusätzlich auftreten einen Arbeitsplatz zu bieten", so Hundstorfer.

Das BIP gewann im zweiten Quartal 2015 laut WIFO etwas an Dynamik und nahm gegenüber dem ersten Quartal real um 0,3 Prozent zu (erstes Quartal 0,2 Prozent). Die Binnennachfrage insgesamt blieb aber schwach, nur der Konsum lebte etwas auf. Die unternehmerischen Investitionen in die Betriebsanlagen entwickeln sich sehr schwach und der Außenbeitrag über die Exporte lieferte keine zusätzlichen Impulse. Vor allem bei Älteren (plus 15,4 Prozent) und gesundheitlich beeinträchtigten Personen (plus 16,1 Prozent) steigt die Zahl der arbeitslos Vorgemerkten überdurchschnittlich. "Für diesen Personenkreis ist es erfahrungsgemäß besonders schwierig nach dem Verlust des Arbeitsplatzes wieder eine neue Stelle zu finden. Im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik werden heuer im Zusammenhang mit der Aktion 50+ zur Unterstützung der Beschäftigungsintegration 120 Millionen Euro aufgewendet", unterstrich der Sozialminister. Nicht zuletzt dadurch ist es dem AMS bis Ende Juli 2015 gelungen, 68.318 Personen ab 50 Jahren wieder in Arbeit vermitteln zu können. Das ist um 9,7 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Allerdings stößt die Arbeitsmarktpolitik bei unzureichender gesamtwirtschaftlicher Entwicklung an sichtbare Grenzen. Im nächsten Jahr sollte sich das Wirtschaftswachstum gemäß der Prognosen allerdings durch die dann wirksame Steuerreform und das Wohnbaupaket verstärken", sagte der Minister.

Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren liegt Ende Juli um 3,1 Prozent über dem Vorjahr, diese Zunahme ist wie in den vergangenen Monaten deutlich unterdurchschnittlich. Bei den jüngsten ArbeitsmarkteinsteigerInnen - den 15 bis 19-Jährigen -beträgt die Zunahme 0,4 Prozent. Der Lehrstellenmarkt zeigt strukturell ebenso eine sehr ähnliche Situation wie im Vorjahr. Die Zahl der Lehrstellensuchenden erhöhte sich Ende Juli um 61 auf 8.758. Die Zahl der gemeldeten Lehrstellen liegt mit 3.247 um 26 unter dem Vorjahr. Dieser Lehrstellenlücke wird mit der Bereitstellung von Lehrgangsplätzen in der überbetrieblichen Lehrausbildung ab Herbst Rechnung wieder getragen.

Ebenso wie in den Vormonaten steigt Ende Juli die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 13,8 Prozent etwas stärker, bei Frauen beträgt die Zunahme 9,2 Prozent. Besonders schwierig ist die Arbeitsmarktlage für Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Hier liegt Ende Juli die Arbeitslosigkeit um 21,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Dahinter verbergen sich sehr heterogene Gruppen, vor allem aber für Schutzbedürftige aus Krisenregionen ist die kurzfristige Integration am Arbeitsmarkt schwierig. So sind im Juli 17.209 Asylberechtigte (plus 23 Prozent) und subsidiär Schutzberechtigte als arbeitslos oder SchulungsteilnehmerInnen vorgemerkt.

Etwas mehr als die Hälfte des Gesamtanstiegs der Arbeitslosigkeit ist mit 18.943 (18,9 Prozent) gegenwärtig auf Wien zurückzuführen aber auch Niederösterreich mit 4.634 (9,3 Prozent) und Oberösterreich mit 3.882 (11,4 Prozent) tragen deutlich zur Gesamtentwicklung bei. Die westlichen und südlichen Bundesländer haben dagegen einen etwas geringeren Anstieg. In Vorarlberg beträgt der Anstieg der vorgemerkten Arbeitssuchenden Ende Juli 2,0 Prozent, in Tirol 2,6 Prozent und in Salzburg 6,3 Prozent. Die aktuelle Entwicklung in Wien ist in hohem Maße auf die neue Strategie des Arbeitsmarktservice und den entsprechend merklich rückläufigen Schulungszahlen zurückzuführen.

Etwa im Branchendurchschnitt steigt Ende Juli die Arbeitslosigkeit mit 11,5 Prozent im Bauwesen. In der Warenproduktion liegt die Zunahme mit 8,3 Prozent etwas unter der Gesamtentwicklung und in der Arbeitskräfteüberlassung beträgt der Anstieg 10,0 Prozent. "Die Zahl der dem AMS gemeldeten Stellen entwickelt sich hingegen wieder in positiver Richtung. Ende Juli liegt der Bestand an gemeldeten offenen Stellen mit 31.119 um 4.385 bzw. 16,4 Prozent über dem Vorjahreswert", so Hundstorfer. Insgesamt wurden dem Arbeitsmarkservice heuer bereits 256.452 offene Stellen gemeldet, das ist immerhin eine Zunahme um 13.050 bzw. 5,4 Prozent. Allerdings betrifft das Mehr an offenen Stellen insbesondere Jobs mit mittleren und höheren qualifikatorischen Anforderungsprofil. Das Ausbildungsniveau von rund 45 Prozent der Arbeitssuchenden geht aber nicht über ein Pflichtschulniveau hinaus.

"Die beschriebenen Sachverhalte zum Zuwachs beim Arbeitskräfteangebot, zum Qualifikationsbedarf und zum schleppenden Wirtschaftswachstum unterstreichen die Einschätzung, dass eine merkliche Senkung der Arbeitslosigkeit durch eine Verschärfung von Zumutbarkeitsbestimmungen für den Bezug von Arbeitslosenversicherungsleistungen nicht erreicht werden kann", schloss Hundstorfer.

 

 

 

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