Unbeeindruckt vom Griechenlandchaos nimmt
 Industriekonjunktur in Österreich an Fahrt auf

 

erstellt am
30. 07. 15
11.00 MEZ

Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Aufwärtstrend: Mit 52,4 Punkten im Juli höchster Wert seit eineinhalb Jahren erreicht – Verbesserte Auftragslage sorgt für spürbare Ausweitung der Produktion
Wien (bank austria) - Nach einem schwachen Jahresbeginn und ersten positiven Signalen im Frühjahr gewinnt der Aufschwung der heimischen Industrie nun an Tempo. „Der Bank Austria EinkaufsManagerindex ist im Juli klar angestiegen. Mit 52,4 Punkten erreicht der Indikator den höchsten Wert seit rund eineinhalb Jahren und weist sogar auf ein über dem langjährigen Durchschnitt liegendes Wachstumstempo hin“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Erholung der heimischen Industrie festigt sich. Den vierten Monat in Folge liegt der Bank Austria EinkaufsManagerIndex bereits im Wachstumsbereich. „Im Juli haben die österreichischen Industriebetriebe die Produktion kräftig erhöht. Die verbesserte Auftragslage und die beschleunigte Zunahme der Auftragspolster veranlassten die Unternehmen wieder neue Mitarbeiter aufzunehmen. Allerdings belasten höhere Einkaufspreise die Ertragssituation“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter heimischen Einkaufsmanagern zusammen.

Das Marktumfeld hat sich mit Beginn des zweiten Halbjahres verbessert. „Bei den österreichischen Industriebetrieben gingen im Juli sowohl aus dem In- als auch dem Ausland spürbar mehr Neu- und Folgeaufträge ein. Trotz einer geringfügigen Abschwächung gegenüber dem Vormonat war die Exportnachfrage weiterhin überdurchschnittlich hoch. Zu den Auftragsgewinnern zählte vor allem der Investitionsgüterbereich, in dem auch die Produktion besonders stark ausgeweitet wurde“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Insgesamt erreichte der Produktionsindex im Juli mit 54,1 Punkten den höchsten Wert seit rund eineinhalb Jahren. Angesichts der guten Nachfragesituation kam es trotz der kräftigen Produktionserhöhung zu einem Anstieg der Auftragsbestände.

Im ersten Halbjahr hatte sich der Beschäftigtenstand im Sektor um 0,6 Prozent im Jahresabstand auf rund 580.000 verringert. Rund 3.500 Jobs sind in diesem Zeitraum verloren gegangen. „Im Juli ging nach fast einem Jahr der Stellenabbau in der österreichischen Sachgütererzeugung zu Ende. Insbesondere im Investitionsgüterbereich steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften an. Insgesamt war der Beschäftigungszuwachs zwar sehr gering, aber das Licht am Ende des Tunnels wird heller“, meint Pudschedl.

Die Verbesserung der Industriekonjunktur führt zu einer Trendwende bei den Ein- und Verkaufspreisen. Im Juli beschleunigte sich der Anstieg der Preise für Rohstoffe und Vormaterialien. Aufgrund von Währungseffekten und der nachfragebedingten Verteuerung einiger Rohstoffe legten die durchschnittlichen Einkaufspreise so stark wie zuletzt vor knapp einem Jahr zu. Diese höheren Kosten konnten aber aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht auf die Verkaufspreise überwälzt werden. Die Preise, die in den Vormonaten in einem nachfrageschwachen Umfeld reduziert wurden, blieben im Juli aber weitgehend stabil. „Die aktuelle Preissteigerung im Einkauf bei fast stabilen Preisen im Verkauf belastet im Durchschnitt die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe“, so Pudschedl.

Konjunktursorgen in den Emerging Markets, insbesondere China, belasten aktuell die Aussichten für die Industriekonjunktur. Der Einkaufsmanagerindex für die chinesische Verarbeitende Industrie liegt seit März unterhalb der Neutralitätsgrenze von 50 Punkten. Die niedrigen Preise für Rohstoffe und der jüngste Rückgang des Ölpreises nach dem Abkommen mit dem Iran stellen einige Wachstumsmärkte zusätzlich vor Herausforderungen. Dagegen sind die Aussichten für die Industrieländer weiter sehr solide. Der vorläufige US-Einkaufsmanagerindex ist im Juli leicht auf 53,8 Punkte gestiegen. Vor allem aber festigt sich die die Erholung in Europa. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone betrug im Juli 52,2 Punkte und liegt damit trotz Gegenwind durch die Diskussion um Griechenland und die Russland/Ukraine-Krise seit fünf Monaten stabil über dem langjährigen Durchschnitt, weiter angetrieben durch die deutsche Wirtschaft, wie der jüngste Anstieg des IFO-Geschäftsklimaindex unterstreicht. „Am Schlepptau des günstigen Umfelds in Europa kommt nach einiger Verzögerung nun auch die österreichische Industrie besser in Schwung. Im ersten Halbjahr hat die Industrieproduktion in Österreich um durchschnittlich 1,5 Prozent real zugenommen. Für die kommenden Monate ist eine leichte Beschleunigung in Sicht. Wir erwarten daher einen Anstieg der heimischen Industrieproduktion fürs Gesamtjahr 2015 von 2 Prozent“, prognostiziert Bruckbauer.

 

 

 

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