Tagung zu Ethik, Entwicklung
 und Asyl im Innenministerium

 

erstellt am
29. 07. 15
11.00 MEZ

Wien (bmi) - Über die Ursachen von Migration, die Verantwortung Europas und langfristige Entwicklungsperspektiven wurde bei der Tagung "Ethik, Entwicklung und Asyl" am 27.07. im Innenministerium diskutiert. "Österreich und Europa haben die Verantwortung jenen zu helfen, denen es nicht so gut geht", sagte Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner in ihrer Eröffnungsrede. Auch in Zukunft müsse Asyl für Verfolgte und Kriegsflüchtlinge ein Menschenrecht bleiben, aber es bedürfe einer Verbesserung der Situation vor Ort, um Migration zu einer Option und nicht zu einer Notwendigkeit zu machen, sagte die Innenministerin.

60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
Auf die Ursachen von Flucht- und Migrationsbewegungen ging Mag. Peter Webinger, Leiter der Gruppe III/B (Asyl, Migration, Staatsbürgerschaft, Personenstand, Menschenrechte), in seinem Vortrag ein. Migration sei niemals Selbstzweck, sondern vielmehr ein Symptom. Menschen würden primär aus drei Hauptgründen ihre Heimat verlassen: aus wirtschaftlichen oder familiären Gründen bzw. Flucht vor Verfolgung. Es sei eine Abwägung von Risiken und Chancen, die letztendlich zur Migrationsentscheidung führe, wobei auch der Aspekt der Perspektivenlosigkeit dabei eine Bedeutung hat. Im Hinblick auf die ethische Verantwortung zur Hilfeleistung stellte Mag. Webinger die Frage, ob man tatsächlichen "jenen helfe, die am dringendsten unserer Hilfe bedürfen", da sich jene, die besonders unter Armut und Verfolgung leiden, Migration nur in den wenigsten Fällen finanzieren könnten. Auch sei es für Europa angesichts der hohen Zahl an Flüchtlingen – 60 Millionen weltweit und 20 Millionen um Europa – nicht für alle Menschen möglich, in Europa die Lösung zu finden, aber Europa hat die Verantwortung, zu einer Lösung für diese Menschen beizutragen. Mögliche Lösungsansätze seien die von Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner angeregte "Save-Lives"-Initiative, die eine Abklärung der Asylperspektive in den Herkunftsregionen vorsehe. Eine solche Initiative könne am ehesten die am meisten schutzbedürftigen Menschen erreichen und gleichzeitig dem Schlepperwesen die Grundlage entziehen.

Entwicklungspolitik und ökosoziale Marktwirtschaft
Professor DDr. Franz Josef Radermacher, Professor für Informatik an der Universität Ulm und Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung, argumentierte, dass dem gegenwärtigen Migrationsdruck nur durch Anpassung mehrerer Politikfelder beizukommen sei. Es gehe vor allem um ein "grünes" und "inklusives" Wirtschaften, das die Ressourcen der Erde nicht achtlos ausbeute und gleichzeitig die Situation der sozial Schwächsten im Auge behalte. Das Konzept einer solchen ökosozialen Marktwirtschaft, das bereits vom ebenfalls anwesenden Vizekanzler a. D. Dr. Josef Riegler konzipiert wurde, vereine nachhaltiges Wirtschaften und Marktwirtschaft. Perspektivisch betrachtet, sei der heutige Wohlstand in Europa historisch einzigartig, während in vielen Ländern der Erde eine Zweiklassengesellschaft, aus sehr reichen und sehr armen Menschen, bestehe. Einer solchen Entwicklung könne eine ökosoziale Marktwirtschaft entgegenwirken, in der durch eine Erhöhung der Ressourcenproduktivität eine Vermehrung des Wohlstandes entkoppelt vom Ressourcenverbrauch stattfinden kann. Insgesamt werde in Zeiten der ökonomischen Globalisierung globale Empathie zu einer Schlüsselfrage und weltweite Kooperation der zentrale Beitrag zur Zukunftsfähigkeit.

 

 

 

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