Tourismus: Sommerbilanz Mai-Juli 2015 bringt
 in Summe Zuwächse an Nächtigungen

 

erstellt am
31. 08. 15
11:00 MEZ

WKÖ-Nocker-Schwarzenbacher fordert mehr Mittel und neue Strategien in der Tourismuswerbung
Wien (pwk) - „Die Sommerfrische in Österreich erlebt zwar vielerorts ein Comeback, aber die positive Entwicklung der Nächtigungen muss differenziert betrachtet werden, denn ihr steht eine angespannte Ertragslage in der Branche gegenüber“, kommentiert die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Petra Nocker-Schwarzenbacher, die am 28.08. von der Statistik Austria präsentierten Nächtigungszahlen des Monats Juli 2015.

Ausländernächtigungen steigen, Inländernächtigungen schwächeln
Demnach konnte in der laufenden Sommersaison 2015 (Mai-Juli) im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 ein Nächtigungsplus von +4,6 Prozent auf rd. 33 Millionen Nächtigungen erzielt werden, wobei der Zuwachs fast ausschließlich auf ausländische Gästenächtigungen zurückzuführen ist (+6,8 Prozent auf 22,61 Mio.). So legten die Gästenächtigungen aus Deutschland (11,24 Mio.; +6,0 Prozent), den Niederlanden (1,97 Mio.; +2,7 Prozent), der Schweiz und Liechtenstein (1,27 Mio.; +6,0 Prozent) sowie dem Vereinigten Königreich (0,67 Mio.; +5,0 Prozent) deutlich zu. Rückgänge wurden hingegen bei den Nächtigungen von Gästen aus Ungarn (-1,7 Prozent), Frankreich (-4,1 Prozent) und Belgien (-1,8 Prozent) registriert. Das Minus bei den russischen Gästen hält an und liegt derzeit bei rund -30 Prozent. Die Inländernächtigungen hingegen schwächeln (+0,2 Prozent auf 10,41 Mio. Nächtigungen): In fünf von neun Bundesländern (B, NÖ, OÖ, STMK, VLBG) wurde sogar ein Minus bei den Inländernächtigungen zwischen -0,4 Prozent bis zu -2,3 Prozent verzeichnet.Diese Tendenz zeigt auch Auswirkungen im Bundesländervergleich. So hat etwa Niederösterreich mit einem relativen hohen Inländergästeanteil sogar ein kleines Gesamt-Nächtigungsminus (-0,1%) von Mai bis Juli zu verzeichnen. Nocker-Schwarzenbacher: „Das beweist, dass wir für eine endgültige Bilanz die Nächtigungszahlen richtig lesen und analysieren müssen, denn unter der Überschrift sateht immer auch eine Geschichte und die Wahrheit liegt im Detail. Globaler Jubel ist fehl am Platz.“

Nocker-Schwarzenbacher: „Tourismuswirtschaft keine Kuschelzone“
In Summe ist zu beachten, dass der Zahlenvergleich wegen des Traumwetters dieses Sommers im Vergleich zum schlechten Wetter des Vorjahrs etwas hinkt. Zudem sagen die guten Gesamtzahlen bei den Nächtigungen wenig über die betriebswirtschaftliche Situation in den Unternehmen aus, denn trotz guter Auslastung schlägt sich das in vielen Betrieben nicht auf die Ertragslage durch. „Die Kosten steigen ständig. Wir leben und arbeiten nicht in der Kuschelzone, sondern in einem starken, internationalen Verdrängungswettbewerb und unter sehr kosten- und arbeitsintensiven Rahmenbedingungen in Österreich“, kommentiert die WKÖ-Tourismussprecherin die Gesamtsituation: „Auch wenn andere die Zahlen bejubeln, so ist es unsere Pflicht zu sagen: ‚Ja, aber!‘ Die österreichische Tourismuswirtschaft kann nicht ins Ausland abwandern. Jede Belastung schlägt voll auf unsere Branche durch. Allergenkennzeichnung, Mehrwertsteuererhöhung, Abschreibungsdauer, Grunderwerbsteuer, bauliche Auflagen, Barrierefreiheit, neue Registrierkassen – die unzähligen Auflagen und ständigen Neuerungen kosten unsere Betriebe viel Zeit und Geld.“

Andererseits will die Tourismusobfrau den Tourismus nicht als ‚Jammerbranche‘ bezeichnet wissen, da es letztlich auch um Glaubwürdigkeit in der Interessenvertretung geht. Nocker-Schwarzenbacher bringt es auf den Punkt: „Wir müssen einerseits positive Entwicklungen und jeden Schwung nach vorne mitnehmen, werden aber trotzdem darauf hinweisen, dass wir nicht der Geld-Säckel der Politik sind, wo man einfach ungeniert reingreifen kann.

Höchster Beschäftigungsstand aller Zeiten - Höhere Kosten für die Betriebe
Die Steigerung bei den Nächtigungen spiegelt sich in Summe auch in einem Zuwachs von ca. 6.300 Beschäftigten oder ca. 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat wider. Der Beschäftigungsstand im Hotel- und Gastgewerbe lag Ende Juli damit bei 225.147 Personen, was den höchsten Beschäftigtenstand aller Zeiten in der Branche in Österreich bedeutet. Doch die sonnige Beschäftigungsbilanz hat auch eine andere Seite. Der höhere Personalstand schlägt sich auch in höheren Kosten nieder. Bereits im letzten Jahr konnte durch eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) nachgewiesen werden, dass die Preise der Vorleistungen (Kosten für Pacht, Einrichtungen, Nahrungsmittel, Bauinstallationen etc.) im Tourismus stärker gestiegen sind als das in den Preisen an die Kunden weiter gegeben werden konnte. Allein in der Hotellerie sind in den Jahren 2005 bis Mai 2014 die Kosten um 8,9 Prozent stärker gestiegen als die Preise, die an die Kunden weitergegeben wurden. Neue Auflagen bringen dann noch zusätzliche Kosten mit sich, was auf die Erträge drückt und das wiederum führt zu weniger Investitionen.

Forderung: Mehr Mittel und neue Strategien für die Tourismuswerbung
Als konkrete Forderung formuliert WKO-Tourismussprecherin Nocker-Schwarzenbacher eine Erhöhung der Mittel für die Österreich Werbung (ÖW) durch den Bund. Die Wirtschaftskammer steuert 2015 der ÖW acht Millionen Euro bei. „Nachdem sich die Bundesregierung - und nicht die Wirtschaftskammer - 250 Millionen Euro allein aus höheren Mehrwertsteuern pro Jahr aus dem Tourismus holen möchte, sollte auch der Bund hier zusätzliche Mittel bereitstellen“, so Nocker-Schwarzenbacher. Geld allein sei aber nicht genug. „Die aktuelle Analyse der Nächtigungszahlen zeigt, dass Inländernächtigungen stagnieren. Auch können wir können uns nicht auf unseren Stammherkunftsmärkten ausruhen. Zusätzliche Nächtigungen kommen auch aus neuen Herkunftsländern, deshalb brauchen wir hier ein breiteres Spektrum in der Tourismuswerbung. Mehr Internationalisierung in der Tourismuswerbung bedeutet die Bearbeitung neuer Märkte in Europa und in Asien. Dazu braucht es letztlich aber auch mehr Mittel für die Österreich Werbung“, fordert WKO-Tourismusobfrau Nocker-Schwarzenbacher abschließend.

 

 

 

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