Erinnerung an ungarisch-jüdische
 Zwangsarbeiter in Donnerskirchen

 

erstellt am
11. 09. 15
09:00 MEZ

Gedenktafel anlässlich zur 70-jährigen Befreiung ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter enthüllt
Donnerskirchen/Eisenstadt (blms) - Ab Herbst 1944 befand sich in Donnerskirchen eines der vielen Zwangsarbeitslager des Dritten Reiches. Die Unterbringung und Behandlung der Menschen war erschütternd, ihr Leiden unfassbar. Eines dieser Lager war in Donnerskirchen. Von den 700 im Keller Genussakademie Burgenland – dem Martinsschlössel – untergebrachten Juden fand knapp die Hälfte unter schrecklisten Umständen den Tod. An die Leiden der dort internierten ungarischen Juden erinnert seit 10.09. eine Gedenktafel, die im Keller der Genussakademie im Beisein der Regierungsmitglieder Landesrätin Landesrätin Verena Dunst und Landesrätin Mag.a Astrid und Mitgliedern des Verbandes für die Opfer des Nationalsozialismus in Ungarn enthüllt wurde. Einige der Anwesenden waren als Zwangsarbeiter in den Lagern Lichtenwörth, Gunskirchen und Mauthausen interniert. Initiiert wurde die Gedenkaktion von der Genussakademie, federführend von Maria Busch.

„Das Jahr 2015 ist in mehrfacher Hinsicht ein Gedenkjahr. Wir gedenken dem Staatsvertrag, dem Kriegsende, der Befreiung. Der Sommer 2015 wird uns aber auch als der Sommer in Erinnerung bleiben, in dem nicht nur in Parndorf 71 Menschen, die vor einem mörderischen System geflüchtet sind und hier im Burgenland einen tragischen Tod fanden. Der Sommer wird uns auch deshalb in Erinnerung bleiben, weil ein Strom von tausenden Flüchtlingen im Burgenland aufgenommen wurde. Die Bilder des Spätherbst 1944 gleichen auf tragische Weise denen vom vergangenen Wochenende. Damals wurden tausende ungarische Juden gezwungen, von Budapest zu Fuß zur Grenze bis Hegyeshalom/Nickelsdorf ins damalige Dritte Reich zu marschieren. Davor wurden sie in Lager um Budapest konzentriert. Sie kamen nicht freiwillig. Sie wurden als Zwangsarbeiter, als Arbeitssklaven, angefordert, um hier im Burgenland den so genannten Ostwall zu graben“, erinnert Dunst. Es sei die gemeinsame Verantwortung, so Dunst, „dass diese Menschen, die hier in Donnerskirchen zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, die hier gelitten haben und die hier auf bestialische Weise ermordet wurden, niemals vergessen werden.“

35.000 jüdischen Ungarn am Südostwall
„Für die Aushebung von zivilen Arbeitskräften kam am Südostwall die sogenannte ,Notdienstverordnung‘ vom 15. Oktober 1938 zum Tragen. Diese Verordnung regelte kurzfristigen Arbeitseinsatz von Teilen der Bevölkerung. Das rekrutierte Schanzpersonal setzte sich aber nicht nur aus notdienstverpflichteter Bevölkerung zusammen, sondern zu einem großen Teil auch aus Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und ungarischen Juden“, erzählt der Historiker Michael Achenbach. Ab Anfang Dezember 1944 arbeiteten ebenfalls slowakische Kriegsgefangene am Wall. „Ende Dezember 1944 erreichten etwa 720 ungarisch-jüdische Arbeitsdienstler Donnerskirchen und ersetzten die Slowaken“, so der Historiker. Donnerskirchen sei nur eines von vielen Lagern am Südostwall gewesen. Insgesamt müsse von einer Gesamtzahl von mindestens 35.000 jüdischen Ungarn am Südostwall ausgegangen werden, so Achenbach.

Eine Delegation bestehend aus Mitgliedern des „Ungarischen Landesverbandes der Verfolgten der Nationalsozialisten“ war aus Ungarn angereist, um bei der Enthüllung mit dabei zu sein. „Ich möchte mich bei allen die mitgeholfen bedanken für die Gedenktafel und die Solidarität – ganz besonders bei Maria Busch“, so Prof. Jávor Ender vom Institut für Internationale und Politische Wissenschaft in Budapest. Ender verlas eine Grußbotschaft des verhinderten György Frisch, Obmann des Verbandes für die Opfer des Nationalsozialismus in Ungarn.

„Die Erinnerungstafel soll einen Beitrag dazu leisten, dass im Burgenland in Hinkunft Menschen in Notsituation und Menschen auf der Flucht ohne Rücksicht auf ihre Herkunft, Rasse, Religion oder politische Anschauung jene Hilfe erhalten, die ihnen als Menschenrecht zusteht“, so Dunst.

 

 

 

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