Städtebund feiert 100 Jahre in der Wiener Hofburg

 

erstellt am
25. 09. 15
09:00 MEZ

Bundespräsident Fischer, Präsident Bürgermeister Häupl bei Feier in Hofburg, Symposium mit den Kommunalverbänden tags zuvor
Wien (rk) - Am 24.09. jährte sich die Gründung des Österreichischen Städtebundes zum 100. Mal. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten rund um dieses Datum stand heute, Donnerstag, ein Festakt im Kleinen Redoutensaal der Wiener Hofburg. Unter den zahlreichen geladenen Gästen waren unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Staatssekretärin Sonja Steßl, Bürgermeister Michael Häupl, Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und die Festrednerin, die renommierte Biochemikerin Rennée Schroeder.

Bei der Eröffnung ging Bürgermeister Michael Häupl, Präsident des Österreichischen Städtebundes zunächst auf die Lebensumstände vor 100 Jahren ein, denn die wirtschaftliche Notlage und die schwierige Nahrungsmittelverteilung während des Krieges waren zum Zeitpunkt der Gründung des Städtebundes Alltagsrealität. "In den Städten war die Not am Größten und es mussten Lösungen für ihre Bürgerinnen und Bürger gefunden werden, um die Not zu lindern", sagte Häupl. Insgesamt 58 Gründungsmitglieder hatte der Österreichische Städtebund, darunter Städte wie Brünn, Marburg und Meran. 1915 stand der Gedanke des "Gemeinwohls vor Ort" im Mittelpunkt der Beratungen des Städtebundes. Heute wie damals gehe um das Gemeinwohl der Menschen. Auch heute, 100 Jahre später, sei die Notwendigkeit der Städte als erste Ebene des Staates Lösungen für die täglichen Herausforderungen der Bürgerinnen und Bürger zu finden, groß geblieben.

Thema Flüchtlinge im Mittelpunkt der Reden
In seiner Ansprache ging Häupl auch auf die aktuelle Flüchtlingskrise ein und forderte erneut Hilfe und Akzeptanz für Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Mord sind, und meinte weiter: "Es steht wohl für uns alle außer Frage, dass wir Menschen, die an Leib und Leben gefährdet sind, Hilfe und Geborgenheit geben. Die momentane Notsituation zeigt deutlich, dass Österreichs Städte und Gemeinden als erste Ebene des Staates wissen, wie Hilfe aussehen muss. Es darf nicht nur darum gehen, die Kriegsflüchtlinge "unterzubringen", es geht darum, dass diejenigen, die sie aufnehmen, sich um sie kümmern können. Und das bedeutet auch, dass die Helfer nicht überfordert werden! Lösungen in Hinblick auf die Verteilung, Versorgung und Integration dieser Menschen sowie die Finanzierung dieser Maßnahmen sind allerdings dringend erforderlich - in ganz Europa. Was Europa braucht, ist Solidarität und gelebte Humanität!"

Bundespräsident Heinz Fischer würdigte neben den Erfolgen des Österreichischen Städtebundes auch den "humanen und eindrucksvollen Umgang" der Städte mit den Flüchtlingen, es sei eine Herausforderung für die Hilfsorganisationen, die Freiwilligen und die Städte.

Er selbst, so Fischer, habe einen einfachen Zugang: "Ich halte mir vor Augen, wenn unsere Kinder, unsere Enkelkinder fragen: wie habt ihr euch verhalten wie die Kriege im Nahen Osten stattgefunden haben, wie die Flüchtlinge gekommen sind? Dann sollten wir nicht in einer Situation sein, wo wir uns unwissend stellen oder Ausreden verwenden, sondern sagen können: wir haben uns bemüht, etwas zu tun, wir haben uns bemüht, nicht wegzuschauen, wir haben uns so verhalten, dass wir uns später in den Spiegel schauen können".

Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer würdigte die gute Zusammenarbeit der beiden Kommunalverbände: "Es ist ein Fest in Erinnerung an die Pioniere, ein Fest für Freunde unter Freunden, ein Fest der Dankbarkeit", und beendete seine Rede an Städtebund-Präsident Michael Häupl gewandt: "Wien ist eine Stadt, die als Hauptstadt der Menschlichkeit bezeichnet werden kann".

Biochemie-Forscherin und Universitätsprofessorin Rennée Schroeder, eine Vorkämpferin für Bildung und Wissenschaft, versuchte in ihrem Festvortrag das Phänomen Stadt an der Frage zu klären, ob es möglich ist, Stadt zu planen, ob es möglich ist, die Gesellschaft zu planen. Schroeder: "Aus der Evolution heraus ist Planbarkeit unmöglich. Aber dennoch hat sich der Homo Sapiens immer durchgesetzt. So gesehen haben wir es in der Hand, uns schnell zu zerstören oder den Nachkommen einen Lebensraum zu überlassen, der lebenswert ist und bleibt".

Schroeder weiter: "Die Evolution hat uns gelehrt, dass Flexibilität wichtig ist. Veränderungen passieren nicht durch Kontinuität, sie entstehen an den Grenzen, wo Reibung stattfindet. Das gilt für die Chemie gleichermaßen wie für das Leben".

Hochkarätige Veranstaltungen begleiteten den Jubiläumstag
Nach der Eröffnung fand die Präsentation des Buches "100 Jahre kommunale Interessensvertretung, Österreichischer Städtebund 1915-2015" statt.

Bereits die Tage zuvor haben hochkarätige Fachveranstaltungen dieses 100.-Jahrjubiläum begleitet. Die historische Tagung "Städtebünde", organisiert vom Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung in Kooperation mit dem Österreichischen Städtebund, hat am Dienstag in Wien stattgefunden. Das Fach-Symposion "100 Jahre Österreichischer Städtebund - sein Beitrag für starke Städte und Gemeinden in Europa" wurde in Kooperation mit dem KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung unter großer internationaler Beteiligung am Mittwoch erfolgreich abgehalten.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.staedtebund.gv.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at