Neuer Test kann Brustkrebspatientinnen
 die Chemotherapie ersparen

 

erstellt am
23. 09. 15
09:00 MEZ

Medizinische Universität Wien führt Genexpressionstest auch für externe Spitäler durch
Wien (warterpr) - Patientinnen, die an der häufigsten Form von Brustkrebs ("Hormonrezeptor-positiv") leiden, mussten bisher manchmal einen richtigen Therapie"marathon" über sich ergehen lassen. Zusätzlich zur antihormonellen Therapie wurde oft noch eine nebenwirkungsreiche Chemotherapie verordnet. Mit Hilfe des sogenannten "Prosigna®-Tests" können nun jene Patientinnen identifiziert werden, die ein geringes bis mittleres Rückfallrisiko haben und denen künftig die Chemotherapie erspart werden kann. Die Medizinische Universität Wien führt diesen Test derzeit als einziges Spital in Österreich sowohl für interne als auch für externe Patientinnen durch.

Chemotherapie nicht immer notwendig
Jedes Jahr erkranken hierzulande etwa 5.200 Frauen an Brustkrebs. Für die Behandlung teilen die Brustkrebsexperten die Tumoren in verschiedene Subgruppen ein. Eine davon betrifft den sogenannten Hormonrezeptorstatus. Hormonrezeptor-positive Tumoren sind die häufigste Brustkrebsart. Ihr Wachstum wird durch das weibliche Sexualhormon Östrogen unterstützt. Standardtherapie bei dieser Tumorart ist die sogenannte antihormonelle Therapie. Die weitere Behandlung wurde bisher anhand von klinischen Parametern wie Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Alter und Hormonempfindlichkeit festgelegt. Um das Risiko für einen Rückfall zu vermindern, entschieden sich die behandelnden ÄrztInnen oft für eine mehrmonatige Chemotherapie mit all den damit einhergehenden Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Haarausfall, Übelkeit und andere. Dementsprechend kann es zu Einschränkungen der Lebensqualität dieser Patientinnen kommen. Wie man heute weiß, wäre diese Chemotherapie in manchen Fällen gar nicht notwendig gewesen, da die eine oder andere Patientin ohnehin ein niedriges Rückfallrisiko gehabt hätte.

Therapie an Tumoreigenschaften anpassen
Der Prosigna®-Test kann nun jene hormonrezeptor-positiven Patientinnen identifizieren, die ein Rückfallrisiko von weniger als zehn Prozent in den nächsten zehn Jahren haben. Diesen kann in der Regel eine Chemotherapie erspart werden. Dies trifft voraussichtlich auf etwa ein Drittel der Patientinnen zu. Neben der Prognose zum Rückfallrisiko liefert der Test weitere wertvolle Informationen über die Zusammensetzung des Tumors. Professor Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und des Brustgesundheitszentrums der Medizinischen Universität Wien: "Mit Hilfe des Tests können wir nun die Therapie noch genauer an die individuellen Tumoreigenschaften anpassen. Das bedeutet, dass wir zukünftig weniger Patientinnen der nebenwirkungsreichen Chemotherapie aussetzen müssen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir damit sogar die Therapiekosten senken können."

Klinische Parameter und Genexpressionstest ergeben Rückfallrisiko
"Auch mit dem Prosigna®-Test bleiben die klinischen Parameter nach wie vor wichtig, der Test kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Prognose anhand der klinischen Parameter allein unsicher ist", erläutert Professor Gnant. Dieser sogenannte multigenomische Test (mehrere Gene werden analysiert) wurde im Rahmen von großen Studien unter anderem an der Medizinischen Universität Wien untersucht und hat eine sehr hohe prognostische Genauigkeit bewiesen. Erst vor kurzem wurden die Daten durch eine neue Studie mit mehreren tausend Gewebsproben eindrucksvoll bestätigt.
Medizinische Universität Wien führt Test auch für andere Spitäler durch

Ein wichtiger Vorteil des von der US-Firma Nanostring Technologies entwickelten Gensignaturtests ist, dass er nicht in ein entferntes Speziallabor geschickt werden muss, sondern in heimischen Labors durchgeführt werden kann. Kleinste Gewebeproben reichen dafür vollkommen aus. In Wien werden die Tests vom Brustgesundheitszentrum des Comprehensive Cancer Centers Vienna am Klinischen Institut für Pathologie an der Medizinischen Universität Wien durchgeführt. Das Testergebnis liegt bereits nach wenigen Tagen vor und kann so zeitnah in die Therapieentscheidung einbezogen werden.

Die beiden Institute bieten an, diesen Test auch für externe Patientinnen und Kliniken durchzuführen, sodass österreichweit alle in Frage kommenden Patientinnen von den Ergebnissen profitieren können. Peter Dubsky, Koordinator des Tumorboards des AKH Wien:
"Genexpressionstests wie Prosigna® sind für die KollegInnen, die im Tumorboard gemeinsam über die Therapie einer Patientin beraten, mittlerweile wichtige Entscheidungshilfen. Wir sind froh, dass wir an der Medizinischen Universität Wien die Möglichkeit haben, diesen Test als eine der ersten Kliniken verwenden zu können. Damit sind wir in der Lage für eine große Gruppe an Patientinnen eine individuellere und genauere Therapieempfehlung zu erstellen."

Nanostring Technologies stellt Life Science-Tools für die translationale und die molekulare diagnostische Forschung zur Verfügung. Die Technologie von Nanostring ermöglicht eine große Bandbreite an Grundlagenforschung, translationaler Forschung und diagnostischer in vitro-Anwendungen. Die Produkte von Nanostring basieren auf einer neuen digitalen Strichkodierungstechnologie, die am Institute for Systems Biologie (ISB) in Seattle erfunden wurde. Die 2003 gegründete Firma brachte 2008 ihr erstes kommerzielles Produkt auf den Markt. 2013 wurde der Genexpressionstest Prosigna® eingeführt.

 

 

 

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