6.000 Anwälte bei Annual Conference
 der International Bar Association (IBA) in Wien

 

erstellt am
02. 10. 15
09:00 MEZ

Vom 4. bis 9. Oktober 2015 tagt die IBA im Austria Center Vienna. Die österreichische Anwaltschaft ist international stark vertreten, etwa in der Schiedsgerichtsbarkeit.
Wien (acv) - Von Bankrecht über Strafrecht bis zu Schiedsgerichtsverfahren – der Bogen der 200 Workshops und Sessions, bei denen Anwältinnen und Anwälte aus aller Welt an sechs Konferenztagen Best Practice Beispiele vorstellen, Erfahrungen austauschen und über mögliche Guidelines diskutieren, ist breit gefächert. Die jährliche Konferenz ist das Forum der IBA, des weltweit bedeutendsten Verbandes von Anwälten und Anwaltskammern, das wesentlich zur Rechtsentwicklung in aller Welt beiträgt: Rechtsvergleichend werden aktuelle Trends und neue Ansätze vorgestellt, die teilweise bereits praktiziert werden. So bekommen Themenbereiche einen „Schub“ und führen oft zu gesetzgeberischen Maßnahmen rund um den Globus. Dr. Michael Kutschera, Managing Partner der renommierten Wiener Kanzlei Binder Grösswang und Vorsitzender des Host Committees der IBA-Konferenz in Wien, sieht die IBA insbesondere im Wirtschaftsrecht als wesentlichen Impulsgeber bei der Rechtsentwicklung. „Vor 30 Jahren gab es z.B. nur in einigen Staaten, wie den USA ein Übernahmerecht. Von dort kam der Impuls zur Regelung in anderen Staaten nicht zuletzt über Anwälte. Durch die Berichte und Diskussionen im Rahmen von IBA-Konferenzen und dank der, von der IBA verfassten Best Practices, werden entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung des Rechts gesetzt“, so Kutschera.

Freie Anwaltschaft als Voraussetzung für unabhängige Gerichtsbarkeit
Eines der Leitthemen der diesjährigen Konferenz ist das Thema Grund- und Menschenrechte. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Flüchtlingssituation erfährt dieses Thema eine ganz besondere Bedeutung. Die IBA engagiert sich sehr für die Unabhängigkeit der Rechtspflege, da diese eine Grundvoraussetzung für den Rechtsstaat und die Freiheit der Bürger ist. „In den Augen der IBA – wie auch der Rechtsanwaltschaften – ist eine freie Anwaltschaft unabdingbar“, erklärt Dr. Kutschera. „Denn die Unabhängigkeit der Anwälte ist eine Voraussetzung für die Unabhängigkeit der Gerichte“. Dabei gilt es auch, klare Richtlinien für die Rolle von Nicht-Anwälten, die zunehmend in der Rechtsberatung und auch -vetretung tätig sind, zu finden. „Denn manche von ihnen gehören keinem freien Berufsstand an, wodurch ihre Unabhängigkeit nicht im gleichen Ausmaß gegeben ist und z.B. Interessenskonflikte nicht so streng geregelt sind“, so der Vorsitzende des Host Committees.

Auch die gesellschaftspolitische Verantwortung der Anwaltschaft ist Thema bei der IBA-Konferenz in Wien. Insbesondere große Kanzleien engagieren sich intensiv gemeinnützig – von der rechtlichen Betreuung von Museen und Asylwerbern bis zur Hilfe in Strafprozessen, wie etwa in den USA, wo Personen, die in der Todeszelle sitzen mit hohem Aufwand von prominenten Namen anwaltlich unterstützt werden. Dr. Kutschera sieht auch in Österreich ein zunehmendes Engagement seiner Zunft: “Corporate Social Responsibility wurde anfangs oftmals nur als Add-on-Marketingtool eingesetzt, dennoch haben sich in den letzten Jahren vermehrt Kanzleien sozialen Projekten aus Überzeugung gewidmet. Gerade in Zeiten wie diesen wird uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu handeln und zu unterstützen. Auch wir bei Binder Grösswang unterstützen z.B. im Moment Flüchtlinge in Österreich. Sowohl Mitarbeiter wie auch Partner sollen dazu animiert werden gemeinsam anzupacken“.

Starke und international ausgerichtete österreichische Anwaltschaft
Mit rund 6.100 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten ist die Dichte an Anwälten in Österreich – im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – niedrig. Dennoch arbeitet eine nennenswerte Zahl von österreichischen Kanzleien sehr international, was einerseits durch die geografische Lage und dem damit verbundenen Engagement in Südost- und Osteuropa, andererseits durch die guten Sprachkenntnisse, Studien und Praxiserfahrungen im Ausland belegt ist.

Österreichische Anwälte sind international auch besonders für ihr Know-How in der Schiedsgerichtsbarkeit bekannt. Besonders im südost- und osteuropäischen Kontext wählen viele Parteien Wien als neutrales Streitbeilegungsforum. Auch in den Bereichen M&A, im Banken- und Finanzrecht, sowie in der streitigen Gerichtsbarkeit arbeiten österreichische Kanzleien vielfach grenzüberschreitend und übernehmen dabei auch die Koordination von großen internationalen Angelegenheiten.

Wien bereits zum 2. Mal Austragungsort des IBA-Kongresses
Aufgrund der internationalen Ausrichtung der lokalen Anwaltschaft ist auch das Engagement von österreichischen Anwältinnen und Anwälten in der IBA hoch. Sie sind bei internationalen Kongressen meist überproportional vertreten. Die Austragung des prestigeträchtigen Jahreskongresses der IBA trägt diesem Engagement Rechnung: der Kongress findet - nach 1984 - zum zweiten Mal in Wien statt.

Über die IBA
Die International Bar Association (IBA) wurde 1947 gegründet und ist die weltweit führende Organisation und Vertretung für international tätige Anwälte und Anwaltskammern. Die IBA zählt aktuell mehr als 55.000 Anwältinnen und Anwälte, über 190 Rechtsanwaltskammern und diverse andere Group Member, die so genannte „Public and Professional Interest Division“, aus mehr als 160 Ländern zu ihren Mitgliedern. Der jährliche Hauptkongress der IBA findet im Herbst statt. Nach Tokio 2014 werden in Wien mehr als 6.000 Anwältinnen und Anwälte aus der ganzen Welt erwartet.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.acv.at

 

 

 

 

 

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