Österreichweit einzigartiges Autismus-
 Zentrum im Ambulatorium Sonnenschein eröffnet

 

erstellt am
02. 10. 15
09:00 MEZ

St. Pölten (nögus) - Im Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten wurde am 01.10. das erste Autismus-Zentrum Niederösterreichs für Kinder und deren Familien eröffnet. In Österreich gehen Studien davon aus, dass rund 1 Prozent der Bevölkerung bzw. rund 48.500 Kinder von Autismusspektrumstörungen betroffen sind, viermal mehr Buben als Mädchen. Autismus ist eine tiefgreifende angeborene und unheilbare Entwicklungsstörung des Gehirns, die sich in den ersten Lebensjahren zeigt. Sie äußert sich vor allem durch eine Beeinträchtigung der Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Als Begleiterscheinungen treten oftmals motorische, affektive und kognitive Störungen auf. Auf Grund der verschiedenen Ausprägungen werden mehrere Formen von Autismus unterschieden, z.B. frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom.

Auf Initiative des Landes Niederösterreich und der NÖ Gebietskrankenkasse wurde die Gründung eines Autismus-Kompetenzzentrums im Ambulatorium Sonnenschein beschlossen. Das Ambulatorium Sonnenschein wird vom Land Niederösterreich finanziert und hat Einzelverträge mit den wichtigsten Sozialversicherungsträgern. Daher müssen die Patienten bzw. deren Angehörigen keine Kosten tragen. Die Anmeldung erfolgt durch die Erziehungsberechtigten nach ärztlicher Zuweisung.

Das Ambulatorium Sonnenschein ist seit 20 Jahren ein wichtiger Partner des Landes Niederösterreich. LH-Stv. und NÖGUS-Vorsitzender Mag. Wolfgang Sobotka betont: "Mit dem Autismus-Zentrum schaffen wir eine zentrale Anlaufstelle für Familien mit autistischen Kindern. Ein kostenloses Angebot für eine chancenreiche Zukunft unserer Kinder. Durch Diagnose, Beratung und Therapie unter einem Dach finden die Familien professionelle Unterstützung, damit die jungen Patienten ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten entfalten und ein weitgehend selbstständiges Leben führen können."

Die NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK) ist seit Jahrzehnten Vorreiterin in Sachen seelischer Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich und arbeitet mit dem Ambulatorium Sonnenschein seit 20 Jahren zusammen. "Wir können mit der Gründung des neuen Autismuszentrums sicherstellen, dass autistische Kinder unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Familie genau jene Behandlung bekommen, die sie brauchen: Frühzeitig, intensiv und in hoher Qualität", erklärte NÖGKK-Obmannstellvertreter Ing. Norbert Fidler auf der Pressekonferenz. Fidler wies besonders auf die Wichtigkeit der sozialen und beruflichen Integration der Betroffenen hin: "Die Kinder sollen durch diese Therapie die bestmögliche Chance für ihre Zukunft erhalten."

Im Rahmen des Pilotprojektes werden anfänglich jährlich 40 autistische Kinder individuell therapiert, im Ausbau bis zu 100 Kinder aus dem Zentralraum Niederösterreichs. Für eine optimale Behandlung werden die Kinder und deren Familien über zwei bis drei Jahre, mehrmals pro Woche (30-40 Stunden) betreut und therapiert. Die Therapien finden aufsuchend zu Hause, in Kindergärten sowie ambulant im Autismus-Zentrum statt. Ein multiprofessionelles Team bestehend aus Psychologen, Logopäden, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten sichert mittels Einzel- und Gruppentrainings, mobile Betreuung sowie Elternberatung eine umfassende Diagnose, Beratung und Therapie.

"Je früher, individueller und intensiver die Therapie erfolgt, desto nachhaltiger sind die erzielten Erfolge hinsichtlich der kognitiven, sprachlichen und sozialen Entwicklung der Kinder. Ebenso wichtig ist die Einbindung der Eltern in die Therapie sowie deren Unterstützung und Entlastung in dieser herausfordernden Lebenssituation," betont Prim. Dr. Sonja Gobara, ärztliche Leiterin im Ambulatorium Sonnenschein.

Von Autismus betroffen ist der 12-jährige Sohn David von Frau Marianne Nagl: "Die Geburt eines autistischen Kindes stellt das Leben völlig auf den Kopf. Alles verändert sich grundlegend, der Alltag ist kräftezehrend und herausfordernd. Andererseits ist das Leben mit einem solchen Kind unheimlich bereichernd und eröffnet völlig neue Perspektiven. Ich bin froh, dass es in Niederösterreich eine Anlaufstelle geben wird, die kompetente Hilfe für die betroffenen Familien bietet."

 

 

 

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