CORA PONGRACZ

 

erstellt am
01. 10. 15
09:00 MEZ

OstLicht. Galerie für Fotografie zeigt von 02.10. - 21.11.2015 "Österreichische Avantgarde der 1970er" in der
Wien (ostlicht) - Hundertwasser in der Hängematte, Muehl in Aktion, Rainer beim Grimassieren - Cora Pongracz hat nahezu alle vor der Kamera gehabt, die in der österreichischen Kunstszene der späteren Nachkriegszeit Rang und Namen hatten. Die 1943 geborene Künstlerin war nicht nur eine der wichtigsten Chronistinnen der Epoche, sondern war selbst Teil der Avantgarde-Zirkel der Zeit. Anfang 2015, zwölf Jahre nach Pongracz' Tod, konnte ihr gesamter fotografischer Nachlass von der Fotosammlung OstLicht erworben und so vor der Zerschlagung bewahrt werden. In aufwendigen Neuabzügen präsentiert die Fotogalerie OstLicht nun eine Auswahl von 120 Motiven aus dem Pongracz-Nachlass, darunter auch bislang unbekannte Aufnahmen - ein einzigartiges Zeitporträt und ein Einblick in das Werk einer faszinierenden Künstlerin.

Der fotografische Nachlass von Cora Pongracz (1943-2003) umfasst rund 42.000 Negative und 1.100 Abzüge. Sichtung, Ordnung, Katalogisierung und Archivierung des Materials nahmen Monate in Anspruch. Nach Abschluss dieses Prozesses zeigt die Fotogalerie OstLicht nun eine konzentrierte Auswahl an Aufnahmen aus den siebziger Jahren, der fruchtbarsten Zeit der Fotografin in Wien. Cora Pongracz dokumentierte etwa Aktionen von Otto Muehl, fotografierte Arnulf Rainer in drei Werkphasen (Face-Farces, Körperposen, Kooperation mit Dieter Roth), porträtierte Hundertwasser in Venedig, Nitsch in Prinzendorf, Joe Berger am Filmset oder begleitete Franz Ringel auf diversen Unternehmungen im Freundeskreis. Durch ihren Ehemann Reinhard Priessnitz war der Kontakt zu vielen österreichischen Literaten - etwa im Umkreis der Grazer Autoren Versammlung und der edition neuer texte - gegeben, die ihre Autorenporträts von Pongracz fotografieren ließen.

Außerdem arbeitete die Künstlerin in konzeptuellen Serien an einer Hinterfragung der fotografischen Personen-Repräsentation. So kombinierte sie in "8 erweiterte portraits - Frauen in Wien" (1974) jeweils zwei Bildnisse mit Aufnahmen von Sujets, die ihr die Porträtierten nannten, wie etwa Lieblingsorte, Lebenspartner oder Gegenstände von individuell besonderer Bedeutung; die assoziativen Erweiterungen entsprangen also den Modellen selbst, gleichwohl gefiltert durch Blick und Apparat der Fotografin. In den "verwechslungen" (1978) befasste sich Pongracz mit weiteren Facetten der Selbstdarstellung. Die ironische Haltung der Porträtierten entfaltet dabei eine Fülle von Nuancen: Von übertriebener Inszenierung und schelmisch gebrochener Seriosität über die professionelle Eitelkeit des Schauspielers bis zum bemerkenswerten Ernst von Kindern im Spiel. Auch hier zeigt sich die vorausweisende Qualität ihrer Arbeit, die Aspekte aufgreift, die die Praxis und Diskurse der zeitgenössischen Kunst noch lange prägen sollten: Identität und Performativität.

Sämtliche Fotografien stehen als Silbergelatineabzüge von den Originalnegativen in einer limitierten Auflage von je fünf zum Verkauf. Preise von 650 bis 1.200 Euro, Serien bis 3.500 Euro. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Judith Reisinger, reisinger@ostlicht.at.

Zur Ausstellung erscheint im Brandstätter Verlag eine Publikation zum fotografischen Gesamtwerk von Cora Pongracz, herausgegeben von Peter Coeln. Die Ergebnisse der Aufarbeitung des Nachlasses, sowie daraus gewonnene neue Erkenntnisse zu den Arbeitszusammenhängen von Pongracz werden von Marie Röbl, Kunsthistorikerin und Leiterin der Fotosammlung OstLicht, vorgestellt. Ein umfangreicher Bildteil gibt einen repräsentativen Überblick über alle Werkphasen. Das Buch bietet erstmals eine aussagekräftige Biografie und eine umfassende Bibliografie der Künstlerin.

Cora Pongracz, geb. 1943 in Buenos Aires in der Emigration; 1948 Rückkehr der Familie nach Wien; 1958 Umzug nach Frankfurt; 1961-64 Ausbildung zur Fotografin in München; 1965 Deutscher Jugendfotopreis für "Spiel mit dem Tuch"; lebt 1966-69 in London und unternimmt ausgedehnte Reisen; ab 1967 Publikationen in dt. Tageszeitungen; ab 1968 erscheinen vier Reiseführer mit ihren Bildern im Verlag J. Cape, London; lebt ab 1969 (wieder) in Wien; bis in die 1980er zahlreiche Ausstellungen, fünf davon allein in der Galerie nächst St. Stephan; 3 monografische Kataloge neben Publikationsbeiträgen in Anthologien und Zeitschriften; 1974 Heirat mit Reinhard Priessnitz; 1992 Aufnahme im Maimonideszentrum, wo sie weiterhin fotografiert; 2000 Österreichischer Würdigungspreis für künstlerische Fotografie; Retrospektive in der Galerie am Taxispalais, Innsbruck mit Katalog des Fotohof Salzburg; stirbt 2003 überraschend in Wien.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.ostlicht.at

 

 

 

 

 

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