Land Kärnten und Deutschsprachige Gemeinschaft
 Belgiens vereinbaren Zusammenarbeit

 

erstellt am
08. 10. 15
09:00 MEZ

Besuch belgischer Delegation gipfelt in Unterzeichnung eines Rahmenvertrages zur Kooperation mit Kärnten - Man könne viel voneinander lernen - Gemeinsam gegen investitionshemmende Maßnahmen auf EU-Ebene (Maastricht).
Eupen/Klagenfurt (LPD). Die Unterzeichnung eines Rahmenabkommens über die Entwicklung einer Zusammenarbeit zwischen dem Land Kärnten und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens war am 07.10. der vorläufige Höhepunkt des zweitägigen Besuchs einer belgischen Delegation. Man habe viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Herausforderungen erkannt, und werde künftig die Synergien noch besser zu nutzen wissen, waren sich die Gesprächspartner einig. Kooperationen beziehungsweise Austausch soll es vor allem in den Bereichen der Kleinkindbetreuung, der Vermittlung von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt, der Nutzung erneuerbarerer Energien aber auch zu wirtschaftlichen und touristischen Themen geben. Zur feierlichen Unterzeichnung im Medienraum der Kärntner Landesregierung waren LH Peter Kaiser samt Regierungskollegen LR Christian Benger und LR Rolf Holub sowie der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gesellschaft Belgiens, Oliver Paasch, Parlamentspräsident Karl-Heinz Lambertz, seines Zeichens auch Vizepräsident des Ausschusses der Regionen in der EU, der Minister für Familie, Gesundheit und Soziales, Antonios Antoniadis, sowie Anna Quadflieg, die Leiterin des Fachbereichs Außenbeziehungen im Ministerium, gekommen.

Als konkretes Beispiel einer künftigen Zusammenarbeit strich Kaiser den geplanten Schüler- und Lehrlingsaustausch im Bereich der Kleinkindbetreuerausbildung hervor. „Wir können hier sehr viel von den Stärken unserer Freunde lernen“, ist er sich sicher. Von der Vorbildfunktion der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in diesem Bereich konnte sich eine Kärntner Delegation schon bei einem vorangegangenen Besuch ein Bild machen. Aber auch auf politischer Seite habe man in den intensiven Gesprächen gemeinsame Interessen zweier gesetzgebender Regionen Europas erkannt. Einig sei man sich beispielsweise auch was ein notwendiges Vorgehen auf EU-Ebene gegen investitionshemmende Maßnahmen - Stichwort Maastrichtkriterien - betrifft.

Benger dankte Paasch, Lambertz und Antoniadis für das Interesse an einer künftigen intensiven Zusammenarbeit. Bei seinen Gesprächen seien Kooperation im Bereich der Wirtschaft, Kultur und im Tourismus ebenso thematisiert worden wie die Brückenkopffunktion Kärntens im Alpe-Adria Raum bzw. des kleinsten belgischen Bundeslandes mit seinen Nachbarn. Im Bereich der Kulturzusammenarbeit wurde ein wissenschaftliches Forschungsprojekt mit dem Landesarchiv zum Thema Volksabstimmung vereinbart. Klare Vorstellungen hat Benger auch in Bezug auf den Tourismusaustausch. „Derzeit besuchen 55.000 Belgier jährlich Kärnten. Mein Zielsetzung lautet: 155.000 sollen es sein, die unsere Südlichkeit und Angebote kennen lernen sollen“, so der Tourismusreferent.

Umweltreferent Rolf Holub meinte, dass ein Kritikpunk an Europa der überbordende Zentralismus sei. „Wir in Kärnten sind regional und freuen uns über eine künftige Zusammenarbeit, insbesondere im Energiebereich." Als ENCORE-Präsident (Environmental Conference of the Regions of Europe) werde er in Kürze nach Brüssel zu den „Open Days“ der europäischen Städte und Regionen reisen. Die nächste große europäische Umweltschutzkonferenz regionaler Ministerinnen und Minister für Umwelt und Nachhaltigkeit, an der 118 Regionen teilnehmen, werde am 23. September 2016 in Pörtschach stattfinden.

Paasch bedankte sich für die Gastfreundschaft. „Als kleinstes Bundesland Belgiens sind wir zwar mit den anderen vier gleichgestellt, aber in vielen Bereichen stark auf internationale Zusammenarbeit angewiesen“, betonte er. Viele Regionen Europas sehen sich mit denselben Herausforderungen konfrontiert – Netzwerkarbeit mache daher auch Sinn. Gerade die Arbeit die Kärnten im Bereich der Integration schwer vermittelbarer Jugendlicher in die Arbeitswelt leiste, sei für ihn und seine Kollegen sehr inspirierend.

„Wir sind Plattformen und verkörpern die Vielfalt Europas“, sagte Lambertz. Als Präsident des Ausschusses der Regionen läge ihm die enge Zusammenarbeit besonders am Herzen. „Europa kann nur wieder zu einer Erfolgsgeschichte werden, wenn es uns gelingt, die Menschen dazu zu bringen Europa zu akzeptieren“, sagte er und betonte: „An diesem Wandel können wir maßgeblich mitarbeiten.“

Komplimente für das Klinikum Klagenfurt aber auch für vorbildliche Betreuungseinrichtungen wie die Kindertagesstätte KELAG-Energiebündel gab es von Antoniadis. „Auch in den Bereichen der Gesundheitsprävention und der häuslichen Pflege von Senioren können wir einiges von Kärnten lernen“, war der Minister für Familie, Gesundheit und Soziales voll des Lobes für Kärnten.

Das Kärntner Regierungskollegium war bemüht darum, den Gästen Einblick in so viele Bereich wie möglich zu verschaffen. So stand beispielsweise bereits Dienstag am Abend ein gemeinsamer Besuch im Museum Moderner Kunst Kärnten am Programm. Der Landeshauptmann informierte über das Burggebäude persönlich. Museums Direktorin Christine Wetzlinger-Grundnig stellte das Museum und seine Aktivitäten, das Zentraldepot und die Burgkapelle den Gästen näher vor. Den Abschluss bildete eine Führung durch die aktuelle Ausstellung „So gut wie nichts“. Der Künstler Wolfgang Walkensteiner nahm sie persönlich vor. Nach den intensiven Gesprächen am Vormittag und der Unterzeichnung des gemeinsamen Abkommens folgte am Nachmittag die Besichtigung des Klagenfurter Lakeside Parks. Hier soll dann im Rahmen der Veranstaltung „Eröffnung B11 und 10 Jahre Lakeside Park“ auch ein Dialog zum Thema „Europa der Regionen: Vereinigte Staaten von Europa“ mit Parlamentspräsident Lambertz und Landeshauptmann Kaiser, die beide Mitglieder im Ausschuss der Regionen (AdR) der EU sind, stattfinden.

 

 

 

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