Johanna Kandl. Konkrete Kunst.

 

erstellt am
23. 10. 15
09:00 MEZ

Von 9.10.2015 – 31.1.2016 im Essl Museum Klosterneuburg
Klosterneuburg (essl museum) - Unter dem Titel Konkrete Kunst zeigt das Essl Museum ab 9. Oktober 2015 eine Personale der Künstlerin Johanna Kandl. Zu sehen sind überwiegend neue Arbeiten aus dem Atelier, Kurator der Ausstellung ist Günther Oberhollenzer. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit Fragen der Malerei und gesell- schaftlichen Themen, insbesondere mit Ökonomie und Kapitalismus. Ihrer Malerei geht eine intensive Recherchearbeit voraus, oft in Zusammenarbeit mit ihrem Mann, dem Künstler Helmut Kandl. Johanna Kandl interessiert sich für das Konkrete, das Detail, das Genaue. "In der Malerei mache ich Dinge deutlicher - so, wie wenn man davon sprechen würde", betont die Künstlerin.

In ihren aktuellen Arbeiten geht sie der Malerei buchstäblich auf den Grund und untersucht deren Ausgangsmaterialien wie Terpentin, Gummi arabicum, Mastix, Perlleim oder Leinöl auf ihre Stofflichkeit und Herstellung hin. Kandl legt dabei globale wirtschaftliche und kulturgeschichtliche Zusammenhänge offen, thematisiert die Produktionsbedingungen und die Menschen dahinter, aber auch die Geschichte des Materials. Die Arbeit an diesem Thema führte die Künstlerin unter anderem zu den Terpentinbäumen (Pinus nigra austriaca) ins Wiener Becken, zum Gebiet des Mastixanbaus auf der griechischen Insel Chios und zu afrikanischen Anbaugebieten des Gummiarabikumbaumes (Senegal-Akazie).

Die einfachen, oft poetischen Erzählungen über das Material vermitteln vieles über Ökonomie, Geschichte und Politik - wie es z. B. die Beschäftigung mit dem Material Gummi arabicum vor Augen führt, so Johanna Kandl. Gummi arabicum etwa ist eine unverzichtbare Ingredienz für Coca Cola.

Das Interesse an den stofflichen Bestandteilen der Malerei hat auch autobiografische Hintergründe: Johanna Kandl wuchs als Kind in der Farbenhandlung ihrer Eltern in Wien Floridsdorf auf. Unweit davon befindet sich heute ihr Wiener Atelier.

Neben neuen Arbeiten sind auch Malereien früherer Schaffensphasen zu sehen, in denen sich Kandl mit Markt und Ökonomie auseinandersetzt. Immer wieder erzählt die Künstlerin über das Leben der kleinen Händler, zeigt kleinstädtische Märkte und Geschäfte und verknüpft diese mit weltökonomischen Fragestellungen. Kandl ist auch eine engagierte Videokünstlerin. Eine Reihe von ironisch-kritischen Videoarbeiten, die sie zusammen mit ihrem Mann Helmut konzipiert hat, bereichert die Ausstellung.

Johanna Kandl (geb. 1954, Wien)
Die in Berlin und Wien lebende Künstlerin nimmt eine singuläre Position in der gegen- ständlichen Malerei Österreichs ein. Im Gegensatz zu vielen anderen zeitgenössischen MalerInnen, die auf von Massenmedien produzierte Bilder zurückgreifen und diese bearbeiten, setzt sich Kandl mit gesellschaftlichen Begebenheiten auseinander, die sie selbst erfahren hat. Ob kleinstädtische Märkte, prekäre Arbeitsverhältnisse oder die Anbaugebiete für Terpentin und Gummi arabicum: die auf Reisen gemachten Eindrücke verwandelt Kandl in eine farbenfrohe Malerei mit stark konsumkritischer Botschaft.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.essl.museum

 

 

 

 

 

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