"Postcards from Europe 10/15"

 

erstellt am
23. 10. 15
09:00 MEZ

Kunst Haus Wien: Neue Ausstellung von Eva Leitolf in der Galerie widmet sich dem Thema Migration in Fotos und Texten
Wien (rk) - Das Kunst Haus Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, zeigt ab heute die Serie "Postcards from Europe 10/15" der Künstlerin Eva Leitolf. Seit 2006 dokumentiert die Künstlerin in Bild und Text jene Orte, an denen sich das Thema Migration in konkreten Konflikten auf individueller Ebene manifestiert. Ihre Serie "Postcards from Europe" ist als offenes Archiv angelegt, das nicht nur zahllose Fälle von Gewalt aufzeigt, sondern die Fotografie auch ins Zentrum eines Diskurses über die mediale Konstruktion von Gesellschaft stellt.

Eindrückliche Darstellung von Konflikten
Ihr im Jahr 2006 begonnenes Projekt "Postcards from Europe" versammelt Fotografien und Texte zu unterschiedlichsten Konfliktfällen vor dem Hintergrund globaler Migration. Leitolfs Interesse am Umgang mit Flüchtlingen an den Außengrenzen und innerhalb der Europäischen Union - in Spanien und Marokko, in Süditalien, Ungarn, in den Hafenstädten Dover und Calais sowie in Deutschland und Österreich - gilt dabei Momenten abseits der Berichterstattung, wie wir sie aus den Medien kennen. Zwar bildet die Künstlerin fotografisch jene Orte ab, an denen sich Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalttaten ereignet haben, doch zeigen Eva Leitolfs Fotografien diese Orte menschenleer und teilweise sogar frei von jeglicher Zivilisation. Die damit geradezu "ereignislose" Fotografie begleitet je Bild ein nüchterner Text, der den konkreten Tatbestand schildert. Erst im Zuge des Lesens wird deutlich, weshalb der fotografierte Ort überhaupt bildwürdig wurde.

Protokoll über Krieg, Flucht und Asyl
Eva Leitolfs künstlerisches Verfahren unterwandert damit das seit den Anfängen der Fotografie bekannte Beharren auf die weltumspannende Allgemeinverständlichkeit des Mediums - ohne jegliche Vorbildung. In Frage gestellt sind damit die dem Medium zugeschriebene Objektivität sowie der Glaube daran, die Fotografie gebe auch sicher Informationen wieder, die kein weiteres Wissen über ihren Entstehungszusammenhang benötigt. In Frage gestellt sind damit zudem die gängigen Regeln und Formalisierungen der medialen Berichterstattung zum konkreten und momentan allgegenwärtigen Thema des Schicksals von Flüchtlingen.

Leitolf verweigert sich konsequent dem Schock, den Bilder von Gewalt auslösen können, und verfolgt stattdessen eine Fotografie, die den medialen Regeln entkommt. Eva Leitolfs Fotografien erhalten ihre Bedeutung gerade dadurch, dass sie sich einer einfachen Moral, Parteinahme und Verwertung entziehen.

Die begleitenden Texte zu den Fotografien sind Ergebnisse von Eva Leitolfs Recherchen, wobei die Künstlerin auf unterschiedlichste Quellen zugreift: dem Studium von Nachrichten und Polizeiakten, ihren Gesprächen mit MigrantInnen, Opfern, VertreterInnen von Hilfsorganisationen und Ansässigen vor Ort. Die im Stil sachlich knapper Schilderung formulierten Textprotokolle bedienen, gleich den Fotografien, ebenso wenig den Affekt des Entsetzens angesichts unwürdiger und asozialer Verhältnisse oder unmenschlicher Ereignisse im Kontext von Krieg, Flucht und Asyl. Sie beschreiben vielmehr Verhalten, Strukturen und Verfahren als Ursache und Bedingung des konkreten Konflikts.

Über die Künstlerin
Eva Leitolf studierte an der Universität GH Essen und am California Institute of the Arts. Ihre Arbeiten, u. a. die zwischen 1992 und 2008 entstandene Serie "Deutsche Bilder - eine Spurensuche", "Rostock Ritz" (2004) und "Postcards from Europe" (seit 2006) wurden mit renommierten Preisen und Stipendien, wie das der Villa Massimo, ausgezeichnet und waren Gegenstand zahlreicher Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.

Weitere Informationen: http://www.evaleitolf.de

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kunsthauswien.com

 

 

 

 

 

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