Geraubte Güter: Uni Graz restituiert
 von Nazis "beschaffte" Bücher

 

erstellt am
02. 11. 15
10:00 MEZ

Graz (universität) - In der NS-Zeit wurden aus rassischen und ideologischen Gründen verfolgte BürgerInnen und Institutionen ihrer Besitztümer beraubt. Dadurch gelangten nicht nur wertvolle Gemälde in andere Hände, auch Bücher und ganze Bibliotheken wechselten auf verschiedenen illegalen Wegen den Besitz. Über Dublettentausch, Geschenke oder Antiquariatskäufe erwarb die Grazer Universitätsbibliothek ebenfalls zahlreiche enteignete Kulturgüter. Ein von den Vizerektoren Martin Polaschek und Peter Scherrer eigens initiiertes und finanziertes Forschungsprojekt durchsucht die Buchbestände nach Nazi-Raubgut, um sie an die Nachfahren der rechtmäßigen EigentümerInnen zu restituieren.

„Die Provenienzforschung liegt uns sehr am Herzen. Wir wollen damit einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung leisten und unrechtmäßig in unseren Bestand geratene Werke so schnell wie möglich wieder zurückgeben“, betont Rektorin Christa Neuper.

Zu diesem Zweck haben Dr. Birgit Scholz und Dr. Markus Helmut Lenhart seit September 2011 die Erwerbungen der Hauptbibliothek der Jahre 1938 bis 1945 sowie alle bis inklusive 1945 erschienenen Bücher von sieben ausgewählten Institutsbibliotheken genau unter die Lupe genommen. „Bisher konnten 120 Bände zurückgegeben werden. Weitere 63 wurden der Bibliothek als Geschenk überlassen“, ziehen die ForscherInnen Bilanz. In zahlreichen Fällen konnten noch keine Nachfahren ausgeforscht werden beziehungsweise laufen die Recherchen, ob es sich tatsächlich um Raubgut handelt. Das Projekt wird daher bis 2017 fortgesetzt.

Einen Überblick über die bisher erfolgten Restitutionen ? unter anderem an die Nachfahren des Nobelpreisträgers Otto Loewi und der ersten steirischen Nationalratsabgeordneten Martha Tausk ? sowie über den institutionalisierten nationalsozialistischen Buchraub geben Scholz und Lenhart am 4. November 2015 ab 15 Uhr im großen Lesesaal der Karl-Franzens-Universität. Ebenfalls referieren wird in diesem Rahmen der österreichische Historiker Dr. Winfried R. Garscha, Ko-Leiter der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, über den Volksgerichtsprozess gegen Adolf Hitler im Jahr 1952. Im Anschluss stehen die Vortragenden für Fragen zur Verfügung.

 

 

 

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