Anschober: Skandal um Sicherheit
 in tschechischen AKWs!

 

erstellt am
06. 11. 15
11:00 MEZ

Chefin der Atomaufsichtsbehörde gesteht Verfehlungen ein
Linz (lk) - „Ich habe mir nicht gedacht, dass solch ein Schlendrian in Tschechien möglich ist“, gestand Dana Drábová, Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde, am 04.11. in einem Interview in der Tageszeitung „Lidové noviny“. Es geht um die Sicherheitslücke, die während der Abschaltung von drei Blöcken im AKW Dukovaný zur Reparatur von Schweißnähten ans Licht gekommen ist. Denn eine der defekten Schweißnähte müsste laut den internen Aufzeichnungen intakt sein: „Diese Schweißstelle wurde vor einem halben Jahr repariert. Seltsam war dabei die Tatsache, dass zu dieser Schweißnaht ein ordnungsgemäßes Röntgen-Foto vorhanden war. Logisch interessiert man sich dann dafür, wie dieses Foto zustande gekommen ist“, so Drábová im Interview. Sie deutet damit an, dass die Reparatur damals vielleicht gar nicht durchgeführt wurde, es sich also um eine gefälschte Röntgenaufnahme handeln könnte. Die Ursache für das womöglich gefälschte Kontrollbild sieht sie darin, dass die technischen Kontrollen an eine externe Firma ausgelagert sind. „CEZ hat das mit dem Outsourcing übertrieben“, sagt Drábová im Gespräch mit der Zeitung. In tschechischen AKWs werden Arbeitsschritte zur Sicherheitskontrolle an Fremdfirmen vergeben – gerade im sensiblen Atombereich sind solche Fremdvergaben aber höchst fraglich.

Oberösterreichs Landesrat Rudi Anschober: "Nun gesteht sogar die Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde ein, dass sie solch unhaltbare Zustände bei den Sicherheitskontrollen der AKWs nicht erwartet hätte. Seit Monaten appelliere ich an Bundesminister Rupprechter, eine internationale Expertenkommission zum Gesamtcheck der tschechischen Atomkraftwerke einzusetzen. Auch bei bilateralen Gesprächen zwischen Österreich und Tschechien muss das Thema Sicherheit in AKWs weitaus kritischer hinterfragt und vorgelegte Dokumente umfassend geprüft werden.“

Brisant in diesem Zusammenhang: Für den bereits 30 Jahre alten ersten Block in Dukovaný ist eine Laufzeitverlängerung für mindestens weitere zehn Jahre geplant. Die Genehmigung ist von der tschechischen Aufsichtsbehörde zu erteilen – wohl auch der Grund für die aktuelle Prüfung, die schier unfassbares zu Tage brachte. „Es darf zu keiner automatischen Laufzeitverlängerung kommen. Darum fordere ich erneut eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung, um die massiven Sicherheitsdefizite umfassend zu klären“, so Landesrat Anschober abschließend.

 

 

 

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