Kärnten: "Gold" für Univ. Prof. Glaser

 

erstellt am
13. 11. 15
11:00 MEZ

Univ. Prof. Dr. Franz Glaser erhielt das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten – LH Kaiser: Forscher Glaser hat dem Land viel Reputation gebracht und wurde ein Botschafter des Landes
Klagenfurt (lpd) - Der international bekannte Archäologe Universitätsprofessor Dr. Franz Glaser wurde am 12.11. im Rahmen einer Festveranstaltung zu seinem 65. Geburtstag von Seiten des Landes geehrt. Im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung erhielt Glaser das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten, das ihm Landeshauptmann Peter Kaiser gemeinsam mit LAbg. Markus Malle als Vertreter von Kulturreferent LR Christian Benger überreichten.

Der Landeshauptmann würdigte das beeindruckende, von Elan und Akribie getragene Forscherleben von Franz Glaser, dem viele neue Erkenntnisse gelungen sind. Glaser habe immer sein Wissen weitergegeben und damit darauf geachtet, dass Wissen Teil der Gesellschaft bleibe. Glaser habe dem Land viel Reputation gebracht, auch seine musealen Präsentationen seien mit Teurnia, dem Hemmaberg und Molzbichl untrennbar verbunden. „Sie wurden ein Botschafter Kärntens, weil sie den Alpen-Adria-Raum miteinbezogen haben und über die Geschichte mit den Nachbarn Gemeinsames zusammengeführt haben“, sagte der Landeshauptmann. Die Auszeichnung sei mehr als verdient, dankte Kaiser namens des Landes und wünschte Glaser weiterhin alles Gute.

Auch LAbg. Markus Malle (in Vertretung von Kulturreferent LR Christian Benger) dankte Glaser, der eine Koryphäe auf dem Gebiet der Archäologie sei. Archäologie sei seine Berufung, sein Lebensinhalt, dafür gebühre ihm der Dank des Landes, so Malle.

Die gebürtige Klagenfurterin und Direktorin des Archäologischen Instituts in Wien, Sabine Ladstätter, war einst Schülerin von Glaser und arbeitete mit ihm am Hemmaberg. Sie hielt einen persönlichen, mit Humor gewürzten Rückblick auf den Geehrten und kennzeichnete kurz dessen Lebensphilosophie. Glaser habe nach Forschungen in Griechenland in Kärnten einen Neuanfang gemacht und wurde zum internationalen Experten im Bereich der spätantiken und frühchristlichen Archäologie sowie des Frühmittelalters.

Glaser könne auf zahlreiche Publikationen, Mitgliedschaften und Ehrungen verweisen, er sei unermüdlich aktiv, verlässlich und ein großes Vorbild. Für ihn galt immer das Streben nach Erkenntnis, das wissenschaftliche Ethos, Inhalt und Qualität zählten für ihn, niemals die Selbstdarstellung. Er habe die Archäologie weitergebracht, es sei ihm gelungen, das archäologische Bewusstsein zu schärfen und vieles sichtbar zu machen und er werde auch weiterhin gebraucht, betonte Ladstätter.

Kurze Dankesworte sprach auch Museumsdirektor Thomas Jerger. Universitätsprofessor Walter Pohl befasste sich in seinem Festvortrag mit dem Thema „Völkerwanderung – Migration vor 1.500 Jahren und ihre Folgen“. Für die musikalische Umrahmung sorgten Schülerinnen und Schüler der Musikschule Klagenfurt.

Univ.-Prof. Dr. Franz Glaser maturierte 1969 am Akademischen Gymnasium Linz, studierte Klassische Archäologie und Antike Numismatik an der Universität Wien (1970-1976) und erhielt ein Begabtenstipendium. Auslandsstipendien des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung führten ihn insgesamt zwei Jahre nach Athen und Rom. Seit 1976 arbeitet Franz Glaser am Landesmuseum für Kärnten und ist Leiter der Abteilung für Provinzialrömische Archäologie und Antike Numismatik, seit 2008 auch stellvertretender Direktor. Die Schwerpunkte seiner Ausgrabungstätigkeit liegen in der römischen Stadt Teurnia, in der Straßenstation Iuenna und auf dem Hemmaberg sowie in Molzbichl. Bei den Forschungsgrabungen war es ihm stets ein Anliegen, geschichtliche Fragen zu klären, die nicht durch schriftliche Quellen zu erhellen sind. So gelang es ihm aufgrund theoretischer Überlegungen und praktischer Beobachtung im Gelände die Bischofskirche der spätantiken Provinzhauptstadt Teurnia entgegen den bisherigen Thesen zu entdecken. Diese Entdeckung wird in der „Chronik Österreichs 1985“ neben der Wiedereröffnung der Oper in Graz und der Ausstellung „Traum und Wirklichkeit“ in Wien zu den drei bedeutenden kulturellen Ereignissen des Jahres gerechnet.

Die Ergebnisse der archäologischen Forschungen hat Glaser auch für ein breites Publikum in anschaulicher Weise aufbereitet und in den Konzepten für die neuen Museen in Teurnia/St. Peter in Holz, in Globasnitz und in Molzbichl sowie für Sonderausstellungen des Landesmuseums verwirklicht. Für das frühchristliche Pilgerheiligtum auf dem Hemmaberg arbeitete er die Pläne aus und engagierte sich für die Errichtung eines Schutzbaus über der ältesten Bischofkirche Österreichs in Teurnia. Für den Förderverein „Rudolfinum“ des Landesmuseums führte er viele Tagesfahrten und Studienreisen zu verschiedenen Themen durch.

Dr. Franz Glaser übt seit 1984 Lehrtätigkeit an österreichischen Universitäten (Wien, Graz, Klagenfurt, nnsbruck, Salzburg) aus, 1989 habilitierte er sich für das Fach „Klassische Archäologie“ an der Universität Innsbruck und übernahm mehrere Gastprofessuren in Graz, Wien und Klagenfurt. An Universitäten in Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien hielt er Vorträge ebenso wie bei zahlreichen internationalen Tagungen im In- und Ausland. Im Jahr 1993 wurde er als Mitglied in die Kommission zur archäologischen Erforschung der Alpen- und Donauländer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und in die Kommission für Frühmittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Jahr 2009 wurde er vom Bundesministerium in den wissenschaftlichen Beirat des Österreichischen Archäologischen Institutes bestellt und 2011 zu dessen Wirklichem Mitglied ernannt.

Im Anschluss an die Festveranstaltung folgte der Empfang des Landeshauptmanns. Durch das Programm führte Igor Pucker. Unter den vielen Gästen waren auch Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl, Naturwissenschafter Helmut Zwander, Museumsleiter Heimo Schinnerl, der frühere Landesmuseumsdirektor Erich Wappis, Bürgermeister Bernard Sadovnik, Altbürgermeister Paul Robin, Volksgruppenvertreter Marjan Sturm, LAbg. a.D. Rudolf Schretter, Elisabeth Scheucher vom Hilfswerk und Bischofsvikar Olaf Colerus-Geldern.

 

 

 

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