Zum Tod von Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt

 

erstellt am
11. 11. 15
11:00 MEZ

Pressestatement von Bundeskanzlerin Angela Merkel
vom 10. November 2015 in Berlin im Bundeskanzleramt

Meine Damen und Herren,

ich bin wie heute viele Menschen in Deutschland sehr traurig über die Nachricht, die uns aus Hamburg erreicht hat, die Nachricht vom Tode von Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Ich denke in diesen Stunden vor allem an seine Lebensgefährtin und seine Tochter. Beiden gilt mein tiefes Mitgefühl. Ich wünsche Ihnen Kraft, und ich wünsche Ihnen, dass sie Trost finden mögen in der Erinnerung an Helmut Schmidts langes und gut gelebtes Leben.

Den Deutschen über Hamburg hinaus wurde Helmut Schmidt 1962 ein Begriff - in den Stunden der höchsten Not seiner geliebten Heimatstadt. Während der Sturmflut handelte er als Innensenator entschlossen und mit der Gabe zur Improvisation. Ich weiß noch ganz genau, wie ich damals als kleines Mädchen und natürlich auch meine Eltern in der DDR buchstäblich am Radio hingen, weil wir uns unglaubliche Sorgen um unsere Großmutter und unsere Tante in Hamburg machten, und wie wir gerade Helmut Schmidt vertrauten, dass er die Lage in den Griff bekommen wird. Das ist meine erste starke, meine ganz persönliche Erinnerung an Helmut Schmidt. Von da an schätzten die Deutschen diesen Politiker mit seiner hanseatischen schnörkellosen Sprache und seiner natürlichen Autorität.

Heute können wir sagen: Aus der Wertschätzung, aus dem Respekt ist mit den Jahrzehnten eine tiefe Zuneigung zu unserem Altbundeskanzler geworden. Uns imponierte seine persönliche Bescheidenheit genauso wie sein Pflichtbewusstsein. Helmut Schmidt war eine politische Institution dieser Bundesrepublik. Er war auch für mich eine Instanz – einer, dessen Rat und Urteil mir etwas bedeuteten. Zuletzt vor gut einem Jahr habe ich ihn zu einem längeren Gespräch in seinem Wohnhaus in Hamburg besuchen dürfen. Das werde ich nicht vergessen.

Dem Bundeskanzler Helmut Schmidt, der das Amt von 1974 bis 1982 bekleidete, verdanken wir viel. Seine Standfestigkeit hat uns geholfen, die schweren Prüfungen des internationalen und des deutschen Terrorismus der 70-er Jahre zu bestehen. Wichtige Anstöße, die Helmut Schmidt der internationalen Politik damals gab, wirken bis heute fort: sein Einsatz in der Debatte um den Nato-Doppelbeschluss, sein Einsatz für das europäische Währungssystem, für eine vertiefte europäische Integration überhaupt - eine Forderung, die ihre Gültigkeit nicht verloren hat.

Wann immer sich heute Staats- und Regierungschefs zu einem G7- oder G20-Gipfel treffen, sei daran erinnert, dass vor genau 40 Jahren Bundeskanzler Helmut Schmidt zusammen mit Frankreichs Präsident Giscard d’Estaing zum ersten Weltwirtschaftsgipfel eingeladen hat. Wir gedenken heute also auch eines der Väter der Gipfeldiplomatie.

Ich stehe heute hier in tiefem Respekt vor der Leistung Helmut Schmidts, vor den Leistungen im Laufe seines langen Lebens - als Hamburger Politiker, als Minister verschiedener Bundesregierungen, als Bundeskanzler und schließlich als unabhängiger Geist und Publizist. Er hat sich um unser Land verdient gemacht. Wir werden das nie vergessen.

Ich danke Ihnen.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung


 

Bundespräsident Heinz Fischer
Heinz Fischer: „Ein großer Staatsmann ist von uns gegangen“
Wien (hofburg) - „Mit großer Trauer habe ich vom Ableben von Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt vernommen. Mit Helmut Schmidt ist ein großer Staatsmann von uns gegangen, der nicht nur in Deutschland, sondern weltweit respektiert wurde. Er hat als Senator seiner Heimatstadt Hamburg, als Mitglied der deutschen Bundesregierung, als Bundeskanzler und als Autor zahlreicher Bücher das Bild Deutschlands entscheidend und positiv geprägt. Seine Stimme hatte im In- und Ausland Gewicht, er war in schweren Stunden entscheidungsfreudig und seine Handlungen waren von großem Verantwortungsbewusstsein und moralischen Kategorien geprägt.

Breite Anerkennung fand in diesem Zusammenhang der ökonomische Sachverstand von Helmut Schmidt in Verbindung mit dem Gefühl für soziale Gerechtigkeit. Besonders verdient hat sich Helmut Schmidt um die europäische Integration gemacht. Nach seinem Ausscheiden aus der Tagespolitik blieb Helmut Schmidt ein anerkannter Staatsmann und Publizist, dessen politische Meinungen und historische Erfahrung gefragt waren.
Ich habe Helmut Schmidt schon in den siebziger Jahren kennen gelernt und ihn zuletzt noch vor wenigen Monaten in Wien gesehen. Jedes Gespräch mit ihm war beeindruckend und fruchtbringend.

Im Namen der Republik Österreich sowie in meinem eigenen Namen drücke ich der Bundesrepublik Deutschland sowie allen Angehörigen des Verstorbenen unsere tiefst empfundene Anteilnahme und unseren aufrichtigen Respekt gegenüber einem Mann aus, dessen Denken und Handeln für Deutschland, Europa und die Welt viel Nutzen gebracht hat.“, so der Bundespräsident.


 

Nationalratspräsidentin Doris Bures
Stimme von Helmut Schmidt wird schmerzlich fehlen – Altkanzler Schmidt war tatkräftiger Visionär und großer Europäer – Sein Tod hinterlässt unermessliche Lücke
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Doris Bures zeigt sich tief betroffen vom Tod des deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt: "Helmut Schmidt war einer der ganz großen Nachkriegspolitiker der Bundesrepublik Deutschland und vor allem auch ein großer Europäer. Als Kanzler war er ein tatkräftiger Visionär, Deutschland profitiert bis heute von seinem Einsatz für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Auch nach seiner politischen Laufbahn setzte er sich als Journalist und Vordenker sehr erfolgreich für humanistische, solidarische und weitsichtige Politik in Deutschland, Europa und der Welt ein. Und nicht zuletzt war Helmut Schmidt auch einer der ganz großen Sozialdemokraten Europas."

Schmidt war von 1974 und bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt deutscher Bundeskanzler. Seit 1983 war Schmidt Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" und publizierte zahlreiche Bücher. Heute, Dienstagnachmittag, starb er mit 96 Jahren in Hamburg. Nationalratspräsidentin Bures: "Der Tod von Helmut Schmidt hinterlässt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann. Seine weise Stimme wird in der Öffentlichkeit schmerzhaft fehlen. Mein tiefes Mitgefühl gilt heute vor allem Schmidts Familie."


 

 Bundeskanzler Werner Faymann
„Ein Jahrhundertpolitiker und prinzipienfester Sozialdemokrat“ – Helmut Schmidt hat Deutschland, ja ganz Europa seinen Stempel aufgedrückt – Wegbereiter eines friedlichen Europas – Moralische Instanz und kritischer Geist
Wien (sk) - SPÖ-Bundesparteivorsitzender, Bundeskanzler Werner Faymann und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid sind tief betroffen über das Ableben des deutschen SPD-Politikers und Bundeskanzlers a.D. Helmut Schmidt. „Helmut Schmidt war ein großer und prinzipienfester Sozialdemokrat, der immer die Menschen, ihre Sorgen und Nöte im Blick hatte. Mit Helmut Schmidt verlieren wir einen Jahrhundertpolitiker, der Deutschland, ja ganz Europa seinen Stempel aufgedrückt hat. Mit seinem leidenschaftlichen Einsatz für Europa gilt Helmut Schmidt als einer der bedeutendsten Wegbereiter eines friedlichen und geeinten Europas“, sagten Faymann und Schmid in Würdigung des verstorbenen deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt.

Mit seinem politischen Lebenswerk und seinem unbedingten Einsatz für die Menschen habe sich Helmut Schmidt nicht nur in die Geschichtsbücher eingetragen, sondern sich auch über alle Partei- und Ländergrenzen hinaus Achtung, Bewunderung und Ansehen verschafft, unterstrich Faymann. „Helmut Schmidt stellte in all seinen vielfältigen Tätigkeiten, ob als Innensenator, SPD-Fraktionsvorsitzender, Minister und Kanzler stets das Wohl der Menschen ins Zentrum seiner Bemühungen. Helmut Schmidt war eine moralische Instanz, Grundkonstante seines Lebens war stets der volle Einsatz für Freiheit und Demokratie. Mit Helmut Schmidt verliert die Sozialdemokratie einen großen Mitstreiter und ebenso wachen wie kritischen Geist, dessen Wortmeldungen, Kommentare und Bücher unverzichtbare Orientierungshilfe in einer zunehmend komplexer werdenden Welt waren“, betonte Faymann.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Schmid würdigte Helmut Schmidt als „Homo politicus par excellence, bei dem sich Menschenkenntnis, Intelligenz und Erfahrung aufs Vortrefflichste verbunden haben“. Der deutsche Altkanzler habe mit seinem Lebenswerk „Unverzichtbares für die Demokratie und Wegweisendes für ein friedliches Europa“ geleistet, sagte Schmid, der an ein wichtiges Credo Schmidts erinnerte, nämlich:
Seid dankbar, dass es euch so gut geht, und solidarisch gegenüber jenen, denen es nicht so gut geht. „Dieses Credo von Helmut Schmidt ist gerade jetzt, da es in der Flüchtlingsfrage so dringend europäische Solidarität braucht, Auftrag und politisches Vermächtnis zugleich“, betonte Schmid.

Helmut Schmidt sei ein grundsatzfester Demokrat gewesen, der die Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen und auch in kritischen Situationen stets den demokratischen Rechtsstaat verteidigt hat, so Schmid weiter. „Er war einer der großen Architekten der Europäischen Einigung und des deutsch-französischen Miteinanders und gemeinsam mit Willy Brandt ein visionärer Gestalter der deutschen Ostpolitik.“ Abschließend hält Schmid fest: „Helmut Schmidt wird als eine der prägendsten Persönlichkeiten der internationalen Sozialdemokratie unvergessen bleiben.“


 

 Vizekanzler Reinhold Mitterlehner
Helmut Schmidt war Mitbegründer des europäischen Gedankens – Früherer deutscher Bundeskanzler war über Partei- und Landesgrenzen hinweg anerkannt und geschätzt
Wien (övp-pd) - "Mit Helmut Schmidt verliert nicht nur die Bundesrepublik Deutschland, sondern ganz Europa einen großen Staatsmann. Er hat sich für ein geeintes Deutschland eingesetzt und gehörte zu den Mitbegründern und Verstärkern des europäischen Gedankens", sagt ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner anlässlich des Ablebens des früheren deutschen Bundeskanzlers. Neben seinem politischen Schaffen war Schmidt als Publizist und Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" erfolgreich und über Partei- und Landesgrenzen hinweg für seine Analysen geschätzt. "Er gehörte zu den prägendsten Persönlichkeiten seiner Zeit", so ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald, der ebenfalls auf Schmidts Einsatz für ein gemeinsames Europa und sein Mitwirken an der Einführung des Europäischen Währungssystems verweist. Die gesamte Österreichische Volkspartei spricht den Angehörigen Helmut Schmidts ihre tiefe Anteilnahme aus.


 

FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache
Helmut Schmidt war Politiker mit Vorbildwirkung
Wien (fpd) - FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache würdigte den verstorbenen ehemaligen deutschen Kanzler Helmut Schmidt als einen bedeutenden Politiker mit Vorbildwirkung. Helmut Schmidt habe sich nicht gescheut, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Seine klugen und offenen Analysen würden in Hinkunft schmerzlich fehlen.


 

 Grünen-Sprecherin Eva Glawischnig
Glawischnig würdigt deutschen Altkanzler Helmut Schmidt als großen Befürworter eines gemeinsamen Europa
Wien (grüne) - "Mit Helmut Schmidt ist ein großer Befürworter eines vereinten Europa von uns gegangen. In Erinnerung bleiben wird mir sein beeindruckendes Plädoyer für ein gemeinsames und solidarisches Europa, das er 2011 vor dem SPD-Parteitag in Berlin gehalten hat", betont Eva Glawischnig, Klubobfrau und Bundessprecherin der Grünen.


 

Team Stronach Klubobmann Robert Lugar
Schmidt – Ein Visionär für ein vereintes Europa ist gegangen
Wien (str) - „Eine große Persönlichkeit, ein Visionär für ein vereintes Europa ist von uns gegangen“, würdigte Team Stronach Klubobmann Robert Lugar die Verdienste des deutschen Altkanzlers Helmut Schmidt. „Er war immer dafür bekannt, zu sagen, was er denkt, auch wenn es gegen die Parteilinie ging“, hob Lugar hervor.

 

 

 

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