Künstliches Blut als Forschungsvision

 

erstellt am
23. 11. 15
11:00 MEZ

Diesjähriger Philip Levine Preis geht an Experten der Med Uni Graz
Basel/Graz (med-uni) - Univ.-Prof. Dr. Peter Schlenke, Vorstand der Univ.-Klinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, Medizinische Universität Graz, wurde kürzlich in Würdigung seiner herausragenden und innovativen Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Immunhämatologie und angrenzender Fachdisziplinen auf der 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie in Basel mit dem Philip Levine Preis ausgezeichnet. Der Preis in Höhe von EUR 10.000,00 wird zweijährig zum Gedenken an Philip Levine– einem US-amerikanischen Immunologen und Hämatologen und herausragenden Pionier der Blutgruppenserologie – vergeben.

Starke Forschung in der Transfusionsmedizin
Die Laudatio für den diesjährigen Preisträger hielt Prof. Dr. Harald Klüter vom Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie der Universität Heidelberg, mit dem Peter Schlenke gemeinsame Jahre der Wissenschaft und Forschung an der Medizinischen Universität Lübeck verbinden. „Die Auszeichnung ist eine sehr große Motivation für mich und mein Team an der Medizinischen Universität Graz die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Transfusionsmedizin, Stammzellforschung und regenerativen Medizin fortzusetzen und auszubauen“, blickt Peter Schlenke in die Zukunft.

Künstlicher Blutersatz im Zentrum der Grazer Forschung
Seit langem arbeiten der engagierte Wissenschafter, der erst im letzten Jahr von Deutschland nach Österreich gewechselt ist und sein Team an der künstlichen Generierung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) aus adulten, fetalen und sogenannten induzierbaren pluripotenten Stammzellen. Diese grundlagenorientierte Forschung ist nicht nur für einen möglichen „künstlichen“ Blutersatz von Interesse, sondern dient auch dem besseren Verständnis von nichtmalignen Erkrankungen der roten Blutkörperchen (zB. Sichelzellanämie, Thalassämie)

Gegenwärtig erforschen Peter Schlenke und seine Lebenspartnerin Isabel Dorn, die im Frühjahr 2016 in Graz „durchstarten“ möchte, gemeinsam mit WissenschafterInnen des Instituts für Hygiene an der Universität Münster (Prof. Helge Karch, Prof. Johannes Müthing) die pathophysiologischen Zusammenhänge zwischen dem hämolytisch-urämischen Syndrom, einer gefürchteten Komplikation einer Infektion mit enterohämorrhagischen Escherichia coli, dessen Shigatoxin möglicherweise die Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese) hemmt.

Das Shigatoxin interagiert hierbei mit seinem Rezeptor, dem Globotriaosylceramid (Gb3Cer, CD77), einem Molekül aus der Familie der Glykolipide. Dieses wird unter dem Einfluss des Enzyms a-1-4-Galactosyltransferase, für welches das A4 GALT Gen (Chromosom 22q13.2) kodiert, als Zellmembranbestandteil von Erythrozyten und Endothelzellen produziert.

Gb3Cer ist eng verwandt mit dem Blutgruppensystem P1PK, welches Philip Levine und Karl Landsteiner am Rockefeller Institute in New York 1927 (P1Antigen) entdeckt haben. Und so schließt sich zufällig der Kreis zwischen dem diesjährigen Preisträger Peter Schlenke aus Graz und dem Namensgeber des Preises Philip Levine aus New York.

 

 

 

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