Breitbandausbau: Große Erwartungshaltung
 im Nationalrat

 

erstellt am
27. 11. 15
11:00 MEZ

Schaffung von Chancengerechtigkeit für Bundesminister Stöger Grundsatz bei Infrastruktur-Investitionen
Wien (pk) - Wie innovationsfreudig Österreich ist, diskutierte der Nationalrat am 26.11. nach der Debatte über das Wissenschaftsbudget auch anhand der Budgetvorschläge des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) für 2016. Viel erwarten sich die Abgeordneten vom österreichweiten Ausbau des Hochleistungsinternets, der unter Federführung des Infrastrukturministeriums umgesetzt wird. Ziel der sogenannten Breitbandinitiative ist Bundesminister Alois Stöger zufolge, mit schnellem Internet unterversorgte Regionen in Österreich bessere Chancen zu geben, gerade in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Verteilung der Breitbandmilliarde richte sich daher vorrangig nach der regionalen Versorgungsdichte. Für seine Verkehrspolitik hält Stöger an der Maxime fest, mit langfristigen Investitionen insbesondere im Schienenverkehr zur Belebung der Wirtschaft und folglich zur Arbeitsplatzsicherheit beizutragen.

Dementsprechend veranschlagt das BMVIT nächstes Jahr steigende Ausgaben in den Bereichen Verkehr und Infrastruktur. Hier werden als Ausgabenobergrenze insgesamt 3,83 Mrd. € im Bundesvoranschlag ausgewiesen, was einer Steigerung um 481,4 Mio. € gegenüber 2015 entspricht. Für Forschung sieht das BMVIT Ausgaben von 428,079 Mio. € vor, etwas weniger als 2015 (429,2 Mio. €). Infrastrukturminister Stöger stellte aber vorweg klar, Forschung als für die Zukunft so wichtiger Bereich erfahre keine tatsächlichen Mittelkürzungen. Nominelle Senkungen bei einigen Budgetposten ergäben sich aus Umschichtungen der Mittel. Ungeachtet dessen lädt er Unternehmen ein, sich schon zu ihrem eigenen Nutzen intensiver an Forschungsprogrammen zu beteiligen. Als erstes Wirkungsziel seiner Forschungsagenden nennt Bundesminister Alois Stöger deswegen in den Erklärungen zum Budget die Steigerung der Intensität von Forschung, Technologie und Innovation bei Unternehmen. Außerdem brauche Österreichs Infrastruktur neue Technologien zur Bewältigung des Klimawandels und zur Schonung knapper werdender Ressourcen, vor allem im Mobilitätssystem. Zu erhöhen sei schließlich auch die Zahl der Frauen bei den Beschäftigten im Technologie- und Innovationssektor.

Wie bei allen Budgetkapiteln bildete die Untergliederung des zuständigen Ressorts nur einen Teil der Debattengrundlage. Die Budgetnovelle für Änderungen bei den Ausgaben heuer bzw. im Bundesfinanzrahmen bis 2019 lieferte den Abgeordneten zudem Anhaltspunkte über aktuelle Maßnahmen der Bundesregierung, die beim Beschluss des Finanzrahmes letztes Jahr noch nicht mitbudgetiert waren.

Europäischen Kommission muss Breitbandmilliarde noch zustimmen
Bis 2020 soll die flächendeckende Versorgung Österreichs mit ultraschnellem Internet erreicht sein, ist Minister Stöger zuversichtlich. Die Zustimmung der Europäischen Kommission zur Investition von 1 Milliarde Euro in den Breitbandausbau stehe kurz bevor. Bei der Mittelausschüttung beachte man vorrangig unterversorgten Regionen, sodass diese die gleichen Chancen wie etwa urbane Gebiete erhalten.

Elisabeth Hakel (S), Johann Singer und Fritz Grillitsch (beide V) erachten den Breitbandausbau ebenfalls als essentiell zur Überwindungen der sozialen und regionalen Kluft im Land. Grillitsch findet das Projekt sogar "lebenswichtig" für den ländlichen Raum. Die Attraktivität ländlicher Regionen hänge stark von der Qualität des Internets ab, gerade in Bezug auf die Arbeitsplatzsituation, bestätigte Singer. Johannes Schmuckenschlager (V) bemerkte allerdings im Zusammenhang mit dem Breitbandausbau, dabei würden vor allem ausländische Telekomdienstleister unterstützt, anstatt lokale Netzbetreiber. Generell sollte das Gesamtvolumen dieses Projekts von einer auf fünf Milliarden ausgeweitet werden. Andreas Hanger (V) relativierte zwar, vieles werde vom BMVIT beim Hochleistungsinternet-Ausbau gut verwaltet, er drängt aber darauf, den Breitbandzugang wirklich für alle Österreicherinnen und Österreicher leistbar zu machen. Seine Parteikollegin Eva-Maria Himmelbauer riet, die Frist der Breitbandvergaben im ersten Call auf ein Jahr zu verlängern

Wohin bewegt sich die Verkehrspolitik?
Mit richtigen Investitionen wolle er den Menschen mehr Freiheit durch Mobilität geben, betonte Minister Stöger in seiner Erklärung zum angewachsenen Verkehrsbudget. Große Tunnelprojekte gehörten ebenso dazu wie die Gewährleistung von regionalen Busverbindungen und - wo nötig - die Stärkung des Autoverkehrs. Dokumentiert sei der Erfolg dieser Politik etwa im erfolgreichen Ausbau der Westbahn, sagte Stöger, der grundsätzlich festhielt, Planungssicherheit und verantwortungsvollem Wirtschaften räume sein Ressort bei allen Projekte höchste Priorität ein.

Das Verkehrsbudget biete sichere Rahmenbedingungen für eine zukunftsgerichtete Mobilitätspolitik, sind die Sozialdemokraten Anton Heinzl und Johann Hell einer Meinung, wobei sie insbesondere auf die Bedeutung dieses Bereichs für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzsicherheit hinwiesen. Mit auf Jahrzehnte hinaus geplanten Investitionen in Verkehrsprojekte würden für Wirtschaft und Gesellschaft die Weichen in die Zukunft gestellt, führte Hermann Lipitsch (S) weiter aus. Gerade kleine und mittelgroße Projekte nützten der heimischen Bauwirtschaft, so Andreas Ottenschläger (V). Das habe man in der Vergangenheit beispielsweise am Bau der Großglockner-Hochalpenstraße gesehen, erinnerte Maximilian Unterrainer (S). Die Investitionen von 14,6 Mrd.€ in die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bis 2021 hob Dietmar Keck (S) hervor, weil damit nicht zuletzt der Ausbau der Südbahn gesichert werde, wie Johann Rädler (V) ergänzte. Bei Investitionsentscheidungen in den Verkehr seien immer auch die Auswirkungen auf das gesamteuropäische Verkehrsnetz zu beachten, warb Elisabeth Pfurtscheller (V) für geplante Projekte, die von Grünen und NEOS kritisiert werden.

Michael Pock (N) monierte nämlich in Anspielung auf die Arbeiten an Semmering-, Koralm- und Brennerbasistunnel, hier würden die falschen Prioritäten gesetzt. Einen sorgsameren Umgang mit den Mitteln für geplante Ausbauten der Eisenbahn-Infrastruktur erwarten auch Gerhard Deimek (F) und Georg Willi (G) vom Verkehrsminister, zumal per Nachtragsbudget das Verkehrsministerium zusätzliche Milliarden für die Bahn erhalte, wie Willi aufzeigte. Für ihn sind generell finanzielle Anstrengungen im Regional- und Nachverkehr jenen in Fernverbindungen vorzuziehen. Arbeiten an transeuropäischen Netzen hält Erwin Angerer (F) nur dann für wirtschaftlich sinnvoll, wenn die Mittel dafür effizient eingesetzt und aufgebracht werden, sprich man auch EU-Gelder dafür abruft. Mit einem Entschließungsantrag setzte er sich dafür ein, dass das Güterverkehrszentrum in Fürnitz ausgebaut wird, am besten in Verbindung mit dem Projekt Koralmtunnel.

"Stiefkinder" der Verkehrspolitik sind für Christian Hafenecker (F) regionale Bahnverbindungen, die privatisiert wurden. Besonders am Herzen liegt ihm die Bahnstrecke Hainfeld-Weissenbach an der Triesting, deren Rückkauf durch die ÖBB er eigens beantragte. Der Salzburger Franz Leonhard Eßl (V) wünscht sich wiederum einen Ausbau der Bahnverbindungen in seinem Heimatbundesland. Bei der Infrastruktur für den Schienengüterverkehr, besonders in Westösterreich sieht Christoph Hagen (T) noch großen Verbesserungsbedarf. Harald Walser (G) ergänzte in Bezug auf den Personenschienenverkehr, die Bahnreisezeit von Salzburg nach Vorarlberg habe sich in den letzten Jahrzehnten verlängert, zudem sei die Strecke störungsanfällig.

Zum Automobilverkehr hatten die Redner von FPÖ und Team Stronach auch einiges zu sagen. Erbost äußerte sich Hagen zu den seiner Meinung nach überhöhten Abgaben, die AutofahrerInnen zu leisten haben; besonders für Personen in abgelegenen Regionen sei dies eine Zumutung. Sein Parteikollege Leopold Steinbichler verlangte per Antrag ein Gesetz, das für die Berechnung der Prämie von Kaskoversicherungen den Zeitwert gemäß Eurotax-Liste eines Fahrzeugs vorsieht. Thomas Schellenbacher (F) zeigte sich besorgt über die budgetäre Situation der Autobahngesellschaft ASFINAG, die hoch verschuldet sei. Betreibermodelle zur Wartung der Straßeninfrastruktur empfiehlt er hier als Lösungsansatz. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h auf der Autobahn nach Salzburg erzürnt Rupert Doppler (o.F.). Georg Willi (G) indes warf dem Verkehrsminister mangelndes Engagement in dessen Reaktion auf den Abgas-Manipulationsskandal bei Volkswagen vor. Konkret verlangt der Grünen-Verkehrssprecher, dass die Testangaben von Autoherstellern über Abgaswerte staatlich nachgeprüft werden. Dem Flugverkehr wandte sich schließlich Gerhard Deimek (F) zu, als er mit einem Antrag auf die Abschaffung der Flugabgabe drängte. Diese "Ticketsteuer" schade dem heimischen Standort und der österreichischen Luftverkehrswirtschaft massiv.

Stöger sieht Forschung als Dienst an Gesellschaft
Eine Hebelwirkung im Sinne von Gesellschaft und Wirtschaft verspricht sich Minister Stöger von der Forschungsförderung und leitet daraus seine diesbezüglichen Aktivitäten ab: 100 Mio. € sehe sein Ressort nächstes Jahr für die Förderung neuer Produktionsformen in der Industrie vor, 85 Mio. € für Forschung im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), beträchtliche Summen gebe es außerdem für alternative Energietechnologien, für neue Mobilitätsformen wie selbstfahrende Autos und für die Weltraumforschung.

Mit den veranschlagten Mitteln für Forschung sichere Österreich seinen Platz im internationalen Spitzenfeld, befand Philip Kucher (S). Neben dem Breitbandausbau hält er vor allem die IKT-Wirtschaft und den Energiesektor für echte "Wachstumstreiber". Markus Vogl (S) begrüßte auch die Auszahlung von Forschungsprämien an internationale Konzerne mit Standort im Inland, komme diese Art der Unterstützung doch wieder der heimischen Bevölkerung zugute. Die Forschungsförderung für neue digitale Produktionsverfahren (Industrie 4.0) beschrieb Nurten Yilmaz (S) für eine optimal auf die gesellschaftliche Entwicklung abgestimmte Maßnahme. In puncto Gesellschaft und Forschung ersuchten SPÖ und ÖVP in einem gemeinsamen Entschließungsantrag den Bundesminister, das als Instrument zur Gleichstellungsförderung gedachte Projekt genderATlas der Technischen Universität Wien, der Universität Wien und des ÖIR Projekthaus finanziell abzusichern.

Damit Österreich im internationalen Wettbewerb mithalten kann, müsse das Land auf seine Innovationskraft setzen, brachte Eva-Maria Himmelbauer die Sicht der Volkspartei auf den Punkt und nannte ebenso wie Konrad Antoni (S) als konkretes Beispiel dafür die heimische Beteiligung am europäischen Weltraumprogramm. Über 100 Firmen der High-Tech-Wirtschaft sind in Österreich laut Antoni im Weltraumbereich aktiv, was das BMVIT entsprechend forciere. Österreichs Positionierung im EU-Fortschrittsprogramm Horizon 2020 mit einer Bewilligungsrate für innovative Projekte von über 20% wertet Karlheinz Töchterle (V) als Beleg für die hohe Qualität der heimischen Forschung. Eine vermehrte Beteiligung privater Investoren an der Forschungsförderung erhofft er vom Gemeinnützigkeitspaket, das die Regierung zu diesem Zweck plant.

Eindeutig unterfinanziert sind die heimischen Forschungsagenden hingegen aus Sicht von Freiheitlichen, Grünen und NEOS. Axel Kassegger (F) empfahl, die Effizienz der staatlichen Finanzierung in diesem Bereich genau zu durchleuchten. Über zwei Milliarden Euro würden benötigt, um die heimischen Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemäß dem FTI-Ziel auf 3,76% zu erhöhen, verwies Ruperta Lichtenecker (G) auf eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts zur Strategie für Forschung, Technologie und Innovation. In der FTI-Strategie hat die Regierung 2011 Maßnahmen in den Bereichen Forschung, Innovation und Bildung bis 2020 definiert. Bis zu 70% der Forschungsinvestitionen seien von der Wirtschaft zu leisten, so Lichtenecker. Als Anschubhilfe beantragte sie von der Bundesregierung, die Budgets des BMVIT und des Wirtschaftsministeriums deutlich zu erhöhen. Grünen-Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer problematisierte mit Verweis auf eine Analyse des Rats für Forschung- und Technologieentwicklung die budgetäre Ausstattung der Grundlagenforschung im Vergleich zur angewandten Forschung. Zu stärken sei in diesem Zusammenhang auch die translationale Forschung als Schnittstelle zwischen beiden Bereichen, richtete sie dem Infrastrukturminister aus. Mehr Geld für Forschungsausgaben braucht Österreich auch nach dem Dafürhalten von Claudia Angela Gamon (N), die schon in der Debatte zum Wissenschaftsbudget eine Mittelaufstockung im Wissenschaftsfonds (FWF) gefordert hatte. Die Auszahlungen für Forschung und Technologie seien stagnierend, wodurch man den internationalen Anschluss verliere.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

 

 

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