Chancen und Herausforderungen für die Industrie 4.0

 

erstellt am
24. 11. 15
11:00 MEZ

Haslauer: Mit Salzburger Breitbandoffensive werden die wenigen noch verbliebenen Lücken im Breitbandnetz geschlossen
Salzburg (lk) - Mehr als 20 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Forschung gaben kürzlich dem Publikum der Innovationstagung der ITG – Innovationsservice für Salzburg einen Einblick in aktuelle Entwicklungen, Zukunftsausblicke und Herausforderungen einer digitalisierten Wirtschaft. Unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" wird die Verschmelzung klassischer Produktionstechniken mit digitalen Technologien verstanden: Maschinen, Werkstoffe und Produkte kommunizieren selbstständig miteinander, Prozesse laufen automatisch ab, und neue Services können darauf aufgebaut werden. Basis dafür bildet das Internet, das in Salzburg bereits sehr gut ausgebaut ist.

"Im Bundesland Salzburg gibt es nur mehr einige wenige Gebiete, die noch nicht mit Breitband ausgestattet sind", so Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer bei der Tagung. "Mit der Salzburger Breitbandoffensive werden wir auch diese Lücken noch schließen, damit alle Unternehmen sowie Einwohnerinnen und Einwohner bestmöglich auf die digitale Infrastruktur zurückgreifen können."

Dass das in Salzburg schon viele Unternehmen tun, zeigten sie bei der Innovationstagung in der Fachhochschule Salzburg. Die Hagleitner Hygiene International Gmbh wurde durch ihre vernetzten Produkte vom Klopapierhersteller zum Anbieter von innovativer Hygiene, intelligenten Hygienessystemen und Dienstleistungen, die darauf aufbauen. Die Zutritts- und Ticketsysteme von Skidata sind so gut vernetzt, dass Kundinnen und Kunden gar nicht bemerken, dass mehrere Anbieter dahinter stecken. Sie können einen one-stop-shop in Anspruch nehmen, also zum Beispiel von einem Skilift-Betreiber zum nächsten wechseln, ohne dass sich für sie etwas ändert. Der Gewinn wird im Hintergrund auseinandergerechnet, damit jeder Betreiber seinen Anteil erhält. Auch kleinere Unternehmen wie Weinberger Holz nutzen bereits Industrie 4.0. In der Praxis konfiguriert und bestellt der Kunde seinen gewünschten Dachstuhl. Die Produktion läuft weitgehend automatisiert ab. Die menschliche Kompetenz steckt in erster Linie in der Prozessplanung, der Prozesseingabe und der Qualitätskontrolle.

Intelligente Produkte: Chance und Herausforderung für Hersteller
Der Eingangsredner der Tagung, Geschäftsführer der Fraunhofer Austria und Industrie-4.0-Experte Prof. Dr. Ing. Dipl.-Ing. Wilfried Sihn, zeigte, was ein intelligentes Produkt leisten kann. Entfernt er sich zu weit von seiner Tasche, ruft sie den Träger an und macht ihn so darauf aufmerksam, dass er sie vergessen hat. An der eingebauten Batterie kann er seine Geräte wie Smartphone und Laptop aufladen, und via App kann er Standort und Batterieladestand verfolgen. Der weiterführende intelligente Koffer hat eingebaute Gewichtssensoren, die davor warnen, wenn das Reisegepäck das erlaubte Höchstgewicht für den Flug übersteigt, und der Fingerabdrucksensor sorgt dafür, dass nur der Besitzer sein Gepäck öffnen kann. Am Beispiel der Tasche wird auch die Herausforderung für Hersteller erkennbar: Bisher musste er sich mit Kenntnissen zu den Textilien, Haltbarkeit und Design auseinandersetzen. Will er eine intelligente Tasche herstellen, kommen Elektronikkenntnisse und Programmierkenntnisse dazu. Wenn man all dieses Know-how nicht in das Unternehmen holen will oder kann, werden Kooperationen von immer größerer Bedeutung werden. "Kooperationspartner findet man gerade am Standort Salzburg", weiß Walter Haas, Leiter der Standortentwicklung der ITG Salzburg. "Neben vielen Unternehmen, die bereits intelligente Abläufe integriert haben, haben wir hier gute Software-Anbieter und vor allem einige Forschungsschwerpunkte in diesem Bereich."

Daten sind das Öl der Zukunft
Grundlage für alle diese Umsetzungsmöglichkeiten sind Daten. "Daten sind das Öl der Zukunft", so der Leitspruch von Sihn. Doch Daten für sich alleine haben noch keinen Wert. "Die Daten müssen richtig gespeichert werden, und für deren Nutzung muss eine Strategie dahinter stehen", erläuterte Dipl.-Ing. Dr. Andreas Kuhn, Geschäftsführer von Andata Entwicklungstechnologie. Es muss Fragestellungen geben, die mittels Auswertung der Daten beantwortet werden können, und es müssen die richtigen Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. "Durch solche Erkenntnisse können Unternehmen wieder näher an den Endkunden rücken", zeigte Thomas Peruzzi, Geschäftsführer des Investors P-Hold auf. Durch die technischen Möglichkeiten, wie die Vorhersehbarkeit von Ausfällen, kann eine Kette an neuen Serviceleistungen angeboten werden.

Industrie 4.0 und der Mensch
Die Zusammenarbeit des Menschen mit neuen Systemen ist aber trotz aller Unterstützung bei schwerer oder monotoner Arbeit ein sensibles Feld. Es gibt hier Berührungsängste, weshalb Prof. Dr. Manfred Tscheligi, Forscher an der Universität Salzburg, dafür plädiert, die Geräte freundlicher aussehen zu lassen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Umstellungen einzubinden. Sie müssen die Arbeitserleichterung hinter Systemen erkennen, damit Ängste abgebaut werden können und eine funktionierende Hand-in-Hand-Arbeit von Mensch und Maschine möglich wird. Der Mensch wird mehr Zeit der Innovation, der Kreativität und der Qualitätssicherung widmen können und muss keine monotonen und gefährlichen Arbeiten mehr machen.

Je eher Unternehmen auf Industrie 4.0 reagieren, desto mehr können sie für sich, für die Kunden und Mitarbeiter sowie für den Wirtschaftsstandort Salzburg herausholen. Die ITG unterstützt die Unternehmen im Auftrag des Landes und der Wirtschaftskammer Salzburg bei diesen Herausforderungen durch Informations- und Beratungsleistungen.

 

 

 

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