Nationalbank-Gold: Rückholung und
 Prüfung erfolgreich angelaufen

 

erstellt am
14. 12. 15
11:00 MEZ

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) holte mit Ende November 2015 15 Tonnen ihres Goldes zurück in die eigenen Tresore. Bis 2020 wird die Hälfte des österreichischen Goldbestandes in Österreich lagern.
Wien (oenb) - Anlässlich der regelmäßigen Evaluierungen hat sich das Gold- Lagerstellenkonzept der OeNB geändert, wonach bis zum Jahr 2020 die Hälfte des OeNB-Goldbestandes von gesamt 280 Tonnen in Österreich lagern wird. Nach der Rückholung werden künftig somit rund 140 Tonnen in Österreich liegen, davon rund 90 Tonnen in den Tresoren der OeNB und rund 50 Tonnen bleiben in der Münze Österreich AG. Die im Ausland verbleibenden 140 Tonnen werden sich auf London und Zürich mit vermutlich rund 84 und 56 Tonnen verteilen. Somit wird einerseits ein Konzentrationsrisiko auf einen Lagerort reduziert, andererseits aber die Möglichkeit, Gold an den Handelsplätzen London und Zürich im Anlassfall rasch einzusetzen, offen gehalten.

Entwicklung und Bedeutung der Goldreserven
Nach Kriegsende wurden zwischen 1947 und 1958 von den geraubten 78,2 Tonnen Gold 50,1 Tonnen restituiert. Der starke Aufbau der Goldreserven in den 1950er und 1960er Jahren ist auf das Wirtschaftswunder nach dem zweiten Weltkrieg zurückzuführen. Der Höchststand an Goldreserven wurde in den Achtzigerjahren mit rund 657 Tonnen erreicht. Die Lagerung des Großteils der Goldreserven im Ausland ist erstens dem Umstand geschuldet, dass Gold im Krisenfall nur an internationalen Handelsplätzen wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Zweitens spielten auch geopolitische Überlegungen in Zeiten des Kalten Krieges eine Rolle.

Waren Goldreserven für eine Notenbank bis in die frühen Siebzigerjahre zum Erhalt der Goldparität ein entscheidender Faktor, verloren sie als Deckungswert mit Zerfall des Bretton Woods Systems an Bedeutung. Die Einführung des Euros im Jahr 1999 verringerte weiter die Notwendigkeit für das Eurosystem, Kursbewegungen anderer europäischer Währungen mit Gold auszugleichen.

Die Reduktion der OeNB-Goldbestände in den Neunzigerjahren ist daher neben der Hinterlegung von rd. 22 Tonnen des Goldbestandes bei der EZB auch auf Verkäufe zurückzuführen. Seit 2007 liegt der Goldbestand unverändert bei 280 Tonnen.

Nichts desto trotz ist Gold für Zentralbanken traditionell und aktuell ein wichtiges Asset im Rahmen ihrer diversifizierten Währungsreserven und stellt somit einen wichtigen Vermögenswert für die Nationalbank dar. Der Goldbestand aller Zentralbanken der am Euro teilnehmenden Länder bildet einen Teil der Währungsreserven des Eurosystems und dient damit zur Stabilisierung des Euro. Der aktuelle Goldbestand der OeNB entspricht - gemessen an den gesamten Goldreserven des Eurosystems - in etwa dem Kapitalanteil der OeNB im Eurosystem. Der Goldbestand der OeNB ist aus währungspolitischer Sicht angemessen im Verhältnis zur Größe der Währungsreserven und der österreichischen Volkswirtschaft.

Zahlen und Fakten
Die Goldbarren, die von Zentralbanken als Währungsreserven gehalten werden, müssen dem Good Delivery-Standard der London Bullion Market Association entsprechen, welcher u.a. Größe, Gewicht und Feinheit definiert. Der Feingehalt muss mindestens 995 ‰ betragen und bestimmt den tatsächlichen Goldgehalt. Des Weiteren enthalten Good Delivery-Barren eine Seriennummer und den Prüfsiegel des zertifizierten Herstellers. Die bisher eingetroffenen österreichischen Goldbarren wiegen rund 12,5 kg und weisen eine Größe von etwa 25 cm Länge, etwa 7 cm Breite und etwa 4 cm Höhe auf. Jeder einzelne Barren und die genannten Spezifikationen werden in einer sogenannten Barrenliste festgehalten.

Im Zuge der Rückholung des österreichischen Goldes wird eine Echtheitsprüfung jedes einzelnen Barrens durchgeführt: Mit einer hochpräzisen Waage wird das Gewicht überprüft, ein Ultraschallgerät ermöglicht es, in den Kern eines Goldbarrens zu schauen und mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz wird die Feinheit des Goldes bestimmt. Die Echtheit jedes einzelnen der 1.200 nach Österreich zurückgeholten Goldbarren wurde überprüft und bestätigt.

Der österreichische Goldbestand von etwa 90 Tonnen, der bis 2020 in den Tresoren der OeNB lagert, umfasst rund 7.200 Stück Goldbarren. Der Gesamtbestand von 280 Tonnen entspricht somit etwa 22.400 Goldbarren.

Das Land mit den höchsten Goldreserven sind die USA (rd. 8.133 Tonnen) gefolgt von Deutschland (rd. 3.381 Tonnen) und Italien (rd. 2.452 Tonnen). Das Eurosystem gemeinsam hält aktuell einen Goldbestand von etwa 10.789 Tonnen.

London und Zürich sind nach wie vor die bedeutendsten Handelsplätze für physisches Gold, in New York werden vor allem Terminkontrakte und Optionen gehandelt. Die Preisnotiz ist US-Dollar pro Feinunze (1 Unze = 31,103 Gramm).

 

 

 

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