Prognose für 2016 und 2017

 

erstellt am
17. 12. 15
11:00 MEZ

Konsumausgaben erhöhen Wirtschaftswachstum in Österreich
Wien (wifo) - Der heimische Konsum trägt erstmals seit vier Jahren wieder kräftig zum Wirtschafts- wachstum bei. Neben der Steuerreform, die die Einkommen der privaten Haushalte erhöht, sorgen auch die Ausgaben für Flüchtlinge für einen deutlichen Nachfrage- schub in den Jahren 2016 und 2017. Das Bruttoinlandsprodukt wächst mit +1,7% in beiden Jahren wesentlich stärker als in den Jahren davor.

Auch im Jahr 2015 wuchs die Wirtschaft in Österreich nur wenig, das Bruttoinlandsprodukt dürfte gegenüber dem Vorjahr lediglich um 0,8% gestiegen sein. Das Wachstum lag damit das vierte Jahr in Folge unter 1%. Die Schwäche des weltwirtschaftlichen Umfeldes dämpfte den Außenhandel, und die Investitionen zogen erst im Jahresverlauf an. Der private Konsum nahm aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und einer schwachen Einkommensentwicklung gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig zu.

Trotz der geringen Grunddynamik der Konjunktur dürfte die Wirtschaft in den kommenden Jahren allerdings deutlich kräftiger wachsen, da die heimische Nachfrage vom verstärkten Konsum profitiert. Dazu trägt auch der Anstieg der Zahl der Asylanträge 2015 und 2016 bei, der die Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Asylsuchenden sowie für die bedarfsorientierte Mindestsicherung erhöht und somit einen Steigerung des privaten und öf- fentlichen Konsums nach sich zieht. Die Steuerreform, die Anfang 2016 in Kraft tritt, entlastet die Einkommen der privaten Haushalte und hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Kon- sumausgaben, der allerdings durch Gegenfinanzierungsmaßnahmen abgeschwächt wird.

Auch das außenwirtschaftliche Umfeld gewinnt in den kommenden Jahren wieder etwas an Dynamik. In den USA bleibt die Konjunktur robust, und im Euro-Raum erholt sich die Wirtschaft zögerlich. Zudem dürfte die Talsohle der Rohstoffpreisentwicklung weitgehend erreicht sein. Dadurch verbessert sich die Konjunktur auch in den Schwellenländern allmählich wieder. Die österreichische Ausfuhr dürfte daher wieder stärker zunehmen. Auch die Ausrüstungsinvestiti- onen werden 2016 und 2017 wieder etwas dynamischer wachsen und Impulse für die Kon- junktur liefern. Die Bauwirtschaft entwickelt sich hingegen weiter schwach. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt 2016 und 2017 gegenüber dem Vorjahr um jeweils 1,7% zunehmen.

Die Zahl der Beschäftigten steigt weiter. Zusätzliche Arbeitsplätze entstehen dabei vor allem in den Dienstleistungsbereichen. Der langjährige Trend einer Ausweitung der Teilzeitbeschäfti- gung wird in diesen Bereichen wahrscheinlich anhalten; das gesamtwirtschaftliche Arbeits- volumen wird daher nicht im selben Ausmaß zunehmen wie die Wirtschaftsleistung. Zudem hält der Beschäftigungsaufbau nicht mit dem Anstieg des Arbeitskräfteangebotes mit. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich demnach weiter. 2016 dürfte die Arbeitslosenquote auf 9,7% und 2017 auf 10,2% steigen.

Der Rückgang der Rohölpreise dämpft die Inflation 2015 erheblich. Im Lauf des Jahres 2016 sollte dieser Effekt allmählich ausklingen. Zudem werden die Maßnahmen der Steuerreform 2016 preiswirksam. Das WIFO rechnet mit einem wieder höheren Anstieg der Verbraucher- preise gegenüber dem Vorjahr von 1,5% 2016 und 1,7% 2017.
Die Bankenhilfen belasten voraussichtlich auch in den kommenden Jahren die öffentlichen Haushalte, wenngleich nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Hinzu kommen höhere Ausgaben aufgrund der Flüchtlingsmigration. Die Steuerreform, die Anfang 2016 in Kraft tritt, hat einen deutlichen Rückgang der Einnahmen aus der Lohn- und Einkommen- steuer zur Folge. Allerdings entlasten niedrige Zinszahlungen, geringere Ausgaben für Pensio- nen als veranschlagt und eine günstige Einnahmenentwicklung 2015 das Budget. 2015 dürfte das Maastricht-Defizit deshalb 1,6% des Bruttoinlandsproduktes betragen. 2016 rechnet das WIFO mit einem Anstieg des Defizits auf 1,9%; 2017 dürfte es wieder auf 1,7% zurückgehen.

 

 

 

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