Leichte Konjunkturaufhellung zum Jahreswechsel

 

erstellt am
18. 01. 16
11:00 MEZ

Zuversicht in heimischer Industrie spürbar gestiegen und Konsumentenstimmung überwindet Tiefpunkt – trotz Gegenwind aus den Schwellenländern
Wien (bank austria) - Trotz des Gegenwinds aus den Schwellenländern, insbesondere durch die zunehmenden Sorgen um die Wirtschaftsdynamik in China, hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich zum Jahresende 2015 verbessert. Die österreichische Wirtschaft hat das alte Jahr dennoch nur verhalten abgeschlossen und nur eine schwache Wachstumstendenz aufgewiesen. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Dezember 2015 auf minus 0,1 Punkte angestiegen. Damit ergibt sich für das Schlussquartal 2015 ein durchschnittlicher Indikatorwert von minus 0,2 Punkte. Das lässt darauf schließen, dass die österreichische Wirtschaft im vierten Quartal im Vergleich zum Vorquartal nur wenig zulegen konnte“, analysiert Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Trotz der gestiegenen globalen Unsicherheiten in der zweiten Jahreshälfte betrug das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr 2015 geschätzte 0,9 Prozent und war damit klar höher als im Jahr davor.

Die österreichische Industrie hat Ende 2015 stimmungsmäßig zu Europa aufgeschlossen
Die österreichische Wirtschaft startet ins neue Jahr unter leicht verbesserten Rahmenbedingungen. „Der Anstieg des Bank Austria Konjunkturindikators im Dezember war von einer generellen Stimmungsaufhellung in der heimischen Wirtschaft getragen. Damit hat sich die Stimmungslage in Österreich der deutlich besseren in fast allen Ländern des Euroraums zumindest angenähert“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Zwar konnte der Pessimismus der heimischen Konsumenten im Dezember den Jahrestiefstwert des Vormonats überwinden, jedoch sind die heimischen Verbraucher weiterhin sehr skeptisch. Im Jahresdurchschnitt 2015 zeigt sich in Österreich, als eines von wenigen europäischen Ländern, eine klare Verschlechterung der Konsumentenstimmung gegenüber 2014.“ Nur noch während der Wirtschaftskrise 2009 war der Pessimismus unter den österreichischen Konsumenten größer, was mit der negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt, angesichts der im europäischen Vergleich aber weiterhin viel günstigeren Lage in Österreich nur unzureichend erklärt werden kann. Dagegen schätzen die heimischen Sachgütererzeuger die Geschäftsaussichten zum Jahreswechsel nicht nur optimistischer als vor einem Monat ein, sondern sogar so gut wie noch nie im abgelaufenen Jahr. Die österreichische Industrie hat Ende 2015 stimmungsmäßig zu Europa aufgeschlossen.

Konjunkturauffrischung zu Beginn 2016
Bereits zu Beginn des Jahres 2016 ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria eine Konjunkturauffrischung zu erwarten. „Nach der moderaten Wachstumsphase Ende 2015 sollte die österreichische Wirtschaft im ersten Quartal 2016 unterstützt durch die Effekte der Steuerreform spürbar expandieren können. Wir rechnen mit einem Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn von bis zu 0,5 Prozent zum Vorquartal“, so Bruckbauer. Die Steuerreform und die Wohnbauinitiative werden 2016/17 für eine Konjunkturbelebung mit einem BIP-Anstieg von rund 1,5 Prozent sorgen. Auch wenn das externe Umfeld problematisch bleibt, weisen die bisher verfügbaren realwirtschaftlichen und umfragebasierten Daten auf keine Ansteckung der Eurozone durch die Probleme in den Schwellenländern hin. Darüber hinaus wird die Stabilität der Erholung im Euroraum gestärkt durch die solide Binnennachfrage – die vom anhaltenden Rückgang der Ölpreise profitiert – die verzögerte Unterstützung durch die bereits erfolgte Euro-Abwertung sowie die gute Performance der klassischen Exportmärkte.

Inflation steigt 2016 moderat
Der starke Preisverfall von Rohöl dämpfte die Teuerung in Österreich zum Jahresausklang 2015 spürbar. Im Dezember bliebt die Inflationsrate weiterhin klar unter der 1-Prozent-Marke. „Im Jahresdurchschnitt 2015 betrug der Anstieg der Verbraucherpreise geschätzte 0,9 Prozent bzw. auf harmonisierter Basis 0,8 Prozent. Nach der höchsten Inflationsrate aller Länder des Euroraums im Jahr 2014 zählte Österreich auch 2015 zu den Ländern mit der höchsten Teuerung in Europa – übertroffen nur von Malta“, fasst Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl zusammen. Im Euroraum sind die Preise 2015 im Durchschnitt unverändert geblieben. Der Aufschlag in Österreich ist vor allem auf stärkere Preissteigerungen von Dienstleistungen, wie Bewirtung sowie Freizeit und Kulturangebote zurückzuführen. Zudem schlugen sich etwas stärkere Mieterhöhungen und vor allem die geringere Preissenkungen von Haushaltsenergie ungünstig nieder. Die heimische Inflationsentwicklung wird in der ersten Jahreshälfte 2016 vom niedrigen Ölpreis weiterhin gedämpft werden. Jedoch sollte die anziehende Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten nachfragebedingt für eine tendenziell leicht steigende Inflation sorgen. Zudem wird der dämpfende Ölpreiseffekt im späteren Jahresverlauf voraussichtlich auslaufen. „Aufgrund des starken Ölpreisverfalls in den vergangenen Wochen und vorerst auch weiterhin tiefer Ölpreise haben wir unsere Inflationsprognose für 2016 reduziert. Mit 1,4 Prozent wird der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt jedoch über dem Vorjahreswert liegen“, prognostiziert Pudschedl. Österreich wird damit wieder einen Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum aufweisen. In den vergangenen fünf Jahren sind in Österreich die Preise insgesamt um mehr als 4 Prozentpunkte stärker gestiegen als im Euroraum oder im Nachbarland Deutschland.

Lage am Arbeitsmarkt stabilisiert sich 2016
Trotz des schwungvolleren Wachstums bleibt die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt auch 2016/17 angespannt. „Für 2016 erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent. Auf diesem Wert wird die Arbeitslosenquote auch 2017 verharren, da wir optimistisch sind, dass sich im Jahresverlauf 2016 die jüngsten Anzeichen einer Stabilisierung festigen werden. Dazu muss sich jedoch der Anstieg des Arbeitskräftepotenzials verlangsamen und die Konjunktur tatsächlich an Schwung gewinnen“, so Pudschedl abschließend.

 

 

 

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